Hohe Energiepreise bescheren OMV Milliardengewinn

Hohe Energiepreise bescheren OMV Milliardengewinn
In den ersten drei Quartalen hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt, Aktionäre erhalten Sonderdividende.

Die Gewinne des teilstaatlichen Öl- und Gaskonzerns OMV sind auch im dritten Quartal gesprudelt. Das Unternehmen schrieb vor Steuern einen Quartalsgewinn von 3,3 Mrd. Euro, das ist mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem dritten Quartal 2021. Nach neun Monaten steht die OMV nun bei einem Vorsteuergewinn von 9,1 Mrd. Euro. Der Gewinn je Aktie nach neun Monaten stieg von 4,76 auf 10,18 Euro, teilte das ATX-Unternehmen am Freitag in der Früh mit.

Die OMV machte heuer von Jänner bis September einen Umsatz von 48,8 Mrd. Euro, ein Plus von 115 Prozent gegenüber den ersten drei Quartal 2021, als der Umsatz 22,2 Mrd. Euro betrug. Das (um Lagerhaltungseffekte bereinigte) CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten stieg in diesem Zeitraum auf 9,1 Mrd. Euro, ein Plus von 129 Prozent.

Wie die OMV im Quartalsbericht erklärt, könnten anhaltende oder verstärkte Unterbrechungen der russischen Lieferungen zu einem weiteren Anstieg der europäischen Energiepreise führen. Die OMV erwartet für heuer einen durchschnittlich realisierten Gaspreis von 55 bis 60 Euro pro Megawattstunde (MWh), was an Förderländern wie Malaysia oder Neuseeland liege, wo die Gaspreise niedriger sind. In Europa sind die Gaspreise derzeit doppelt bis dreimal so hoch. OMV-Chef Alfred Stern sagte im Gespräch mit der APA, dass davon auszugehen sei, dass die Gaspreise in Europa auch 2023 hoch bleiben werden.

Wichtig sei, es die Gasversorgung neu aufzustellen, dazu diene auch die Absichtserklärung mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) vereinbart. "Die Lieferung aus Abu Dhabi ist aber nur ein Baustein", sagte Stern. Wichtig für die Diversifizierung sei vor allem Erdgas aus Norwegen, das die OMV dort zum Teil selbst fördert. Ob die Gasversorgung für den nächsten Winter 2023/24 gelinge, hänge von Faktoren ab, "die man nicht kontrollieren kann", unter anderem davon, wie mild der heurige Winter wird und wie hoch die Speicherfüllstände am Ende der Heizsaison sein werden.

Hohe Energiepreise bescheren OMV Milliardengewinn

OMV-Chef Alfred Stern

Seit dem Einmarsch Putins in der Ukraine zählt Russland nicht mehr zu den Kernregionen der OMV und es werden keine neuen Aktivitäten mehr gesetzt. Wie es weiter geht, ist offen. Die OMV prüfe alle Optionen bis hin zu einem Verkauf, ein solcher gestalte sich derzeit als sehr schwierig aufgrund der sich ändernden Gesetzeslage in Russland, so Stern.

Sonderdividende

Die zurzeit außergewöhnlich hohen Gewinne haben den OMV-Vorstand am Donnerstagabend dazu veranlasst, den Aktionären einen Sonderdividende von 2,25 je Aktie vorzuschlagen. Von den insgesamt 736 Mio. Euro erhält die Staatsholding ÖBAG rund 232 Mio. Euro und der Staatsfonds aus Abu Dhabi, Mubadala, 183 Mio. Euro.

Der Frage, ob er davon ausgeht, dass mit der Sonderdividende eine staatliche Abschöpfung der Gewinne vom Tisch ist, wich Stern aus. "Wir würden die Sonderdividende nicht vorschlagen, wenn nicht wüssten, dass wir sie mit unserer Geschäftsgebarung vereinbaren können." Wie die in Brüssel beschlossene Solidaritätsabgabe in Österreich aussehen wird, wisse er nicht, so Stern. Er betonte, dass das Geschäft stark zyklisch sei und man die hohen Gewinne benötige, um auch Täler wie zuletzt die Coronakrise durchschreiten zu können. Derzeit seien bei Energie Angebot und Nachfrage nicht in Balance, was zu den extrem hohen Preise führe. Es brauche daher Investitionen, die das Angebot erhöhen.

Fracking und Geothermie

Zu den Schiefergasvorkommen, die im Weinviertel mittels Fracking gefördert werden könnten, kam von Stern am Freitag kein kategorisches Nein mehr. "In einer Energiekrise muss man sich alle Möglichkeiten ansehen", sagte Stern. Eine Neuevaluierung hänge vom regulatorischen Umfeld und der politischen Unterstützung ab. Darüber hinaus müsse es aber auch zeitlich und wirtschaftlich darstellbar sein. Und eine Entwicklung würde Jahre dauern und würde daher akut nichts bringen, zeigte sich Stern weiter skeptisch.

Im Weinviertel schaue man aktuell, ob man weitere Gasvorkommen konventionell fördern könne und baue Photovoltaik aus. Eine Folge der Energiekrise sei auch, dass man in der OMV Geothermie-Projekte wie jenes im Wiener Becken beschleunigt habe.

Änderungen im Vorstand

Der Aufsichtsrat der OMV hat am Donnerstag beschlossen, dass Martijn van Koten zusätzlich zu seinen Refining-Agenden ab 1. November 2022 die Verantwortung für den Bereich Marketing & Trading übernimmt, geht aus einer OMV-Aussendung hervor. Zugleich wurde Martijn van Koten zum Vorstandsmitglied für den neuen Bereich Fuels & Feedstock ernannt, in dem ab 1. Jänner 2023 die Bereiche Refining sowie Marketing & Trading zusammengeführt werden.

Elena Skvortsova scheide mit 31. Oktober 2022 einvernehmlich aus dem OMV-Vorstand aus. "Die Raffinerien spielen in der Energiewende und der Transformation des Unternehmens eine zentrale Rolle. Der Fokus der Raffinerien wird zunehmend auf der Produktion von nachhaltigen Treibstoffen und Rohstoffen für die chemische Industrie sowie auf der Kreislaufwirtschaft liegen. Ich freue mich, dass Martijn van Koten diese Funktion übernehmen wird", erklärte Mark Garrett, Vorsitzender des Aufsichtsrates, in der Mitteilung. Skvortsova habe gemeinsam mit ihrem Team die ersten nachhaltigen Treibstoffe für Geschäftskunden auf den Markt gebracht. "Unter Elenas Führung wurde das Produkt- und Serviceangebot Tankstellen mit klarem Kundenfokus weiter ausgebaut und modernisiert", so Garrett.

Protest vor Konzernzentrale

Anlässlich der Präsentation der dritten Quartalsergebnisse haben Aktivisten und Aktivistinnen von Fridays For Future und Greenpeace am Freitag erneut eine Übergewinnsteuer für Energiekonzerne sowie den Ausstieg aus fossilen Energieträgern gefordert. Unterstreichen wollten die NGOs ihre Anliegen mit einer Demo vor dem OMV Sitz am Wiener Prater sowie vor der Wirtschaftskammer Wien am Nachmittag.

Die Sprecherin der Wiener Fridays For Future, Klara König, kritisierte bei einer Pressekonferenz zudem die langjährige, "verstörend enge Freundschaft" zwischen Russland und der OMV. Diese würde gleichzeitig den Angriffskriege auf die Ukraine finanzieren als auch für hohe Profite für das Unternehmens sorgen. "Das ist unpackbar", meinte König.

"Gerade jene Unternehmen, wie die OMV, die Europa in die Abhängigkeit von fossilen Energien aus Russland getrieben haben und die Klimakrise mit ihrem Geschäftsmodell anheizen, machen jetzt exzessive Gewinne", kritisierte auch Greenpeace Österreich.

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