Immobilienpreise zogen 2020 weiter an
Wohnen hat sich in der Coronakrise weiter verteuert. Sowohl die Immobilienpreise als auch die Mieten gingen 2020 weiter in die Höhe, wie aus dem aktuellen Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer hervorgeht.
Eigentum verteuerte sich gegenüber 2019 im bundesweiten Schnitt zwischen 3,7 Prozent (Reihenhäuser) und 4,6 Prozent (gebrauchte Eigentumswohnungen), Baugrundstücke wurden um 7,5 Prozent teurer, freien Mieten stiegen um 1,7 Prozent, in Wien allerdings um 6 Prozent.
Für eine gebrauchte Eigentumswohnung waren im ersten Coronajahr im Schnitt 1.831,22 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen - das waren um 4,6 Prozent mehr als 2019. Wohnungen im Erstbezug kosteten 2.888,54 Euro pro Quadratmeter und somit um 4,2 Prozent mehr.
Der Preis für Reihenhäuser ging um 3,7 Prozent auf 1.873,06 Euro nach oben, jener für Einfamilienhäuser um 4,5 Prozent auf 2.042,94 Euro pro Quadratmeter. Baugrundstücke waren um 303 Euro je Quadratmeter zu haben, im Jahr davor waren es erst 281,97 Euro gewesen. Für neuwertige Mietwohnungen, die nicht den Mietzinsobergrenze nach dem Mietrechtsgesetz (MRG) unterliegen, waren im bundesweiten Schnitt 8,51 Euro netto pro Quadratmeter (plus 1,74 Euro) zu bezahlen, in Wien waren es allerdings 10,22 Euro (plus 6 Prozent).
Warnung vor Immobilienblase
Das bei der Oesterreichischen Nationalbank angesiedelte Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) ortet steigende systemische Risiken aus dem Immobilienmarkt und warnt vor einer zu lockeren Vergabe von Bankkrediten an Private. Das Wachstum der Immobilienkredite an private Haushalte (mit einem Jahresanstieg von 6,6 Prozent im April 2021) und der Wohnimmobilienpreise (Jahresplus von 12,3 Prozent im ersten Quartal 2021) hätten zuletzt "deutlich an Dynamik gewonnen".
Diese Entwicklungen in Österreich seien auch im europäischen Vergleich "auffällig". Für die Marktbeobachter ergeben sich daraus "Hinweise auf eine zunehmende Überhitzung des Wohnimmobilienmarktes", wie die OeNB am Montag wissen ließ. Im Falle von Preiskorrekturen habe dies in der Vergangenheit in zahlreichen Ländern "häufig zu nennenswerten Wohlstandsverlusten geführt".
Die Risikotoleranz bei der Vergabe von Wohnimmobilienkrediten sei gestiegen, hielt das Gremium fest, das sich aus Vertretern des Finanzministeriums, des Fiskalrats, der Finanzmarktaufsicht (FMA) und der Nationalbank (OeNB) zusammensetzt. Die "sehr niedrigen Kreditzinsen und ein hoher Wettbewerb zwischen den Kreditgebern" führten zu "deutlich sinkenden Margen". In weiterer Folge werden Immo-Kredite leichtfertiger vergeben.
OeNB pocht auf Leitlinie
Als Orientierung erinnern die Finanzmarktexperten an die Leitlinie, die sie bereits im September 2018 für die Vergabe von Wohnimmobilienkredite vorgelegt haben. Empfehlenswert seien in der Regel ein Eigenfinanzierungsanteil von mindestens 20 Prozent des Kaufpreises, Laufzeiten von höchstens 35 Jahren und Schuldendienstquoten von höchstens 30 bis 40 Prozent des Nettoeinkommens.
Aktuell sei der Anteil mit überhöhten Schuldendienst- und Beleihungsquoten jedoch "erheblich" sowie gegenüber dem Schnitt der letzten fünf Jahre "weiter gestiegen". Die Kreditvergabestandards - insbesondere die Schuldendienst- und Beleihungsquoten - sollten verbessert werden, um die Finanzmarktstabilität sicherzustellen und "die Systemrisiken einer kreditgetriebenen Immobilienblase" zu adressieren, betonten die Marktexperten und forderten die Banken nachdrücklich zur "Einhaltung dieser wesentlichen Leitlinie" auf. Aus der derzeitigen Wohnimmobilienfinanzierung ergäben sich zunehmend systemische Risiken.
EZB mahnt Banken zur Vorsicht
Es gelte die Warnzeichen nicht zu übersehen, die sich aus der Jagd nach Rendite im derzeitigen Niedrigzinsumfeld ergäben, sagte EZB-Bankenaufseherin Elizabeth McCaul am Montag. Beim Versuch Gewinne zu machen, könnten die Finanzinstitute zu große Risiken eingehen.
Zudem würden die Kreditprodukte immer komplexer und in einigen Bereichen gebe es bei der Bewertung von Vermögenswerten Auswüchse. Des Weiteren sei eine Erhöhung des Verschuldungsgrads zu beobachten.
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