Hygiene Austria: Lenzing kündigt Aufklärung an

Verdacht auf Etikettenschwindel bei Hygiene Austria
Der Mehrheitseigentümer setzt auch einen zusätzlichen Geschäftsführer in die Chefetage des Maskenherstellers.

Mehrheitseigentümer Lenzing zieht beim Schutzmasken-Hersteller Hygiene Austria, der eine teilweise Fertigung seiner Masken in China eingeräumt hat, jetzt die Zügel straffer an.

Wie schon länger geplant übernimmt der börsennotierte oö. Faserhersteller bei der Hygiene Austria LP GmbH die Managementkontrolle und setzt mit Stephan Sielaff einen zusätzlichen Geschäftsführer ein. Außerdem werde ein externes forensisches Untersuchungsteam bestellt, erklärte Lenzing am Donnerstag.

Forensik-Team soll Klarheit schaffen

Das Forensik-Team solle zum Masken-Produktionsthema "Klarheit schaffen", hieß es dazu auf Nachfrage. Eine Zahl, wie viele FF2-Masken möglicherweise aus China bezogen worden sind, wird noch nicht genannt. Am Mittwochabend hatte Hygiene Austria mit dem Eingeständnis überrascht, zum Abdecken von Spitzennachfrage auch auf chinesische Lohnfertiger zurückgegriffen zu haben. Davor hatte man sich immer als "Made in Austria"-Produzent dargestellt, deshalb hatten sich auch Spitzenpolitiker ein Stelldichein bei Hygiene Austria gegeben.

Die Vorwürfe von Betrug und Schwarzarbeit, denen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nachgeht, hat das Unternehmen am Mittwochabend "klar zurückgewiesen".

Sielaff, der nun als dritter Geschäftsführer bei der Hygiene Austria LP GmbH eingesetzt wird, ist hauptberuflich Vorstand für Fasern & Technik bei Lenzing, diplomierter Chemieingenieur und war von 1993 bis 2014 in Management-Positionen bei Unilever und Symrise tätig gewesen. Von 2014 bis Februar 2020 saß er im Vorstand des Schweizer Spezialchemie-Unternehmens Archroma, einem Zulieferer der Textil- und Papierindustrie.

Supermärkte nehmen Schummel-Masken aus dem Regal

Joint Venture mit Palmers

Bisher werden die Geschäfte bei der Hygiene Austria LP GmbH von Tino Wieser und Stephan Trubrich geführt, wobei Tino Wieser (wie auch sein Bruder Luca Wieser) dem Vorstand des Hygiene-Austria-Minderheitseigentümers Palmers Textil AG angehört und Trubrich bei Lenzing mit dem Bereich Kapitalmarktaktivitäten befasst ist.

An der Anteilsaufteilung 50,1 Prozent Lenzing und 49,9 Prozent Palmers soll sich nichts ändern, hieß es zur APA. Dass Lenzing bei der Maskenfirma die Managementkontrolle übernehmen will, ging bereits Anfang Februar aus einer Zusammenschlussanmeldung bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hervor. Die BWB hatte bis 2. März Zeit für die Prüfung.

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