Hypo musste Italientochter mit 150 Mio. Euro stützen

Außerdem steht der österreichische Steuerzahler für weitere Verpflichtungen gerade.

Die teuren Botschaften von der staatlichen Krisenbank Hypo Alpe Adria reißen nicht ab. Ihre Italien-Tochter hat vor wenigen Wochen einen dreistelligen Millionenbetrag gebraucht. In Summe rund 150 Mio. Euro hat die Hypo Alpe Adria International im Juli für die Hypo Bank Italien und den italienischen Leasingzweig an Kapitalnachschüssen überwiesen. Mehr als die Hälfte davon floss direkt in die Bankbilanz in Udine. Das wurde nötig, damit der Wirtschaftsprüfer der Italien-Bank ein uneingeschränktes Testat für 2012 ausstellen konnte, bestätigte die Hypo am Dienstag.

Bei der Italienbank müssen justizanhängige mutmaßliche Betrügereien bei Leasinggeschäften aufgearbeitet werden. Zur Zeit werden nach Bankangaben -zigtausend Verträge der letzten zehn Jahre noch einmal geprüft und nachgerechnet. Aber auch die Wirtschaftskrise in Italien belastete die Geschäfte.

Zusätzlich zur Cash-Rekapitalisierung musste die Hypo für die Italienbank eine auf ein Jahr laufende Patronatserklärung abgeben. Das bedeutet, dass die Hypo-Zentrale aus Österreich - damit der Steuerzahler in Österreich - für alle weiteren Verpflichtungen aus den Italien-Operationen geradesteht, also zumindest für die Laufzeit dieser besonderen Bürgschaft eine explizite Fortbestandssicherung erfolgte.

Krisenbilanz

Die Aktivitäten für die Italien-Tochter belasten die anstehenden Halbjahreszahlen der Hypo Alpe Adria. Wie hoch die Halbjahresverluste der seit Ende 2009 notverstaatlichten Bank tatsächlich ausfielen, wird mit den Prüfern noch gerechnet. Eckpunkte der Hypo Alpe Adria-Krisenbilanz wird der Aufsichtsrat am 9. August behandeln.

Wie berichtet fressen die Restrukturierungen und weitere Abschreibungen und Rückstellungen das Kapital der Hypo Alpe Adria auf. Der österreichische Staat muss 700 Mio. Euro Kapital einschießen, damit die Hypo zum Halbjahr bilanzieren kann.

Im Herbst wird ein Bescheid der EU-Wettbewerbsbehörde erwartet, wie die Restrukturierung bzw. Abwicklung der Hypo weiter vonstatten gehen muss.

Die Italien-Tochter ist von einem Leasingskandal gebeutelt. Die Bankführung in Udine wurde im März entlassen, und mit ihr eine Handvoll weiterer Verantwortlicher. Die Hypo hat Strafanzeige erstattet. In Italien ermitteln die Staatsanwaltschaft Udine und die Finanzpolizei wegen Betrugs. Die Aufarbeitung laufe auf Hochtouren, hieß es. Wieviele Kunden nach den umstrittenen Zinsenberechnungen "potenziellen Anspruch" auf Rückzahlung überhöhter Leasingraten haben, wird untersucht. Man schaue sich alle Leasingverträge der vergangenen zehn Jahre. Bisher seien mehr als 5 Prozent abgearbeitet und 10 Millionen Euro an Kunden als Schadenersatz zurücküberwiesen worden, hieß es am Dienstag. Bis Jahresende soll alles aufgearbeitet sein.

Neuer Generaldirektor der Italientochter der notverstaatlichten Kärntner Hypo ist Marco Gariglio, der seine Funktion mit 2. September antritt. Das entschied der Verwaltungsrat der italienischen Tochterbank am 6. August. Gleichzeitig legt Lorenzo Snaidero seine Interimsfunktion als "Amministratore Delegato" (CEO) zurück, bleibt aber Mitglied des Verwaltungsrates der Bank.

Die Hypo-Banktochter in Italien hat mehr als 300 Mitarbeiter, es läuft ein umfangreicher Personalabbau. Der Markteintritt erfolgte dort 1986. Sollte doch noch kurzfristig ein nach wie vor verfolgter Verkauf erfolgen, müssten dafür alle Altlasten weggeräumt sein. Zusammen mit den Leasingfinanzierungen lag die Bilanzsumme in Italien zuletzt bei etwas über 4 Mrd. Euro. Das Neugeschäft ist seit kurzem eingestellt, seit Anfang Juli werden keine neuen Kredite mehr vergeben. Das hat Österreich der EU im Beihilfeverfahren zugesagt.

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