Nicht nur gefühlt: Im Wirtshaus essen wird immer teurer

Nicht nur gefühlt: Im Wirtshaus essen wird immer teurer
Dienstleistungen in Restaurants und Cafés sind spürbar teurer geworden – auch weil mehr Leute essen gehen und weniger daheim kochen.

Sie sind im Vorjahr öfters auswärts essen gegangen und haben sich dabei das eine oder andere Glas Wein gegönnt? Dann ist Ihre ganz persönliche Inflation nicht nur im Promillebereich gestiegen. Bewirtungsdienstleistungen, wie die Statistiker dazu sagen, waren im Vorjahr gleich um 3,1 Prozent teurer als im Jahr davor. Für Wein im Restaurant waren 4,6 Prozent mehr zu zahlen, für den Kleine Braunen um 3,3 Prozent und für das panierte Schnitzel um 3,7 Prozent mehr. Zum Vergleich: Der gesamte Warenkorb, der für die Berechnung der heimischen Inflationsrate herangezogen wird, hat sich um 2,0 Prozent verteuert – eine Spur langsamer als 2017.

Nachfrage treibt

Dass die Wirte ihre Preise regelmäßig erhöhen können, ohne dass die Nachfrage einbricht, habe auch mit den vielen Touristen in Österreich zu tun, meint Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria. Aber auch damit, dass der Bereich Restaurants und Hotels einen viel größeren Anteil an den heimischen Konsumausgaben hat als anderswo. Im Inland werden etwa 15 Prozent des Konsums in diesen Bereich gesteckt, in Deutschland nur sechs Prozent. Wer öfter essen geht, muss weniger Lebensmittel einkaufen – das lässt sich statistisch belegen. Das Gewicht von Nahrungsmitteln im Warenkorb ist im Lauf der Jahre geschrumpft, auf jetzt nur noch elf Prozent.

Höhere Preise für Dienstleistungen im In- als im Ausland sind keine Augenblicksaufnahme, sondern eine schon längere Entwicklung. Von 2008 bis 2018 hat die allgemeine Teuerung 19 Prozent ausgemacht. Betrachtet man nur die Dienstleistungen im Warenkorb, stiegen die Preise um 25,5 Prozent. Der Bereich Restaurants liegt noch deutlich über diesem Wert, aber nicht allein. Bei Körperpflege etwa (Friseur, Fußpflege, usw.) zogen die Preise in den vergangenen zehn Jahren um 31,9 Prozent an. Körperpflege-Produkte (wie Shampoo oder Zahnbürsten) kosteten dagegen nur um 3,8 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Mit diesem Beispiel zeigen die Statistiker, woran es liegt, dass die heimische Inflation seit vielen Jahren mehr oder weniger deutlich über jener in der Eurozone liegt. Vergleicht man nur die Güter, die im Warenkorb stecken, legt der heimische VPI einen Paarlauf mit der Teuerung in Deutschland oder dem Euroraum hin. In zehn Jahren haben sich diese Güter in Österreich nur um 13,8 Prozent verteuert.

Scanner-Daten

Rabatt-Aktionen an einzelnen Tagen, Ermäßigungen durch Kundenkarten, Treueaktionen – all das können die Statistiker noch nicht erfassen. Das wird sich ändern.

Am Donnerstag ist die sogenannte VPI-Verordnung in Begutachtung gegangen. Statistik-Chef Pesendorfer hofft auf den entsprechenden Erlass Ende Februar. Dann bekommt er den seit Jahren erhofften Zugriff auf die Scanner-Daten von Supermarktketten und Drogeriemärkten, um so die Einkaufsrealität besser abbilden zu können. In der Statistik rechnet man allerdings damit, dass man zwei Jahre nach alter und neuer Methode parallel rechnen wird. Erst dann werden die Scanner-Daten Eingang in den VPI finden.

Im Wirtshaus essen wird teurer

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