Hofbesuch: Was ein Ei zum Bio-Ei macht
Am Hof der Familie Kaiser im Gramastetten im Mühlviertel tummeln sich bis zu 3.000 Hühner im Außengehege hinter dem Hühnerstall unter den Mitte März noch kahlen Bäumen. Der Frühling muss in dem Landstrich oberhalb von Linz erst ankommen.
Auch 10 bis 15 Gockel stolzieren zwischen den Hennen auf und ab. „Sie sorgen für die Struktur. Die Hühner gehen leichter in den Stall“, sagt Andreas Kaiser, der den Legehennenbetrieb seit sieben Jahren gemeinsam mit seiner Frau Renate betreibt.
2,24 Mrd.
Eier werden jährlich in Österreich verzehrt.
13
Prozent davon sind Bio-Eier. Der Rest verteilt sich auf Eier aus Freilandhaltung (31 Prozent) und Eier aus Bodenhaltung im Stall (56 Prozent)
330
Eier legt ein Huhn im Schnitt pro Jahr
14-16
Monate lebt eine Legehenne in der Regel am Hof. Danach wird sie geschlachtet.
Seit Generationen im Familienbesitz
Der Bauernhof befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie. Bis die Kaisers beschlossen, auf Eier umzusatteln, war es ein Milch- und Viehbetrieb. „Die Hühnerzucht bringt uns mehr Flexibilität“, sagt Renate Kaiser: „Die Fütterung erfolgt automatisch. Es gibt keine fixen Stallzeiten.“
Rund eine Million Bio-Eier legen die Hühner hier im Jahr, 330 bis 340 pro Henne. Nicht wenige davon landen gekocht und gefärbt in Osternestern. Die Nachfrage nach Eiern sei rund um Ostern besonders hoch, sagt Ja-Natürlich-Geschäftsführerin Klaudia Atzmüller: „Sie steigt um rund 20 Prozent an.“
Rund 40 Millionen Bio-Eier werden jährlich über die Rewe-Eigenmarke in österreichischen Supermärkten verkauft. Sie stammen von rund 80 Bio-Bauernhöfen, meist Familienbetrieben. Der Hof der Kaisers ist ein typisches Beispiel dafür.
Ein Stempel auf der Schale, der auf allen frischen Eiern im Handel zu finden ist, gibt Auskunft darüber, wo die Eier herkommen und wie die Legehennen gehalten werden. Die erste Ziffer verrät die Haltungsform Hennen. 0 steht dabei für Bio, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und 3 für Käfighaltung. Die traditionelle Käfighaltung ist in der EU seit 2012 verboten. Ausgestaltete Käfige, die den Hennen mehr Platz bieten, sind aber erlaubt, erläutert Nina Eichberger, Ernährungswissenschafterin vom Verein für Konsumenteninformation (VKI).
Danach folgen 2 Buchstaben, sie geben das Herkunftsland der Eier an. AT steht etwa für Österreich, DE für Deutschland. Danach folgt die Nummer des jeweiligen landwirtschaftlichen Betriebs. Darunter findet sich das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Es muss angegeben werden, wenn die Eier in einer Verpackung angeboten werden.
Für gewöhnlich sind die Eier aber noch Tage über die Mindesthaltbarkeitsdauer hinaus genießbar. Festgestellt werden kann das etwa mit dem Wassertrick. Gibt man das Ei in ein Glas Wasser und es sinkt, ist der Verzehr unbedenklich. Treibt es hingegen an der Wasseroberfläche, haben sich im Ei bereits Gase gebildet und es sollte nicht mehr gegessen werden.
Ob Eier im Kühlschrank oder bei Zimmertemperatur gelagert werden, ist VKI-Expertin Eichberger zufolge gleich. Wichtig sei die konstante Lagertemperatur. Man sollte also nicht zwischen der Lagerung im und außerhalb des Kühlschranks wechseln. Dadurch bildet sich Kondenswasser auf der Schale, das den Verderb des Eies beschleunigen kann.
Auslauf und Bio-Futter
Was aber macht ein Ei zum Bio-Ei? Neben der Fütterung mit gentechnikfreien Bio-Futter - die Kaisers beziehen es zum Großteil von heimischen Betrieben - muss gewährleistet sein, dass die Hühner Zugang zu einem Außengehege haben. 10 m2 sollten jedem Tier zur Verfügung stehen. „Dort picken die Hühner auch auf, was sie an Samen, Insekten oder Würmern vorfinden, erzählt Renate Kaiser.
Wichtig ist auch die Bepflanzung. „Sie ist das Um und Auf“, sagt Andreas Kaiser. Sie biete den Tieren im Sommer Schatten. Wenn keine Blätter da seien, gebe es auch keinen Schutz vor Raubvögeln. Der klassische Feind der Hennen ist im Mühlviertel der Hühnerhabicht. „Der hat sonst leichtes Spiel“, meint Renate Kaiser.
Hühner, die ursprünglich Waldrandtiere sind, würden auch gerne auf den Ästen sitzen, sagt Ja-Natürlich-Geschäftsführer Andreas Steidl: „Das ist ihre natürliche Art, die haben sie nicht abgelegt.“
Zwischen dem Auslauf und dem Stall befindet sich ein Wintergarten, dort sind die Hühner vor Wind und Wetter geschützt und finden auch Sandbadehütten, Strohballen und Picksteine vor. Sie sollen dazu beitragen, dass die Hühner beschäftigt sind.
Mehrere Ebenen
Gelegt werden die Eier im Stall. In Nestern, die von orangen Streifenvorhängen geschützt sind. Eingesammelt werden sie jeden Nachmittag von der Familie. Unter den Nestern befinden sich die Futterstellen. Oberhalb gibt es Eisenstangen, auf denen die Legehennen schlafen. „Sie wollen so weit wie möglich rauf“, weiß Renate Kaiser: „Im Wald kam die Gefahr von unten.“
Der durch die Legehennen anfallende Hühnermist kommt bei den Kaisers auch zum Düngen einiger Hektar Felder zum Einsatz, die ebenfalls von der Familie bewirtschaftet werden.
Die Kaisers haben auch überlegt, ihren Betrieb auf 6.000 Hühner auszuweiten. Mit der Investition, der Bau eines Stalls kommt heute auf rund 450.000 Euro, wollen sie aber noch zuwarten, bis klar ist, ob eines ihrer drei Kinder den Betrieb übernehmen wird. „Man kann aber auch von 3.000 Hühnern gut leben“, sagt Andreas Kaiser.
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