Das kann das neue Österreich-Ticket
Die Ankündigung, obschon durchaus sensationell, machte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) nebenbei bei einer Pressekonferenz, bei der eigentlich die Rettung der Fluglinie AUA bekannt gegeben wurde. Die Finanzierung für das 1-2-3-Klimaticket stehe, es koste das Bundesbudget „nur“ 240 Millionen Euro. Und dann der erste Haken der Geschichte: Fix ist ab 2021 nur ein Start in der größten Variante.
Zur Erklärung: Die simple Idee des 1-2-3-Klimatickets ist, dass Jahrestickets für ein Bundesland nur mehr einen Euro pro Tag und damit 365 Euro pro Jahr, beziehungsweise zwei Euro pro Tag für zwei Bundesländer und drei Euro pro Tag für ganz Österreich, also 1.095 Euro, kosten wird.
1.095-Euro-Ticket
Gewessler erklärt, dass vorerst nur das 3-Euro-Klimaticket fix ab 2021 kommen wird. Auch wenn es unlogisch klinge, heißt es dazu aus Gewesslers Kabinett, sei das am einfachsten administrierbar. Hintergrund dürfte auch sein, dass die Verkehrsverbünde plus ÖBB und Privatbahnen sehr unterschiedliche Tarifgestaltungen haben, und nicht alle ein Jahresticket für alle Öffis in einem Bundesland anbieten.
8.761-Euro-Jahresticket
Aktuell gibt es in Österreich sieben Verkehrsverbünde (Wien, Niederösterreich und Burgenland ist ein gemeinsamer Verkehrsverbund) und die Bundesbahnen, alle mit unterschiedlichen Tarifen. Zählt man alle verfügbaren Jahrestickets (es gibt keine in NÖ, Burgenland und OÖ) im Vollpreis zusammen, kommt man derzeit auf einen (eher fiktiven) Preis von 8.761,40 Euro.
Einzig Wien hat bereits seit rund zehn Jahren ein 365-Euro-Ticket, das ebenfalls mit einer grünen Regierungsbeteiligung eingeführt wurde. Auch in Linz gibt es ein Jahresticket für alle Öffis um 285 Euro, aber eben nur für die Landeshauptstadt, nicht für das ganze Bundesland. Jahrestickets für das ganze Bundesland haben zudem Vorarlberg (um 385 Euro), Tirol (499,90 Euro) und Salzburg (für 595 Euro).
Gewessler spielt offenbar ein bisschen Poker mit den Bundesländern und deren Verkehrsverbünden. Mit ihrer Ankündigung setzt sie letztlich die Landesregierungen unter Druck, denn welcher Landeschef will schon bei dem Projekt offiziell nicht mitmachen? Tatsache ist aber auch, dass einige Länder (noch) hinter vorgehaltener Hand bekritteln, dass mit ihnen noch gar nicht verhandelt wurde, geschweige denn, dass konkrete Summen genannt wurden, wie sie pro verkauftem Ticket entschädigt werden sollen.
Entscheidung am Montag
Kommenden Montag lädt das Ministerium zu einer großen Online-Konferenz mit allen Öffi-Betreibern, wo es um die vertragliche Ausgestaltung des 3-Euro-Klimatickets gehen soll. Geklärt werden soll dabei auch, wo die Tickets überhaupt zu kaufen sein werden, schließlich müssten vor allem die Ticketautomaten, die in jedem Bundesland unterschiedlich sind, umgestellt werden. Aus dem Verkehrsministerium hieß es dazu nur, dass der Ticketverkauf derzeit noch nicht geklärt ist.
Ersparnis: 943 Euro jährlich
Pendelt man vom burgenländischen Pinkafeld nach Wien, bewegt man sich im Raum des Verkehrsverbunds Ost-Region (VOR). 2.038 Euro zahlt man dabei aktuell für eine Jahreskarte (inklusive Wiener Kernzone). 1.095 Euro würde die Jahreskarte nach dem 1-2-3-Modell kosten
Ersparnis: 662 Euro jährlich
1.757 Euro kostet die VOR-Jahreskarte von Pinkafeld nach Wien, wenn man die Wiener Kernzone, wie zum Beispiel das U-Bahn Netz, nicht nutzen möchte. Nur der Regionalverkehr, also die Wiener Lokalbahn oder Regionalbusse sind darin enthalten
Einrechnen sollte man aber auch, dass diese Tickets nicht genau das gleiche bieten. Die VOR-Jahreskarte gilt nämlich nur für eine bestimmte Strecke – in diesem Fall von Pinkafeld nach Wien. Das neue „3er-Ticket“ würde für alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Österreich gelten – egal wo und womit man fährt
Ersparnis: 657 Euro jährlich
Auch auf der Strecke vom niederösterreichischen Langenlois nach Wien fährt man im VOR. Eine Jahreskarte (inkl. Wiener Kernzone) kostet für diese Strecke 1.752 Euro. Mit dem „3er-Ticket“, das fix ab 2021 kommen soll, würde man sich in diesem Fall also 657 Euro ersparen.
Ersparnis: 347 Euro jährlich
Verzichtet man in diesem Fall auf die Wiener Kernzone und nutzt nur den Regionalverkehr, zahlt man aktuell für die Strecke Langenlois nach Wien 1.442 pro Jahr. Mit dem „3er-Ticket“ erspart man sich in diesem Fall 347 jährlich.
Auf dieser Strecke könnte man künftig auch das „2er-Ticket“ nutzen. Wann das kommt, ist aber noch unklar. Ersparen würde man sich dabei mehr, das „2er-Ticket“ kostet nämlich nur 730 Euro. Fahren kann man damit dann aber nur in zwei Bundesländern.
Ersparnis: 849 Euro jährlich
Auf der Strecke vom oberösterreichischen Vöcklabruck nach Wien wird es schon etwas komplizierter, da es keinen gemeinsamen Verkehrsverbund gibt. Auch eine ÖBB-Jahreskarte für diese Strecke gibt es nicht. Kauft man zum Beispiel zwölf ÖBB-Monatskarten, zahlt man 4.300,80 Euro und kann nur besagte Strecke fahren. Die ÖBB empfiehlt in diesem Fall also eine Österreich-Card um 1.944 Euro für einen Erwachsenen. Damit kann man dann österreichweit alle ÖBB-Verbindungen nutzen. Für den Stadtverkehr Vöcklabruck und Wien müsste man sich aber zusätzlich noch Tickets kaufen
Nach dem 1-2-3-Modell könnte man sich für diese Strecke wiederum das „3er-Ticket“ um 1.095 Euro pro Jahr kaufen und könnte alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Österreich nutzen. Um einen niedrigeren Preis würde man also mehr bekommen
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