IHS-Analyse: Wen die Rekordinflation am meisten trifft

ERÖFFNUNG "NEUES GEBÄUDE" INSTITUT FÜR HÖHERE STUDIEN (IHS): AUSSENANSICHT
Wohnen für Menschen mit niedrigem Einkommen teurer - Unterstes Einkommenszehntel weniger von hohen Treibstoffpreisen betroffen

Die Inflationsrate in Österreich betrug im Jänner 11,2 Prozent. Für das Zehntel der Bevölkerung mit dem niedrigsten Einkommen schlugen sich die Teuerungen allerdings mit 11,6 Prozent nieder, für das höchstverdienende Zehntel nur mit 10,1 Prozent. Dem Institut für Höhere Studien (IHS) zufolge seien vor allem Wohnen, Energie und Lebensmittel für die Menschen mit geringerem Einkommen teurer. Das sei aber nicht immer so gewesen, erklärte der IHS-Ökonom Sebastian Koch am Mittwoch.

Erst seit den vergangenen Monaten habe die Gruppe mit dem niedrigsten Einkommen eine höhere Inflationsrate als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Von Mai 2021 bis September letzten Jahres habe das Zehntel mit dem geringsten Verdienst "unerwartet niedrige Inflationsraten gehabt", erklärte der Ökonom. Das errechneten Wissenschafter des IHS, indem sie die Bevölkerung in zehn Einkommensschichten einteilten, die Warenkörbe des Verbraucherpreisindex (VPI) an diese anpassten und so einkommensabhängige Inflationsraten errechneten.

Im Jänner 2023 seien etwa Ausgaben in der Kategorie "Wohnen, Wasser, Energie" für die unterste Einkommensschicht im Verhältnis teurer gewesen als für die oberste, die häufiger im Eigentum wohne. So haben Mieten im untersten Einkommenszehntel einen Anteil von 30 Prozent am Warenkorb des VPI, damit liege der Beitrag zur Inflationsrate bei Mieten dieser Einkommensgruppe um 1,083 Prozentpunkte höher als der der österreichischen Gesamtbevölkerung. Der Beitrag des obersten Einkommenszehntel liege hingegen um 0,804 Prozentpunkte unter dem Österreichschnitt.

Überrascht sei Koch von der Kategorie "Verkehr" gewesen. Hier liege der Beitrag der untersten Einkommensschicht zur Inflationsrate um 0,849 Prozentpunkte unter dem Schnitt der Gesamtbevölkerung. Die oberste Einkommensschicht liege jedoch um 0,24 Prozentpunkte darüber und sei deswegen stärker von steigenden Treibstoffpreisen betroffen. Das liege daran, dass Menschen mit geringerem Einkommen weniger häufig ein Auto besitzen, so Koch.

Auch Nahrungsmittel seien für Menschen mit geringerem Einkommen im Verhältnis teurer geworden. Im Jänner 2023 lag hier der Beitrag zur Inflationsrate um 0,639 Prozent höher als für die Gesamtbevölkerung.

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