Humanic-Chef zu Aktionen: „Es geht um Liquidität“

Humanic-Chef zu Aktionen: „Es geht um Liquidität“
Der Humanic-Chef Michael Rumerstorfer über eine Schleuder-Aktion, einen Shitstorm und Staatshilfen

„In der Hitze des Gefechts“ habe er vor dem 2. Lockdown versucht, noch möglichst viel Saisonware abzuverkaufen, erklärt Leder & Schuh-Vorstand Michael Rumerstorfer im KURIER-Gespräch. Mit einer Minus-50-Prozent-Aktion am vergangenen Samstag. Die Folge waren lange Menschenschlangen vor den Humanic-Geschäften und ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken.

KURIER: Hat sich die Aktion am Wochenende zumindest wirtschaftlich ausgezahlt?

Michael Rumerstorfer: Die Realität ist folgende: Die Winterware ist bestellt, unsere Lager sind voll, die Geschäfte ab morgen zu. Wenn wir jetzt Minus-50-Prozent-Aktionen machen, geht es nicht ums Geld verdienen. Es geht um die Schaffung von Liquidität.

Die Regierung verspricht Hilfe. Wissen Sie schon, wie viel Sie bekommen?

Wir rechnen mit 40 Prozent Umsatzersatz, aber auch mit einer Deckelung bei 3 Millionen Euro. Und das bei 140 Geschäften in Österreich und 2.200 Mitarbeitern – und jetzt wird das Weihnachtsgeld fällig. Und es laufen auch die anderen Kosten – Steuern, Mieten – weiter. Es gibt noch viele offene Fragen. Und das Ganze ausgerechnet jetzt. Der November ist traditionell einer der umsatzstärksten Monate im Schuhhandel – und normalerweise auch der margenstärkste, weil es um diese Zeit sonst so gut wie keine Abverkäufe gibt.

Kann der Online-Handel noch etwas retten?

Es war noch nie so wichtig wie jetzt, an die Konsumenten zu appellieren, bei heimischen Online-Stores einzukaufen. Wir haben in den vergangenen Monaten viel in unseren Web-Shop investiert. Im ersten Lockdown haben sich die Online-Umsätze verdoppelt, vor allem weil das Angebot bei Jüngeren gut angenommen wird. Wenn Sie mich fragen, ob der Web-Shop den Umsatzausfall in europaweit 200 Geschäften kompensieren kann? Nein, natürlich nicht.

Ist das Geschäftsjahr noch zu retten?

Nach sechs Wochen Lockdown im Frühjahr und weiteren drei Wochen jetzt, ist nicht davon auszugehen, dass wir das aufholen. SH

Kommentare