Schluss mit der Schachtel: Was die EU mit Pommes und Burger vorhat

Schluss mit der Schachtel: Was die EU mit Pommes und Burger vorhat
Heftiges Tauziehen um die neuen EU-Regeln für Verpackungen und Plastik. Die Fast-Food-Ketten rebellieren

Die arme Erdkugel wird angezapft: Von einem riesigen Hahn, aus dem unaufhörlich Wasser schießt, während sich dahinter Landschaften in Wüsten verwandeln. Mit solchen eindringlichen Bildern wird in diesen Wochen in der EU-Hauptstadt Brüssel ein beinharter Kampf ausgefochten. Fast-Food-Ketten wie McDonalds machen mit allen Mitteln Stimmung gegen Pläne der EU, die – so die Botschaft des unaufhörlich plätschernden Wasserhahns – unserer Umwelt viel mehr schaden als nützen.

Schluss mit der Schachtel: Was die EU mit Pommes und Burger vorhat

Werbung gegen PPWR

Es geht um die neue EU-Verpackungsverordnung, die noch bis Jahresende beschlossen werden soll. Einheitlich, verbindlich und für ganz Europa wird diese PPWR festlegen, wie vor allem unsere Lebensmittel in Zukunft verpackt werden sollen, und zwar in Supermärkten, wie auch in Restaurants. Die Ziel, das die EU-Kommission schon vor einem Jahr definiert hat, lautet kurz zusammengefasst, „Mehrweg statt Einweg“. Bis 2030 sollen alle Verpackungen grundsätzlich recyclingfähig sein.

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Das McDonalds Verbot

Für einige Sparten aber sollen noch härtere Regelungen gelten. Betroffen sind etwas Fast-Food-Restaurants wie McDonalds. Ursprünglich sollten in deren Lokalen nur noch wiederverwendbare Verpackungen verwendet werden, nach Monaten intensiven Lobbyings hinter den Kulissen, wurden diese Verbote auf jene Kunden beschränkt, die im jeweiligen Lokal essen. Dort aber soll es in Zukunft Burger und Pommes nicht mehr im Karton, sondern in abwaschbaren Plastikgefäßen geben.

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In Frankreich wurde das System bereits in der Praxis getestet, mit durchwachsenen Ergebnissen. Die Gäste nahmen das Geschirr offensichtlich zu gerne nach Hause mit. McDonalds jedenfalls hat eine Werbekampagne in einflussreichen Politik-Medien in Brüssel gestartet. Unter dem Motto „No silver bullet“, also etwa kein Wundermittel, listet man auf, wie viel Wasser und Spülmittel eine solche Umstellung zusätzlich verbrauchen würde. Unterstützt werden die Fast-Food-Ketten dabei von der Papierindustrie, die um das Geschäft mit Burgerschachteln und Pommes-frites-Sackerln bangt.

Marmelade ohne Packerl

Doch nicht nur Burger-Freunde sollen ihr Essen in Zukunft anders serviert bekommen, auch in vielen Hotels dürfte das Frühstück bald anders aussehen. Die in preisgünstigeren Quartieren verbreiteten Kleinverpackungen für Marmelade, oder Honig dürften auch auf der Liste der verbotenen Plastikwaren landen, so wie die bei vielen Hotelgästen als Mitbringsel beliebten Mini-Duschgels und Cremen.

Tetrapack im Visier

Auch dem Orangensaft im Tetrapack droht das Aus per EU-Verordnung. Denn was nicht wiederverwendbar ist, das soll zumindest perfekt wiederverwendbar sein. Verbundstoffe, die aus mehreren Materialien bestehen, können da mit den neuen Regeln voraussichtlich nicht mit.

Nur noch eine Sorte Plastik

Wenn also ab 2030 endgültig alle Verpackungen recyclingfähig sein müssen, sollten diese nur noch aus einer Art Kunststoff bestehen. Auch die Tomaten in der Plastikschale mit der dünnen Folie darüber werden wohl in Zukunft im Supermarkt anders angeboten werden. Vor mangelnder Hygiene warnen da die Kritiker, aber auch vor Verpackungen, die zwar rezyklierbar, aber viel schwerer wären und so die Umwelt und das Klima auf andere Weise belasten würden.

Viel Streit im Hintergrund

Nur einige von Dutzenden Konfliktzonen in diesem Kampf um die Zukunft der Verpackungen. In jeder sind die Experten und Lobbyisten in Brüssel aufmarschiert. Die Zeit jedenfalls drängt, noch heuer wollen die EU-Umweltbehörden die Grundzüge der Verordnung festzurren - und bis dahin wird hektisch um jede Folie gestritten.

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