Dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) wurden zuletzt einige geschrumpfte Henkel-Produkte gemeldet, u.a. bei den Marken Fewa, Weißer Riese, Persil. „Ja, das stimmt, wir verändern Verpackungsgrößen“, bestätigt Rechberger-Krammer. Kleiner müsse im Verbrauch aber nicht unbedingt teurer sein. Was zähle, sei nicht der Preis pro Menge, sondern pro Waschladung. Konzentriertere Rezepturen würden die Waschladungen erhöhen, wodurch Menge und Verpackung reduziert werden könne. Konsumenten sollten genau auf die Dosierempfehlung achten. „Als ich bei Henkel begonnen habe, war Flüssigwaschmittel mit 75 ml dosiert, jetzt sind wir bei 45 ml“, so die Managerin.
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Am fast 100 Jahre alten Henkel-Standort in Wien-Erdberg wird schon seit 2013 kein Pulver mehr, sondern nur noch Flüssigwaschmittel für Marken wie Persil, Fewa oder Silan erzeugt. Auf einer Produktionslinie können bis zu drei verschiedene Flaschenformate abgefüllt werden. Ständig werde an neuen, effizienteren und leichter recycelbaren Flaschen getüftelt, die unter anderen von der Firma Alpla aus Vorarlberg als Rohlinge angeliefert und im hoch automatisierten Werk zur Flasche aufgeblasen werden.
Das Zentrallager befindet sich in Wien-Meidling, von wo die Waschmittel vor allem nach Osteuropa geliefert werden. 85 Prozent der Produktion geht in den Export.
Österreicher dosieren Waschmittel gerne selbst
Dass fertig portionierte Waschmittel-Caps die Flüssigwaschmittel ganz vom Markt verdrängen werden, glaubt die Henkel-Chefin nicht. „Der Caps-Markt stagniert. Eher geht der Trend wieder zurück zu Flüssigwaschmittel und Pulver, weil viele Konsumenten selber dosieren wollen“. In Österreich hätten die Caps einen Anteil von weniger als 20 Prozent.
Kritik übt Rechberger-Krammer an hohen Lohnabschlüssen (9,9 Prozent in der chemischen Industrie, Anm.). „Diese stellen in gewisser Weise eine Bedrohung für uns als globales Unternehmen dar.“ Henkel steuere nach wie vor die Märkte Osteuropas von Wien aus, während andere Global Player diese Headquarter-Funktion längst in osteuropäische Länder verlagert hätten. „Dort gibt es keine Lohnabschlüsse jenseits der 9 Prozent“.
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32-Stunden-Woche wäre ein "Killer"
Rechberger-Krammer deutet an, dass bei kräftigen Lohnerhöhungen Headquarter-Funktionen aus Wien nach Osteuropa abwandern könnten. „Ich möchte gerne den Standort hier haben, aber irgendwann muss ich mir die Frage stellen, ob das noch Sinn macht, Steuerungsfunktionen hier anzusiedeln“. Für standortschädlich hält sie auch die Debatten über Arbeitszeitverkürzung. Eine 32-Stunden-Woche wäre für internationale Funktionen bei Henkel in Wien „ein Killer“. Einen Wettbewerbsnachteil zu Deutschland sieht die Henkel-Chefin durch die im Nachbarland beschlossene Strompreiskompensation. Hier müsse Österreich rasch nachziehen.
Recycling als Branchenthema
Große Herausforderung für Henkel ist die Kreislaufwirtschaft. Die EU fordert, dass bis 2030 nur noch wiederverwendbare Flaschen produziert werden dürfen. Davon ist die Industrie noch weit entfernt. Das Recycling von Kunststoff-Verpackungen ist aufwendig und teuer.
„Das Sammeln und die Sortierung wird ein großes Thema“, meint Rechberger-Krammer. Wegen fehlender Sammelsysteme gebe es noch viel zu wenig Recyclingmaterial für die Waschmittelabfüllung. Ein Pfandsystem für PET-Flaschen wie in Deutschland verbessert den Rücklauf, wird in Österreich aber erst 2025 eingeführt. Große Flaschen ab 4 Liter ließen sich noch schwer aus Recyclat herstellen.
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