Sinn bleibt Ifo-Chef

Der 65-Jährige denkt noch lange nicht an Ruhestand und will noch drei Jahre weitermachen.

Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz weiß genau, wie Hans-Werner Sinn tickt - das hat ihm jetzt eine Flasche Rotwein eingebracht. Denn Sinn wird an diesem Donnerstag (7. März) 65 Jahre alt, bleibt aber trotzdem noch weitere drei Jahre an der Spitze des ifo-Instituts. "Seine Vertragsverlängerung hat mich nicht überrascht, im Gegenteil. Denn ich habe vor einigen Jahren mit ihm gewettet, dass es einmal diese gute Nachricht geben wird, und ich habe die Wette gewonnen", sagt Franz, der 16 Jahre lang das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim geleitet hat und nun selbst in den Ruhestand geht.

Der leidenschaftliche Münchner Professor will weiter mitmischen. "Das ist die aufregendste Zeit meines Lebens. Noch aufregender als der Beginn meiner Studienzeit in der Studentenrevolte 1968. Da kann man nicht im Sessel sitzen und Däumchen drehen", sagt Sinn.

Das ifo-Institut wollte zu seinem Geburtstag eine Festveranstaltung organisieren, aber er lehnte ab. " Als ich 60 wurde, hat es eine große Feier gegeben. Das wäre jetzt des Guten zu viel." Stattdessen gönnt sich Sinn eine halbjährige Auszeit - bis September steht "Sabbatical" im Kalender. Aber das "heißt nur, dass ich administrative Aufgaben und Vorlesungen dieses Semester abgebe". In Washington und Chicago will er Vorträge halten und einige Wochen in Boston, Cambridge und im kanadischen Calgary verbringen - mit Wissenschaftlern dort arbeitet er seit langem eng zusammen.

Bilder: "Professor Unsinn" im Portrait

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Vernichtendes Zeugnis für Euro-Retter

Das Münchner ifo-Institut hat den Euro-Rettern ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Die Sorgenkinder des Währungsraumes drohten sogar noch tiefer in die Krise zu stürzen. Es sei mittlerweile klar, "dass die Rettungspolitik die Wettbewerbsfähigkeit der Krisenländer verringert hat", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten "Ifo Standpunkt" zum Wahlausgang in Italien. "Ohne die stümperhaften Rettungsversuche der Politik hätte die Krise den Euro in eine starke Abwertung getrieben und einen Teil der Volkswirtschaften Südeuropas bereits wieder wettbewerbsfähig gemacht." Zudem hätten Abwertung und niedrigere Preise "auf ganz natürliche Weise Kapital angezogen" - und so die Basis für künftiges Wachstum gelegt.

Das Dilemma der Rettungspolitik in Europa sei, dass Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte nicht nur die Kurse von Staatsanleihen nach oben trieben, sondern auch den Euro. Das sei zwar gut für die Bilanzen der Gläubiger, aber schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit. Inländer und Ausländer wendeten sich in der Folge von den Krisenländern ab und kauften verstärkt im Ausland. Die Euro-Rettungspolitik würde somit eher die Rezession verstärken.

Für die Euro-Aufwertung sind aus Ifo-Sicht vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) und der dauerhafte Rettungsschirm ESM verantwortlich. Der vergleichsweise starke Wechselkurs gegenüber dem Dollar und Yen bereite nun Frankreich große Probleme. Dies sei ein Kollateralschaden. Diese Aufwertung könnte die EZB aber leicht verhindern.

Das Wahlergebnis in Italien mit seinen unklaren Mehrheitsverhältnissen hatte zuletzt die Zinsen für die Staatsanleihen des schuldengeplagten Landes wieder nach oben getrieben und zugleich den Eurokurs gedrückt.

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