Sind Immobilienentwickler immer glücklich mit dem, was Architekten machen?
Stadlhuber: Wenn der Architekt etwas gescheites plant, ist der Bauträger damit zufrieden. Das ist wie eine Beziehung auf Zeit. Es muss sich der Bauträger an den Architekten annähern und umgekehrt. Wir haben beide genug Erfahrung, dass wir wissen, wie so eine Zusammenarbeit funktioniert.
Prix: Man kann Architekt und Auftraggeber nicht trennen. Der Auftraggeber ist natürlich der Mächtigere. Er bestimmt, wenn er unfair ist, über alles. Und der Architekt ist dann der Ausführungsgehilfe. Wenn er fair ist und spürt, was der Architekt will, nämlich Wohnqualität schaffen, dann ist das wie eine Ehe auf Zeit. In unserem Fall war die Zusammenarbeit sehr gut.
Jetzt hat sich die Signa nicht irgendeinen Architekten ausgesucht. Tut es Ihnen weh, wenn Sie bei der Planung Abstriche machen müssen?
Prix: Wenn der Auftraggeber gescheite Vorschläge macht, ist es ein Vergnügen, das auszuarbeiten. Es gibt keine Distanz zwischen uns.
Stadlhuber: Die Grundhaltung des Bauträgers macht die Zusammenarbeit aus. Wir wollen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. So ein Bauwerk steht hoffentlich jahrzehntelang da.
Wieso gönnt sich die Signa den Luxus, so einen Anspruch zu haben?
Stadlhuber: Es ist Teil unserer DNA. Es ist unsere Haltung. Wir sind überzeugt davon, auf gute, qualitätsvolle Architektur zu setzen. Es geht um das Produkt und das Projekt. Wir haben auch keine Scheu vor Stararchitekten.
Das Gebäude ist weiß und komplett rund. Praktische Frage: Wie richtet man rund ein?
Prix: (lacht) Waren Sie schon drin? Es ist nur vorne rund, innen drinnen gibt es genügend gerade Wände, sodass sich niemand schrecken muss. Und: Wir leben in Zeiten des Klimawandels. Die Farbe weiß ist die logische Konsequenz, wenn man nicht will, dass sich die Stadt überhitzt.
Hier entsteht ein neues Stadtviertel mit vielen neuen Gebäuden. Sie müssen sich in gewisser Weise hier einfügen, gleichzeitig wollen Sie sich abheben. Wie ist dieser Spagat zu schaffen?
Prix: Gute Architektur hat sich nie um die Umgebung gekümmert. Die Anpassung, die immer verlangt wird, ist eine Ausrede für mangelndes Selbstbewusstsein. Wenn Architektur eine Strahlkraft hat, braucht sie sich nicht kümmern um die zum Teil richtig banalen Häuser rundherum.
Stadlhuber: Wir müssen aus dem Umfeld vieles ableiten. Wenn dieses neue Quartier hier fertig ist, dann haben wir um den Hauptbahnhof ein Viertel, das auf Dichte setzt. Dichte geht in die Höhe. Es gibt hervorragende Verkehrsanbindungen, fußläufige Infrastruktur – das ist sensationell gelungen. Die Stadt lebt ja im Erdgeschoß-Bereich, nicht oben im Penthouse.
Wieso haben Sie sich bei diesem Projekt für eine High-End-Ausrichtung entschieden?
Stadlhuber: Wir haben ein Produkt definiert, das einen urbanen Anspruch hat. Ein Haus mit Allgemeinräumen und mit Co-Working-Spaces, mit Services für die Mieter, etwa einem Fitnesscenter.
Herr Prix: In Türmen gilt oft, je höher, desto besser und teurer. Dieser Turm hat 18. Stockwerke: Wo würden Sie wohnen wollen?
Prix: Im 30.
Warum haben Sie ihn nicht höher gemacht?
Prix: Tja, das ist die Frage ... Wir haben damals mit der Hochhausstudie den Bann gebrochen, dass man höher bauen darf, als der Rathausmann ist. Ich halte die Form des Hochhauses für archetypisch. Eine Stadt sollte alles haben – hohe und niedrige Häuser, teure und günstige.
Herr Stadlhuber, Sie sind gerade in der Phase der Vermietung. Wann ist für Sie ein Projekt erfolgreich?
Stadlhuber: Wenn es nach 15 Jahren noch genauso lebt, wie es ursprünglich gedacht war. Es muss nachhaltig und langfristig sein.
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