Neues Sportzentrum: Die Dorfbewohner bauen mit

Neues Sportzentrum: Die Dorfbewohner bauen mit
Das Architekturbüro AllesWirdGut plante ein Freizeit- und Sportzentrum im Tiroler Fließ. Umgesetzt wurde das Projekt ehrenamtlich von den Dorfbewohnern.

Zwanzig Jahre nach dem ersten Projekt für Fließ, einem kleinen Dorf in Tirol, hat das Architekturbüro AllesWirdGut ein weiteres kommunales Projekt in der Gemeinde umgesetzt. Im Jahr 2001 ging es um ein Mehrzweckgebäude, das im historischen Zentrum des Dorfes errichtet wurde. Im frei stehenden Bau „DOZ“ sind Tourismusinfo, Café, Mehrzwecksaal und Ausstellungsraum untergebracht, mit separaten Eingängen.

Multifunktionales Sportzentrum

Neues Sportzentrum: Die Dorfbewohner bauen mit

20 Jahre später sollte ein neues Sport- und Freizeitzentrum nordwestlich des Dorfes umgesetzt werden, da sich der bestehende Sportplatz für Vereine und Schulen im Tal befand und nur mit dem Bus erreicht werden konnte. Daher kaufte die Gemeinde Grundstücke an, um neben dem Schwimmbad ein neues Sportzentrum zu errichten. Der alte Sportplatz wurde verkauft und damit bereits ein Teil des Neubaus finanziert. Realisiert wurden in fußläufiger Entfernung zur Schule ein Sport- und Freizeitzentrum mit Zuschauertribünen, Turnier- und Trainingsplätzen sowie Schwimmbad-, Leichtathletik-, Tennis- und Trendsportanlagen. Zentrum der Anlage ist das Klubhaus für den lokalen Fußballverein. Fertiggestellt wurde das Projekt im Herbst 2021 nach drei Jahren Bauzeit.

Vereine beteiligten sich über Eigenleistungen

Das Besondere: Umgesetzt wurden die Pläne für das Sportzentrum mithilfe der Gemeinschaft. „Es gab die Auflage, dass alle Vereine sich über Eigenleistung beteiligen sollen“, erzählt Architekt Andreas Marth. Mit über 15.000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden durch freiwillige Helfer von Vereinen, die hier Trainings-, Wettbewerbs- oder Lagerflächen bekommen sollten, sowie von Gemeinde-Mitarbeitern, wurde das Projekt vorangetrieben. Die Idee dahinter: Die Vereine schauen nur auf ihre Räumlichkeiten, wenn sie auch selbst mitgearbeitet habe. Die Vereinsmitglieder, etwa vom Fußballverein FC Fließ, hatten wie die Mitglieder der anderen Vereine dreimal die Woche Baustellendienst. Der große Einsatz hat nicht nur dazu beigetragen, dass das Projekt finanziell umgesetzt werden konnte. Die ehrenamtlich geleistete Arbeit hat auch dazu geführt, dass der Zusammenhalt im Dorf gewachsen ist. „Es ist einzigartig, was hier gebaut wurde“, lobte Bürgermeister Alexander Jäger anlässlich der Eröffnung der Sportarena im September.

Anlage aus Sichtbeton 

Neues Sportzentrum: Die Dorfbewohner bauen mit

Die Architektur von AllesWirdGut orientierte sich an der Topografie und dem Grundstückszuschnitt. Das Leitmotiv: Horizontal schwebende Ebenen. Die Geschoßplatten passen sich an die alpinen Hangterrassen an, während Unter- und Erdgeschoß in die Landschaft eingebettet wurden. Die Anlage aus Sichtbeton mit wuchtigen Stützen ist weithin sichtbar. Eigentlich war das Klubhaus in Holz geplant, so Architekt Andreas Marth. „Doch die Zimmermänner des Dorfes haben sich nicht getraut.“ Daher wurde auch dieses betoniert. Der pavillonartige Baukörper beherbergt das Vereinslokal. Von hier kann man das Spielgeschehen am Fußballplatz verfolgen und gleichzeitig den Blick auf die umliegende Bergwelt genießen. Gelohnt hat sich dieses ungewöhnliche Engagement des Dorfes auf jeden Fall. Andreas Marth: „Seit der Fußballverein das neue Klubhaus, liebevoll ‘Alpenarena’ genannt, hat, haben sie kein einziges Spiel verloren.“

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