Corona-Krise kostete 2020 weltweit 114 Mio. Arbeitsplätze

Krisenbedingt sind derzeit rund 100.000 Menschen mehr arbeitslos
Davon gingen 22 Millionen Jobs in OECD-Ländern verloren. OECD-Expertin stellt österreichischer Arbeitsmarktpolitik bei Krisenbekämpfung ein gutes Zeugnis aus.

Weltweit hat die Coronakrise im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr davor laut OECD rund 114 Millionen Arbeitsplätze gekostet, davon 22 Millionen in OECD-Ländern. Trotz der partiellen Erholung seien im OECD-Raum noch über acht Millionen Menschen mehr arbeitslos als vor der Krise, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in Paris mit.

Auf dem Höhepunkt der Coronakrise wurden laut Berechnungen der OECD rund 60 Millionen Arbeitsplätze durch Kurzarbeit gestützt - mehr als zehnmal so viele wie während der Weltfinanzkrise 2008/09. Das habe bis zu 21 Millionen Jobs gerettet und den Anstieg der Arbeitslosigkeit in vielen Ländern gebremst.

Was den Aufschwung gefährden könnte

Der deutliche Konjunkturaufschwung in den 38 Industriestaaten des OECD-Raums hat sich aber noch nicht vollständig auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen. "Es kommt nun sehr auf die richtigen politischen Weichenstellungen an, damit Anreize für Unternehmensinvestitionen und neue Arbeitsplätze geschaffen werden", sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Vorstellung des Beschäftigungsausblicks in Paris.

"Werden die Hilfen zu früh zurückgefahren, gefährdet das den Aufschwung", warnte Cormann. Die kurzfristigen Kosten der fiskalpolitischen Maßnahmen könnten gesenkt werden, indem man die Unterstützung zielgenauer auf die anfälligsten Branchen, Unternehmen und Haushalte ausrichte. Der OECD-Chef empfahl neben der Förderung von Unternehmensgründungen und Initiativen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze auch Arbeitskräfte weiterzuqualifizieren, Umschulungen anzubieten und Job-Matching zu fördern.

Gutes Zeugnis für Österreich

OECD-Arbeitsmarktökonomin Raphaela Hyee stellt der heimischen Arbeitsmarktpolitik bei der Krisenbekämpfung in der Coronakrise ein gutes Zeugnis aus. Die Arbeitslosenrate in Österreich sei bis zum Krisenhöhepunkt weniger stark gestiegen als der OECD-Schnitt, sagte Hyee im APA-Gespräch. Der deutsche Arbeitsmarkt stehe aber besser da als der österreichische, weil Österreich stärker wirtschaftlich vom Tourismus abhängig sei.

Für die OECD-Expertin ist das österreichische Kurzarbeitsmodell "grundsätzlich ein sehr gutes Programm". Es müsse aber ein befristetes Modell inklusive Kostenbeteiligung bleiben und je nach Entwicklung schrittweise zurückgefahren werden. Seit 1. Juli gibt es zwei verschiedene Corona-Kurzarbeitsmodelle in Österreich. Einerseits eine unveränderte Variante für besonders betroffene Unternehmen und andererseits ein Übergangsmodell mit reduzierter Förderhöhe.

Anreize zur Weiterbildung empfohlen

Hyee empfiehlt, dass es für Beschäftigte, die lange in Kurzarbeit sind, Anreize zur Weiterbildung gibt. Für einige Kurzarbeitende sei auch ein Job- oder Branchenwechsel sinnvoll, weil sich manche Unternehmen nur langsam erholen würden.

Verbesserungsbedarf sieht die OECD-Arbeitsmarktökonomin bei den sozialen Sicherungssystemen in Österreich. Im zweiten Quartal 2020 sei das verfügbare Haushaltseinkommen hierzulande im Vergleich zum vierten Quartal 2019 um 10,6 Prozent eingebrochen und habe sich erst wieder im dritten Quartal mit +0,48 Prozent und im vierten Quartal mit +1,03 Prozent stabilisiert.

Unter anderem gebe es in Österreich keine flächendeckende Arbeitslosenversicherung für Selbstständige, Hilfsprogramme für diese Gruppe hätten erst kurzfristig gestartet werden müssen, so die Expertin. Ein weiterer Grund für den starken Einbruch könnte auch die zeitverzögerte Auszahlung von Coronahilfen gewesen sein.

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