Der deutsch-luxemburgische Immobilienkonzern Adler Group, der an der Frankfurter Börse im SDax notiert, soll in dubiose Machenschaften verwickelt sein. Seit Langem gibt es Vorwürfe seitens eines Finanzinvestors. Der Wirtschaftsprüfer KPMG führte in der Folge eine Sonderuntersuchung durch.
Vor fünf Tagen hat die Aktie dann einen Absturz von zeitweise mehr als 40 Prozent erlebt, als KPMG bekannt gab, dass sie die Adler-Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 nicht testiert, sprich kein positives Gutachten abgibt. Mit der Begründung, dass das Adler-Management der KPMG den Zugang zu bestimmten Informationen über verbundene Unternehmen und verbundene Personen vorenthalten habe. Die Prüfer hätten angeblich nicht beurteilen können, ob „wesentliche Transaktionen und Kontosalden“ in den Büchern richtig dargestellt wurden.
Im Mittelpunkt dieses Dunstkreises an verbundenen Personen und Gesellschaften steht der österreichische Geschäftsmann Cevdet Caner, der 2008 mit der deutschen Immobilienholding Level One, die in Plattenbauten investierte, einen wirtschaftlichen Bauchfleck landete, weil die Banken die Reißleine zogen.
Frau und Schwager
Laut KPMG ist Caner „Eigentümer“ der Caner Privatstiftung mit Sitz in Linz und geschäftsführender Gesellschafter der Green Bridge Capital Ltd mit Sitz in Monaco. Mit an Bord sind u. a. seine Frau Gerda und sein Schwager. Seine Frau hält mehr als sieben Prozent an der Adler Group und ist laut KPMG „indirekt wirtschaftlich Berechtigte“ der Mezzanine IX Investors SA. Hier schließt sich der Kreis.
Denn: Caners Privatstiftung hat 2012 die texanische Mezzanine IX Investors übernommen. „Sie hielt wiederum einen kontrollierenden Anteil an der Adler Real Estate AG“, sagte Caner in einer früheren Stellungnahme zum Handelsblatt. Dazu muss man wissen, dass die Adler Group aus der Fusion des börsennotierten Konkurrenten ADO Properties, der Adler Real Estate und dem Projektentwickler Consus Real Estate im Jahr 2020 entstanden ist. Von den ursprünglich rund 70.000 Wohneinheiten sollen nur noch etwa 27.500 Wohneinheiten vorhanden sein, der Rest wurde verkauft, um die Schuldenlast zu reduzieren; drücken Adler doch fast 8,5 Milliarden Euro Schulden.
Der Dealmaker
Caner selbst sieht sich gern in der Rolle eines „Dealmakers“ und er tritt vor allem als „Berater“ auf. Laut Wirtschaftswoche sei er eine Art Trainer, der „alles bestimme, aber nie auf dem Platz stehe, sondern nur am Spielfeldrand“. Offizielles Amt übe er aber fast nie aus. „Herr Cevdet Caner ist kein Organ der Adler Group und weder als solches noch in anderer Funktion berechtigt, für die Adler Group Stellungnahmen abzugeben“, erklärt Caners Anwalt Ben Irle. Um dann doch noch zu ergänzen: „Der Jahresabschluss wurde fristgerecht und den rechtlichen Anforderungen entsprechend veröffentlicht. Die Adler Group ist nach wie vor ein stabiles Unternehmen, dessen Substanzwert deutlich höher ist, als sein gegenwärtiger Marktwert.“
Eine Milliarde Verlust
Tatsächlich legte das Adler-Management am 30. April die nicht testierte Bilanz 2021 vor. Damit konnte es verhindern, dass Anleihen in Höhe von 4,4 Milliarden Euro auf einem Schlag zurückzuzahlen gewesen wären. Ansonsten wäre der Konzern an die Wand gefahren. Der Jahresverlust 2021 wird mit 1,17 Milliarden Euro beziffert. Das entspricht fast dem Kaufpreis für die Consus Real Estate, der offenbar zur Gänze abgeschrieben werden musste.
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