Immobilieninvestor: "Mieten sind in Wien absurd niedrig"
Die Mieten sind in Österreich in den vergangenen Jahren teils stark gestiegen. Als Reaktion darauf beschloss die Bundesregierung die sogenannte Mietpreisbremse. Diese regelt, dass es im Altbau heuer keine Erhöhungen geben darf und für die nächsten beiden Jahre wurden sie bei fünf Prozent gedeckelt. „Das Aussetzen von Indexierungen bei Mieten bedeutet eine reale Kürzung“, sagt Louis Obrowsky, Präsident des Verbands der institutionellen Immobilieninvestoren, im KURIER-Gespräch. Denn bisher wurden die Kategoriemieten erhöht, wenn der Verbraucherpreisindex gegenüber dem letzten Änderungszeitpunkt um mehr als fünf Prozent gestiegen ist. Eine höhere Inflation geht nun als zu Lasten der Vermieter.
„Das geht sich für diese finanziell irgendwann nicht mehr aus“, sagt Obrowsky in Hinblick auf Sanierungen. „Vor allem, wenn die Vermieter zusätzlich auch Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen sollen.“ Die Sanierung eines Gründerzeithauses koste rund 1.200 Euro je m2.
Weniger oder keine Investitionen würden geringere Standards für Häuser und Mietwohnungen bedeuten. „Das wirkt sich negativ auf das Stadtbild aus, dann schaut es so aus wie in den 70er- und 80er-Jahren, mit grauen und hässlichen Fassaden“, warnt der Fachmann.
Und er legt nach: „Laut der parteiunabhängigen Statistik Austria sind die Wohnkosten gemessen am Einkommen in den letzten zehn Jahren gleich geblieben.“ Demnach liegen sie bei 19 Prozent, was deutlich geringer sei als in anderen westeuropäischen Ländern wie etwa Deutschland mit 26 Prozent. Die erlaubte Miethöhe in Wien von 6,67 Euro je m2 bei regulierten Wohnungen sei in der lebenswertesten Stadt der Welt „absurd niedrig“.
Wohnen ist Grundrecht
Natürlich sei Wohnen ein Grundrecht, „aber wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft“. Und für Einkommensschwache gebe es Sozial- oder Gemeindewohnungen. Deren Bewohner sollten zumindest alle drei Jahre ihr Einkommen offenlegen und falls sie über einer bestimmten Einkommensgrenze liegen, keine Förderung mehr erhalten. „Besserverdiener brauchen diese nicht.“
Obrowsky zeigt sich von der schwarz-grünen Regierung vor allem punkto nachhaltiger Sanierung enttäuscht. So sei der Wunsch, in diesen Fällen die Mieten erhöhen zu dürfen, abgelehnt worden. Das hätte nicht nur Österreichs Wirtschaft unterstützt, sondern wäre auch im Sinne von Mietern, Vermietern und der gesamten Gesellschaft gewesen, da infolge die Gebäude „toll hergerichtet“ würden und weniger CO2 freigesetzt werde. „Das hätten beide Parteien für ihre jeweilige Klientel gut verkaufen können“, bedauert Obrowsky die Ablehnung.
Neues Mietgesetz fehlt
Generell wünscht er sich ein zeitgemäßes Mietgesetz. „Das Mietrechtsgesetz ist 105 Jahre alt und wurde immer nur verschlimmbessert.“ Ein neues Gesetz sollte die Interessen sowohl von Mietern als auch Eigentümern berücksichtigen, diese seien Partner. „Etwa die Behauptung, Vermieter wollen immer neue Mieter, weil sie dann mehr verlangen können, ist der größte Blödsinn.“ Neue Mieter zu suchen sei mit viel Aufwand und Unsicherheit verbunden.
Natürlich soll es auch weiterhin Eintrittsrechte von ebenfalls in der Wohnung lebenden Verwandten zu gleichen Konditionen geben, allerdings nur für Ehepartner und noch nicht volljährige Kinder. Fragwürdig etwa sei, wenn die Enkelgeneration weiterhin zu selber Miethöhe den Vertrag übernehmen darf. Und auch Befristungen sollten kürzer als drei Jahre dauern dürfen. „Es gibt die Nachfrage“, meint der Immoprofi.
Rechtliche Unsicherheiten, die teils viele Jahre rückwirkende Änderungen bewirken (etwa bei der Möglichkeit von Lagezuschlägen, bezüglich steuerlicher Absetzbarkeit von Investitionen oder der rechtlichen Auslegung der Inflationsklausel samt hohen Rückzahlungen an die Mieter), würden dazu führen, dass immer mehr Vermieter aufgeben und die Wohnungen dem Mietmarkt entziehen. „Staatliche Eingriffe wie in der DDR haben im Regelfall nie zu einer Verbesserung geführt“, resümiert Obrowsky.
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