Bis zu 30 Prozent teurer: Airline-Ticketpreise auf dem Höhenflug
Die Erleichterung bei der AUA ist groß. Der Nachholbedarf bei Urlaubs- als auch bei Geschäftsreisen ist enorm, sodass die Lufthansa-Tochter im dritten Quartal 2022 einen operativen Rekordgewinn von 110 Millionen Euro einflog.
Mit ein Grund sind die Ticketpreise, die im Vergleich zu vor der Pandemie (2019) seit Sommerbeginn im Durchschnitt um 20 bis 30 Prozent gestiegen sind.
„Diese Entwicklung wird sich auch über den Winter fortsetzen“, schätzt AUA-Vorstand Michael Trestl. Die Tariferhöhungen sind je nach Destination und Zeitpunkt unterschiedlich, betreffen aber sowohl die Kurz- und Mittelstrecke als auch auf die Langstrecke. Auch für den nächsten Sommer dürften die Ticketpreise hoch bleiben oder noch weiter steigen.
90 Prozent Auslastung
Die AUA-Flugzeuge waren in der Hochsaison im Juli und August zu 90 Prozent ausgelastet. Das private Reisevolumen lag um 35 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. Die Geschäftsreisen „bereits bei überraschenden 74 Prozent“, sagte Trestl, der einen „anhaltenden Nachholbedarf“ ortet.
Die Buchungslage bezeichnet AUA-Chefin Annette Mann als erfreulich. Die Vorausbuchungen für den Winter seien gut und auf dem Niveau von 2019. Besonders gefragt sind Flüge innerhalb Europas und über den Nordatlantik, aber auch die Warmwasser-Destinationen auf der Langstrecke.
Der große Wermutstropfen sind allerdings die „erheblichen Mehrkosten„ durch die Treibstoffpreise, die sich verdoppelt haben. Lag der Anteil der Kerosinkosten vor der Energiekrise bei rund 35 Prozent der gesamten Aufwendungen, sind es derzeit mehr als 50 Prozent. Der Raffinerie-Aufschlag für Kerosin habe sich europaweit von sechs bis neun Dollar je Barrel (159 Liter) auf 70 Dollar beinahe verzehnfacht.
Bisher wurden im Lufthansa-Konzern nur die Rohöl-Kosten gehegt (abgesichert), nicht aber die Verarbeitungskosten für Kerosin. Diese werden künftig ebenfalls abgesichert. Die beträchtlichen Mehrkosten durch Tanken im Ausland wegen des Ausfalls der OMV-Raffinerie Schwechat wollte Mann noch nicht beziffern. Die AUA will dafür Schadenersatz und ist guten Mutes, diesen nicht einklagen zu müssen.
Staatskredit retour
Angesichts der hohen Liquidität zahlt die AUA den Staatskredit vorzeitig zurück. Von den 300 Millionen waren erst drei Raten abgestottert und 210 Millionen bis Ende 2025 noch ausständig. Sicherheitshalber gibt die Konzernmutter Lufthansa der AUA eine Kreditlinie in dieser Höhe. Die 150 Millionen Euro an Eigenkapital-Zuschuss werden nicht zurückgezahlt.
Im Gesamtjahr 2022 werde die AUA allerdings noch nicht aus den roten Zahlen kommen. Mann: „Ein guter Sommer kann nicht zwei Jahre Pandemie kompensieren“. Die Pandemie habe die AUA bis dato eine Milliarde Euro gekostet. Mann rechnet erst 2023 mit schwarzen Zahlen, gibt aber keine genauere Prognose ab. Zu unsicher sei die wirtschaftliche Entwicklung.
Die Gewerkschaft vida fordert jetzt, das an die Staatshilfe gekoppelte Sparpaket für die Mitarbeiter sofort zu beenden. Bei den Sonder-Kollektivvertragsverhandlungen zum Inflationsausgleich, die vor Kurzem abgeschlossen wurden, sei kein Wort über das Rekordergebnis gesagt worden, kritisiert vida-Luftfahrt-Vorsitzender Daniel Liebhart.
Dem Aufsichtsrat, in dem auch die Betriebsratschefs Bord und Boden sitzen, waren die aktuellen Ergebnisse allerdings sehr wohl bekannt, meint man dazu im Management. Der Staatskredit wurde auch deswegen vorzeitig abbezahlt, um den Gehaltsverzicht der Belegschaft ab 2023, früher als geplant, auslaufen zu lassen. Die Airline sucht weiter nach Mitarbeitern. Insgesamt werden noch 350 zusätzliche Beschäftigte benötigt, davon 50 Piloten und 200 Flugbegleiter.
Die Lufthansa flog im dritten Quartal 809 Millionen Euro Überschuss ein und peilt für das Gesamtjahr 2022 mehr als eine Milliarde an.
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