Wandmuster: Diese alte Handwerkstechnik liegt wieder im Trend

Wandmuster: Diese alte Handwerkstechnik liegt wieder im Trend
Eine alte Handwerkstechnik wird gerade wiederbelebt. Mit der Strukturrolle können kreative Muster an die Wand gezaubert werden

Es gibt sie mit Ornamenten, Blumenmustern und floralen Ranken – aber auch mit linearen Mustern, Strichen und Punkten. Die Rede ist von Strukturwalzen, mit denen man Muster und Dekorationen auf einfärbige Wände aber auch Möbelstücke malen kann. Es handelt sich dabei um eine alte Handwerkstechnik, die in den 1950er Jahren ihren Höhepunkt erreicht hat – bis sie dann in den 1970er Jahren von den Tapeten abgelöst wurden.

Wandmuster liegen im Trend

Heute erleben die bunten Muster eine Renaissance, wie viele andere in Vergessenheit geratene Handwerkstechniken auch. Die Menschen verbringen pandemiebedingt viel Zeit zu Hause und wollen ihre Räume verschönern – unter anderem auch mit der Walztechnik. „Es hat in den 1920er Jahren begonnen“, erzählt Gerhard Hausner, Malermeister beim Wiener Maler- und Familienbetrieb Hausner & Hausner. Damals haben die Strukturrollen die Schablonen abgelöst. In den 60er- und 70er Jahren wurden meist ganze Wohnungen bemustert – nicht wie heute nur eine Wand oder ein Teil davon, erzählt Malermeister Herbert Waldherr. Das Besondere an der Technik: „Jede Walze sieht anders aus“, sagt Gerhard Hausner, schließlich sei die Fertigung echtes Handwerk. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Motiven.

Vielfalt an Motiven

Heute sei die Arbeit mit der Walze eher ein Kunsthandwerk. Es gibt immer wieder Kunden, die Wert auf diese spezielle Technik legen, man versucht, den Kunden auch zu zeigen, dass es moderne Muster gebe. So wird in einigen neuen Wohnbauten in Wien die Technik angewendet, sowohl bei der Fassadengestaltung als auch im Bereich des Stiegenhauses. Meist kommt der Architekt dann auf einen der wenigen Spezialisten zu, die das Handwerk noch beherrschen. Einer, der sowohl eine umfangreiche Sammlung an historischen Modellen besitzt als auch neue händisch und auf Anfrage anfertigt, ist der deutsche Grafikdesigner und Künstler Tobias Ott. Er zeigt auf seiner Homepage (www.strukturwalzen.de) anschaulich, welche Effekte mit der Technik erzielt werden können.

Strukturwalze

Die einfachste Art und Weise, wie man Wände bemustert, ist jene mit dem Walzenbügel, in den eine Schwammrolle und davor eine Strukturwalze eingespannt werden. Die Schwammrolle wird mit einem Pinsel gleichmäßig rundum mit Farbe eingestrichen. Diese gibt die Farbe dann gut verteilt auf die erhabenen Teile der Musterwalze weiter – und druckt dann das Muster auf den Untergrund (siehe Bild links oben). Eine andere Möglichkeit ist der sogenannte Tankroller, dieser verfügt über einen oder mehrere Farbtanks. Damit ist es möglich, verschiedene Farben zu verwenden, zudem müssen die Tanks weniger oft nachgefüllt werden.

Rapportmarkierung

Nachdem man auf einem Holzbrett oder einer uneinsehbaren Wand einen Probedruck gemacht hat, sollte an der Walze eine sogenannte Rapportmarkierung anbracht werden. So stellt man sicher, dass man mit dem Muster entweder immer am selben Punkt oder abwechselnd bei + oder - (gegenüberliegende Seiten der Walze) beginnt – in diesem Fall wechselt sich das Muster ab. So erhält man ein schönes und gleichmäßiges Druckbild.

Der perfekte Wandanstrich

Gemalt wird von links oben nach rechts unten, wobei das Bestreichen der Walze mit Farbe für ein bis zwei Bahnen ausreicht, sagt Gerhard Hausner. Normale Innendispersion, die man üblicherweise für Wandanstriche verwendet, eignet sich auch für den Einsatz mit der Musterwalze, empfiehlt er. Lösemittelhaltige Farben eignen sich hingegen nicht, da sie die Walze beschädigen würden. Wer im Altbau wohnt und hohe Wände gestalten will, sollte die Arbeit zu zweit angehen, empfiehlt Malermeister Herbert Waldherr. „Der eine steht auf der Stehleiter, der Zweite streicht die Walze mit Farbe ein und reicht sie diesem.“ Bei durchschnittlich hohen Wänden kann man das Projekt auch alleine durchführen.

Markierungen mit Malerkrepp

Wie es gelingt, dass die Bahnen nicht schief werden? Dabei helfen Markierungen mit Malerkrepp, die Wasserwaage oder ein Lot (siehe Interview). Dabei sollte man wissen, wie breit und lang das jeweilige Muster ist. Bei den neuen Walzen beträgt die Breite rund 14,5 cm, die Länge einer Umdrehung misst rund 18 cm. Bei den historischen Mustern gibt es Walzen mit bis zu 25 cm Umfang und 19 cm Breite.

Gleichmäßiger Druck

Das gerade Auftragen sei im Grunde reine Übungssache, sind sich die Experten einig. Ziel sei es, die Walze mit gleichmäßigem Druck von oben nach unten zu ziehen, ohne dass das Muster an einer Stelle kräftiger und an der anderen Stelle blasser aussieht. Falls einmal etwas nicht klappt: „Es kann nichts passieren“, beruhigt Hausner, „im Fall des Falles übermalt man die Stelle einfach.“

Reinigung der Walze

Nach der Arbeit sollten die Walzen und der Bügel unter lauwarmen Wasser und mit einer weichen Bürste gereinigt werden, empfiehlt Tobias Ott, damit die Farbe nicht eintrocknet. Lösungsmittel sollte man auch hier nicht verwenden, da das den Gummi zersetzt.

Wandmuster: Diese alte Handwerkstechnik liegt wieder im Trend

Eine beachtliche Walzen-Sammlung der Firma Hausner

Wandmuster: Diese alte Handwerkstechnik liegt wieder im Trend

So schön kann die fertig gestaltete Wand dann aussehen

Wandmuster: Diese alte Handwerkstechnik liegt wieder im Trend

Muster nach Wahl sorgen für das gewisse Extra an der Wand, hier in Fuchsia. Einrichtungsgegenstände, die mit den Farbtönen harmonieren, kommen besonders gut zur Geltung  

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