PRO & CONTRA KUNSTSTOFF: Vielseitig nutzbar, aber Tücken beim Recycling
Strengere Umweltauflagen – Stichwort Mikroplastik – zwingen die Industrie, Plastik-Verpackungen ressourcenschonender zu produzieren und recyclingfähiger zu machen. Es spricht aber einiges für das Material.
+ Langlebigkeit
Kunststoff braucht 450 Jahre, bis er sich zersetzt. Was ein Riesen-Müllproblem ist, stellt technisch gesehen einen großen Vorteil gegenüber anderen Materialien dar. Verpackungen aus Kunststoff haben eine viel längere Lebensdauer als jene aus Papier und können wesentlich vielseitiger eingesetzt werden, da sie bruchfest, elastisch und wasserabweisend sind und hohen sowie niedrigen Temperaturen trotzen.
+ Bioplastik
Mehrweg (z. B. PET-Flaschen) statt Einweg und neue Materialien sind das große Thema in der Kunststoffindustrie. So gibt es bereits kompostierbare Kaffeekapsel oder Bioplastik-Folien aus holzbasiertem Cellophan. Recycelbar ist dieses Bio-Plastik allerdings nicht.
+ Produktschutz
Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse, sind in Kunststoff-Verpackungen länger haltbar. Damit können Lebensmittel-Verluste und -Abfälle deutlich reduziert werden. Zudem werden die Verpackungen immer leichter, was wiederum Kunststoff erspart.
- Tücken beim Recycling
Ob Kunststoff recycelt werden kann, hängt davon ab, woraus er zusammengesetzt ist und ob er zum Beispiel gefärbt ist. Mischungen aus verschiedenen Kunststoffen können in der Regel nicht mehr getrennt werden. Die Recyclingquote beträgt 38 Prozent. Dazu kommt, dass recycelter Kunststoff viel teurer als neuer Kunststoff ist.
- Fossiler Rohstoff
Der Rohstoff Erdöl ist irgendwann erschöpft. Wenn Kunststoffverpackungen in der Umwelt landen und verbleiben, stellen sie ein großes Problem dar. Kleine Plastikpartikel verschmutzen die Weltmeere.
- Sammelsystem fehlt
Zwar gibt es in Österreich eigene Sammelcontainer für Plastikflaschen. Für Kunststoff-Mehrwegverpackungen fehlt es im Gegensatz zum Papier vielerorts aber noch an einem Sammelsystem samt der dazugehörenden Logistik. Wenn Verpackungen wie Plastikboxen nur ausgewaschen, aber nicht an den Ursprungsort retourniert werden, wächst der Plastikmüllberg weiter an. Hohe Transport- und Reinigungskosten im Vergleich zu Papierrecycling verursachen auch höhere -Emissionen.
PRO & CONTRA KARTON: Nachwachsender Rohstoff, gut recyclebar
Ein Rundblick im Supermarkt zeigt: Verpackungen aus Papier oder Karton ersetzen – vor allem bei Bio-Ware – das weitverbreitete Einweg-Plastik. Aber ist Papier wirklich so „grün“?
+ Rohstoff Holz
Papier wird aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz erzeugt, der aus der für den Wald notwendigen Durchforstung stammt (Faser- bzw. Schleifholz) oder als Sägenebenprodukt (Hackgut) anfällt. Die Wälder werden meist wieder aufgeforstet.
+ Recycling
Verpackungen auf Papierbasis haben mit 85 Prozent die höchste Recyclingquote in Österreich; EU-weit sind es 80 Prozent. Die Altpapiersammlung ist lange etabliert. Altpapierfasern können bis zu siebenmal wiederverwertet werden. Und werden es auch. Im Schnitt bestehen 75 Prozent der Verpackungen aus Recyclingfasern, nur 25 Prozent aus Frischfasern.
+ Plastik-Ersatz
Papierbasierte Lebensmittelverpackungen enthalten bis zu 90 Prozent weniger Kunststoff als vergleichbare Kunststoffverpackungen und werden immer dünner. Verbundverpackungen mit Beschichtungen sind aber nicht so gut recyclebar wie Verpackungen aus nur einem Material. Dafür braucht es spezielle Anlagen.
- Abholzung
Klimaschützer sehen das großflächige Abholzen der Wälder kritisch. Der steigende Papierbedarf trägt maßgeblich zur weltweiten Waldzerstörung bei. Rund 28 Prozent der in Österreich verarbeiteten Fasern stammt aus dem Ausland mit teils langen Transportwegen.
- Energiefresser
Die Papierproduktion benötigt sehr viel Energie. Für die heimische Produktion lag er laut Branchenverband Austropapier (AP) im Jahr 2020 bei 16.000 GWh, davon 4.400 GWh Strom und 11.600 GWh Dampf (Wärme). Aber: Die Branche erzeugt auch viel Energie. Laut AP rund 16.100 GWh (2020). 60 Prozent der Energieträger sind erneuerbar. Es kommen auch Reststoffe aus der Produktion wie Rinde, Biolauge oder Schlämme aus der Abwasserreinigung zum Einsatz.
- Chemikalien
Bei der Papierherstellung werden viele Chemikalien verwendet. Vor allem Take-away-Verpackungen wie Pappbecher werden zudem oft mit Chemikalien behandelt. Für die Produktion wird viel Wasser benötigt, das gereinigt werden muss, um wieder in den Fluss zurückgeleitet zu werden.
Fazit: Verpackung wenn geht vermeiden
„Weder Einweg-Plastik, noch Einweg-Papier ist die Lösung. Sinnlose Produkte müssen komplett weggelassen und notwendige Verpackungen auf Mehrweg umgestellt werden“, sagt Lisa Panhuber, Expertin für Konsumentenfragen bei Greenpeace. Wenn Supermärkte Wegwerfprodukte wie die neuen Papier- oder Bioplastiksackerl gratis anbieten, seien sie Teil des Problems, nicht der Lösung. Für Konsumenten heißt das: Die beste Verpackung für die Umwelt ist jene, die vermieden wird.
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