Expertin über Wohntrends: Kochen ist das neue Pendeln

Expertin über Wohntrends: Kochen ist das neue Pendeln
Wohnräume wurden lange Zeit so gestaltet, dass Kochen, Essen und Wohnen ineinander übergingen. Nun wird der Ruf nach Türen laut.

Wie beeinflusst die Krise unsere Beziehung zum Zuhause? Darüber sprach Mateo Kries, Direktor des Vitra Design Museums, mit der österreichischen Trendexpertin Oona Horx-Strathern. Die Vorstellung davon, wie unser Zuhause aussehen soll, ist flexibler geworden, ist die Expertin überzeugt. Es sei eine Zeit der Veränderung. Vor der Krise hatten viele Menschen weder die Zeit noch die Energie, ihr Zuhause den eigenen Vorstellungen entsprechend zu gestalten. Das hat sich nun geändert, da die Menschen durch das Homeoffice mehr Zeit daheim verbringen. Man ist gezwungen, über die eigene Lebensweise nachzudenken.

Offene Räume lange Zeit en vouge

Expertin über Wohntrends: Kochen ist das neue Pendeln

Derzeit sei das Homeoffice und wie man es gestaltet ein wichtiger Teil des Zuhauses. Lange Zeit waren offene Räume das Nonplusultra. Diese gingen ineinander über und sollten viele verschiedene Funktionen erfüllen - etwa essen und arbeiten an einem Tisch. „Unsere Wohnbereiche je nach Funktion zu differenzieren, kann dabei helfen, Grenzen zu setzen“, so Horx-Strathern. Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zum Beispiel. „Je mehr Zeit wir zu Hause verbringen, desto mehr lernen wir unsere Wohnräume wieder in eindeutige Bereiche mit klaren, eigenständigen Funktionen zu unterteilen.“

Mateo Kries im Gespräch mit Oona Horx-Strathern

Expertin über Wohntrends: Kochen ist das neue Pendeln

In welchen Räumen halten wir uns vermehrt auf? Horx-Strathern nennt zunächst die Küche. Das Kochen biete Unterbrechungen zwischen der Arbeit und dem Privatleben. „Ich habe gehört, Kochen ist das neue Pendeln“, so die Forscherin. Die eingesparte Zeit, die man nicht mit Pendeln verbringt, wird in die Küche investiert. Während die Küche früher ein Statussymbol war, ist sie nun zu einer persönlichen Zone geworden. Auch das Badezimmer ist kein steriler Raum mehr, sondern Erholungsraum, wo man sich gerne aufhält.

Stadt muss grüner werden

Die Stadt als Wohnraum wurde in der Krise auf die Probe gestellt. Viele Menschen wollten der Stadt entfliehen. Damit der städtische Raum ein attraktiver Wohnort wird, muss er grüner werden, ist Horx-Strathern überzeugt und nennt zwei Beispiele: Vancouver hat sich zur „Fünf-Minuten-Stadt“ erklärt, jeder Einwohner soll innerhalb einer Gehzeit von fünf Minuten eine Grünfläche erreichen können. Der Bürgermeister von Frederiksberg bei Kopenhagen will, dass jeder Bürger vom Fenster aus einen Baum sieht.

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