Die fetten Jahre sind vorbei: Holzwirtschaft leidet unter der Flaute am Bau
Die fetten Jahre sind vorbei. Auch am Bau und damit im Holzhandel. „Seit Mitte 2022 sehen wir seitens der Bauwirtschaft einen Nachfrageeinbruch – genauso wie in der Verpackungsindustrie“, sagt Markus Schmölzer, Vorsitzender der Sägeindustrie. „Die fehlenden Baugenehmigungen von heuer sind die fehlenden Projekte der nächsten Jahre.“
Zur Größenordnung: 2022 ist die Zahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent eingebrochen. In absoluten Zahlen heißt das, dass österreichweit 17.000 Wohnungen weniger geplant sind.
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Zudem ist die Zahl der privaten Wohnbaukredite von Jänner bis Mai gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwei Drittel eingebrochen. Eine Folge verschärfter Kreditvergaberichtlinien und steigender Zinsen.
Auch jenseits der Landesgrenzen zeigen sich die Folgen einer mauen Baukonjunktur. Zwischen Jänner und Juni 2023 hat Österreich um 13 Prozent weniger Nadelschnittholz nach Italien exportiert, die Ausfuhren nach Deutschland brachen um 26 Prozent ein. Insgesamt steht in der Exportbilanz ein Minus von 13 Prozent.
Ausbleibende Aufträge aus der Bauwirtschaft und steigende Kosten für Energie und Personal schmälern zudem die Margen der Holzindustrie. Schmölzer rechnet heuer mit einer Einbruch der Schnittholzproduktion in der Größenordnung von 20 Prozent, bereits im ersten Halbjahr liege das Minus bei Minus 12 bis 13 Prozent.
Geht es nach den Vorstellungen der Holz-Lobby, sollte die Politik mit Investitionen in den Wohnbau und in die Sanierung gegensteuern. Für Ärger sorgt zudem die EU-Verordnung zur Vermeidung von Entwaldung (EUDR), eine Initiative zur Begrenzung der Entwaldung durch forst- und landwirtschaftliche Aktivitäten. „Wenn Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen 25 Prozent Bürokratieabbau verspricht, wie sie es im April getan hat, dann kommt sie ihrem Ziel sehr nahe, wenn die EUDR gleich gestoppt wird“, wettert Franz Mühlbauer, Vorsitzender des Holzhandels.
Holzindustrie
Rechnet man alle Effekte entlang der Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft zusammen, kommt man auf 11 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung, rechnet das Economica-Institut für Wirtschaftsforschung vor. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette würden 320.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Export
Die wichtigsten ausländischen Abnehmer für Nadelschnittholz sind Italien (48 Prozent), gefolgt von Deutschland (16 Prozent).
Käfer und Trockenheit
Währenddessen machen Borkenkäferbefall, Trockenheit und Windwurf Schutzwäldern zu schaffen. Die Österreichischen Bundesforste entwickelten deshalb eine „Schutzwaldampel“ für ihre Wälder. Zehn Prozent der Fläche wurden als „rot“, also gefährdet, ausgewiesen. Hier müsse innerhalb binnen zehn Jahren gehandelt werden. 60 Prozent der Fläche sind „gelb“, wobei in den nächsten 20 Jahren Handlungsbedarf besteht. Über ein Viertel ist noch im „grünen“ Bereich. Maßgeblich für den Zustand der Wälder sind Walddichte, Altersstruktur, Neigung und die natürliche Verjüngung des Waldes.
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