"Herzensprojekt“: Öffi-Ticket für ganz Österreich ab 2021

Gewessler kündigt an, der "Plastikflut" nicht länger zuzusehen
Infrastruktur- und Umweltministerin Leonore Gewessler spricht heute mit Landesverkehrsreferenten.

Gut Ding braucht Weile. Diese Binse scheint jedenfalls auf das 1-2-3-Ticket für den Öffentlichen Verkehr zuzutreffen. Seit 2006, so Infrastrukturministerin Leonore Gewessler, hätten sich die vorangegangenen Koalitionen des Themas „österreichweit gültiges Öffi-Ticket“ verschrieben, selbiges auch in die jeweiligen Regierungsprogramme geschrieben, doch gekommen ist es nie. Bis jetzt. Für die grüne Ministerin ist es ein „Herzensprojekt“, wie sie betont, das in einem ersten Schritt und im ersten Halbjahr 2021 nun wahr werden soll.

Wie die diffizilen Vereinbarungen mit ÖBB, Westbahn, Busunternehmen und Co. ausgestaltet sein können beziehungsweise müssen, das bespricht Gewessler heute, Freitagnachmittag, mit den Verkehrsreferenten der neun Bundesländer.

Fix ist, dass die Bundesregierung die stufenweise Einführung des 1-2-3-Tickets – beginnend mit einem Österreich-Ticket – im Nationalrat bereits einstimmig beschlossen hat. Die Stufe 1 (ein Ticket für alle Öffis eines Bundeslandes) und die Stufe 2 (ein Ticket für alle Öffis in zwei Bundesländern) sollen in einem nächsten Schritt erfolgen. Ziel ist es, dass das 1-2-3-Ticket in allen Verbund- und Stadtverkehren wie Fernzügen österreichweit anerkannt wird. Kostenpunkt für die Kunden: 1.095 Euro für Erwachsene, ermäßigt 820 Euro für Jugendliche, Senioren und Menschen mit Beeinträchtigung.

100.000 potenzielle Kunden

Finanziert wird das österreichweit gültige Öffi-Ticket vom Bund, der 245 Millionen Euro aus dem Budget dafür bereitstellt (95 Millionen Euro im Jahr 2021, 150 Millionen Euro im Folgejahr). Dadurch, so die Ministerin, entstehen den neun Bundesländern keine Kosten.

Das Ministerium rechnet im ersten Jahr 2021 mit potenziell 100.000 Kunden, die österreichweite ganzjährig öffentlich fahren wollen. Das entspreche einem Umsatz von 100 Millionen Euro.

Wer aber 2021 zum Österreich-Ticket wechselt, der kauft dann keine Einzelfahrscheine. Diesen Einnahmenverlust wird der Bund den Betrieben zu 100 Prozent ersetzen, erklärt Gewessler. Wie hoch die Einnahmen-Verluste sind, das soll spezifisch je nach Bundesland und Verkehrsbetrieb vertraglich geregelt werden. Die Berechnung kann einerseits auf „Basis der Beförderungsleistung“ erfolgen wie beispielsweise bei der Bahn anhand von Personen-Kilometern, andererseits anhand bisheriger Erlöse bzw. Tarife der jeweiligen Verbünde.

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