Hohe Inflation als Mittel zum Zweck
Seit Tagen sind die Finanzmärkte in Aufruhr. Zum einen wegen der Ukraine-Krise, zum anderen aufgrund der US-Notenbank Fed. Der Plan, im März mit einer Zinsanhebung die Politik des billigen Geldes zu beenden, ist zwar schon seit Wochen bekannt. Doch in jüngster Zeit vermehrten sich die Zeichen, dass dies ausgeprägter passieren könnte als zunächst gedacht. Die Folge: Börsianer sind nervös und verlassen teils panikartig die Aktienmärkte.
Dabei hat die Fed allen Grund dazu, ihre Unterstützungsmaßnahmen für die US-Wirtschaft herunter zu fahren. Die Konjunktur läuft rund, die Arbeitslosenzahlen sind stark gesunken und – der wichtigste Grund – die Inflation ist auf einem 40-Jahres-Hoch. Die Verbraucher stöhnen unter den stark steigenden Preisen, was auch den regierenden Demokraten bei den Kongresswahlen im Herbst schaden könnte. Höhere Zinsen helfen, die Preissteigerung einzudämmen.
Auch Europa kann bezüglich hoher Inflation mitreden, in Österreich hat sie ein Zehnjahreshoch erreicht. Einige Länder haben schon dagegen etwas getan, etwa Großbritannien oder Ungarn diese Woche.
Da stellt sich natürlich die Frage, wann in der Eurozone die Nullzinsphase endlich beendet wird. Die schlechte Nachricht: bis auf Weiteres nicht. Aufgabe der Europäischen Zentralbank wäre zwar, bei einer Inflation von 2,0 Prozent entsprechend tätig zu werden. Doch dieses Ziel wird von EZB-Chefin Christine Lagarde einfach negiert. Ihre Beteuerung, die Inflation werde in der Eurozone von derzeit 5,0 Prozent im Jahresverlauf auf 3,2 Prozent sinken, ist angesichts anhaltender Lieferkettenprobleme und bevorstehender CO2-Steuern schwer zu glauben. Und selbst damit läge die Rate über dem eigenen Zielwert.
Sparen ist abgesagt
Das Nicht-Handeln geschieht aus Rücksicht auf große Eurostaaten, deren Schulden im Zuge der Corona-Krise weiter zulegten. Und niedrige Zinsen helfen dabei, diese nicht noch weiter nach oben zu treiben. Während Griechenland vor einigen Jahren zu knallharten Sparmaßnahmen vergattert wurde, herrscht diesbezüglich nun Schweigen.
Im Gegenteil, die Aufweichung der (ohnehin in der Vergangenheit oft ignorierten) Fiskalregeln steht auf Betreiben Frankreichs und Italiens im Raum. Ob sich die deutsche Regierung unter SPD-Kanzler Olaf Scholz so dagegen wehren wird wie früher Angela Merkel, darf bezweifelt werden.
Österreich hat nicht die Macht, hier entscheidend mitzuwirken. Und immerhin hilft die Tiefzinspolitik allen Ländern beim Zinsendienst für die Staatsschulden. Doch das ist den Bürgern zweitrangig, sie spüren das im täglichen Leben nicht. Die steigenden Preise bei Energie, Sprit, Lebensmittel und Wohnen aber sehr wohl. Das könnte bald – wie in den USA – zu einem politischen Problem werden.
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