Wohnungspreise: Ende des Steilflugs in Sicht

Wohnungspreise: Ende des Steilflugs in Sicht
Die Kaufpreise werden in guten Lagen auch 2022 steigen, aber nicht mehr so ungebremst wie bisher. Denn die Leistbarkeit sinkt.

Wie lange kann sich dieser preisliche Steilflug bei österreichischen Wohnimmobilien noch fortsetzen? 2020 sind die Kaufpreise für Wohnungen um sieben Prozent gestiegen, heuer sollen es laut Matthias Reith, Ökonom von Raiffeisen Research, sogar zehn Prozent sein. Corona hat den Preisanstieg also einmal mehr befeuert. Begonnen hat es im Jahr 2005, seit mittlerweile 15 Jahren legen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern stetig zu.

Demographischer Rückenwind nimmt ab

„Die nächsten zehn Jahre werden anders verlaufen, denn der demografische Rückenwind nimmt ab“, betont Matthias Reith. Auch die gesunkene Leistbarkeit von Wohnraum spreche gegen einen ungebremsten Anstieg. Allerdings: Ein Sturzflug zeichne sich nicht ab, vielmehr ein Anstieg über der Inflationsrate. Andererseits sind die Zinsen so tief, „tiefer geht es nicht mehr“, sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research. Diese Niedrigzinsen erleichtern den Immobilienerwerb. Bei Kreditzinsen von 1,5 Prozent können sich Käufer heute teurere Wohnungen leisten als noch vor zehn Jahren. Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen ist deshalb groß. Die durchschnittlich aufgenommene Kreditsumme hat sich erhöht und beträgt aktuell rund 330.000 Euro.

Eine Stunde Fahrtzeit

Zwei Bundesländer profitieren von dem Zuzug aus anderen Teilen Österreichs, das ist Niederösterreich und das Burgenland. Sowohl im Speckgürtel rund um Wien als auch im Hinterland sind Wohnimmobilien in ländlichen Regionen gefragt, auch als Zweitwohnsitze oder Wochenendhäuser. Dazu hat der pandemiebedingte Trend zum Homeoffice beigetragen: Denn wenn man nicht täglich, sondern nur zwei oder dreimal die Woche ins Büro pendeln muss, werden auch Lagen in der Peripherie wie das Waldviertel interessant. „Je kleiner der Wohnort, desto größer ist die Überzeugung vom Landleben“, sagt Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien. Eine Stunde Fahrzeit rund um Wien nehmen Interessenten im Kauf, wenn die nötige Infrastruktur vorhanden ist. „Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist nicht mehr so wichtig wie eine gute Internetverbindung“, so der Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien. Auch zu dieser Entwicklung habe das Homeoffice beigetragen.

Gewinner und Verlierer dieser Entwicklung

Gewinner des Wohnimmobilien-Booms sind Baugrundstücke, die vermehrt auch zur Geldanlage gekauft werden, sowie Wohnimmobilien im Speckgürtel. Verlierer sind hingegen Wohnimmobilien in städtische Lagen ohne Freiflächen (Balkon, Terrasse oder Eigengarten). Auch Grundrisse könnten sich in Folge der Pandemie verändern: Wohn-Küchen könnten kleiner werden und im Gegenzug Platz für einen zusätzlichen (Arbeits-) Raum machen.

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