Im Aufsichtsrat der Casinos werden Karten neu gemischt

KR Ing. Wolfgang Hesoun
Staatsholding ÖBAG hat Handlungsbedarf, Syndikatsvertrag mit Mehrheitseigentümer Sazka noch nicht in Kraft

Die Haupteigentümer der Casinos Austria bauen den Aufsichtsrat groß um. Gerade wegen der kritischen Situation, in der sich die teilstaatliche Glücksspielgruppe befindet, soll alles besonders objektiviert und professionell ablaufen. Parteipolitische Besetzungen, jahrzehntelang in den Casinos an der Tagesordnung, dürfte es nicht mehr geben. Dafür sorgt der Mehrheitsaktionär, die tschechische Sazka Group. Auch die Staatsholding ÖBAG, die ein Drittel hält, hat damit wohl nichts am Hut.

Top-Favorit für den Vorsitz des Aufsichtsrates ist, wie der KURIER bereits im April berichtete, nach wie vor Wolfgang Hesoun, Chef von Siemens-Österreich. Dem SPÖ-nahen Manager wird zugetraut, die Casinos mit sicherer und ruhiger Hand durch die schwierigen Zeiten zu steuern. Das Unternehmen steht vor dem größten Sanierungspaket (ReFIT) seit seinem Bestehen, mindestens 500 Arbeitsplätze werden abgebaut. Der ehemalige Präsident der Wiener Industrie ist bestens gut vernetzt, er hat auch gute Kontakte zu ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Sazka, die Staatsholding ÖBAG und die Kleinaktionäre würden, wie man hört, Hesoun unterstützen.

Laut dem Syndikatsvertrag, in dem Sazka und ÖBAG ihr Vorgehen akkordieren, hat Österreich den Anspruch auf den Vorsitz von Aufsichtsrat und Vorstand. Der Vertrag ist allerdings noch nicht in Kraft. Die Vereinbarung liegt noch zur Genehmigung bei der EU-Kommission. Fraglich, ob es sich bis zur Hauptversammlung der Casag im September ausgeht.

Falls nicht, werden sich die beiden Großaktionäre trotzdem miteinander abstimmen. So wie bereits bei der Bestellung von Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremsner. Über die Top-Managerin herrschte auf Eigentümerebene Einigkeit.

Ursprünglicher Favorit für den Aufsichtsratsvorsitz war der Ex-Banker Andreas Treichl. Er ließ sich schön bitten, sagte dann aber ab. Mit der Begründung, mit seinem Aufsichtsratsvorsitz bei der philanthropischen Erste-Stiftung sei ein Casinos-Mandat nicht vereinbar.

Scheinheilig

Ziemlich scheinheilig, die Erste finanziert die Sazka in großem Stil und Treichl setzte sich sehr für den Eintritt der Tschechen ein.

Ex-ÖVP-Finanzminister Josef Pröll, Chef der Raiffeisen-Beteiligungsholding LLI, ist seit 2013 im Casinos-Aufsichtsrat. Das Mandat stammt aus der Zeit, als die LLI Casinos-Aktionär war. Inzwischen wurde der Anteil an Sazka verkauft und Pröll sitzt auf einem der vier Aufsichtsratsmandate der Staatsholding. Wie man hört, dürfte Pröll gerne weiter bei den Casinos bleiben. Er werde nicht von sich aus zurücklegen, hört man.

Fraglich ist, ob die von der FPÖ delegierte Salzburger Beraterin Gerhild Hofer im Aufsichtsrat bleibt. Wie man hört, soll sie keine Lust haben, freiwillig abzugehen. Entschieden wird alles auf der Hauptversammlung.

Im Aufsichtsrat der Casinos werden Karten neu gemischt

Bleibt in den Lotterien: Ex-Novomatic-Chef Harald Neumann

Lotterien

Mit dem Verkauf der Novomatic-Anteile an Sazka traten der ehemalige Novomatic-Chef Harald Neumann sowie die Anwältin Elisabeth Stern zurück. Beide bleiben aber in den Lotterien, der Cash-Cow der Casinos, an der Novomatic weiterhin beteiligt ist.

Schon Ende Juni besetzte Sazka die Novomatic–Tickets sowie zwei eigene Mandate nach. Alle vier neuen Aufsichtsräte kommen aus der Sazka bzw. dem Konzern von Eigentümer Karel Komarek. Darunter auch Kamil Ziegler, CEO der griechischen Opap, einer der größten Lotterien in Europa.

Der Abgang von Aufsichtsratschef und Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner passiert übrigens keineswegs überraschend, der KURIER berichtete erstmals im Februar. Mit den neuen Mehrheitsverhältnissen geht Rothensteiner nach 25 Jahren bei der Hauptversammlung, sein Mandat wäre noch weiter gelaufen.

Porträt von Andrea Hodoschek, Autorin der Serie „Wirtschaft von Innen“.

Kommentare