Schuhrebell gründet neue Genossenschaft

Schuhrebell gründet neue Genossenschaft
Heini Staudinger will nach Pfingsten die Gründung beim Wirtschaftsministerium beantragen.

Als Folge seines jahrelangen Konflikts mit der Finanzmarktaufsicht will Heini Staudinger neue Strukturen schaffen. Zwar hat der 62-jährige Schuhrebell aus dem Waldviertel bereits auf ein legales Nachrangigkeitsdarlehen umgestellt, um das von Privatleuten ausgeborgte Kapital (2,8 Mio. Euro) nicht umgehend zurückzahlen zu müssen. Doch das ist nur eine Notlösung. Er will eine neue Genossenschaftsbewegung mit einem eigenen übergeordneten Prüfungsverband – ohne Einfluss von Banken – gründen.

„Ich will eine Eigentümerschaft auf breiter Basis. Bei meinem neuen Finanzmodell sollen Leute das Sagen haben, und nicht das Kapital“, erklärt der Firmenchef. Als Vorbilder dienen ihm die beiden Genossenschaftspioniere Hermann Schulze-Delitzsch (Volksbanken) und Friedrich Raiffeisen aus dem 19. Jahrhundert. „Deren Ziel war die wirtschaftliche und soziale Förderung der Mitglieder“, betont Staudinger.

Bei einem Symposium zum Thema „Gemeinsinniges Wirtschaften“ will er mit Partnern am kommenden Wochenende die interne Organisation strukturieren. Unter seinem geplanten Dachverband sind Genossenschaften in den Bereichen EDV, Marketing und Fremdfinanzierung vorgesehen. „Alle zwei Jahre sollen unabhängige Prüfer für Ordnung sorgen“, erklärt Heinis Bruder und Jurist Karl Staudinger, der nach Pfingsten die Gründung eines eigenen Revisionsverbandes beantragen will. Einziges Problem: Staudinger will den Beitritt zu einem bestehenden Verband vermeiden. Genau das ist für den Moment der Genossenschaftsgründung gefordert.


Das Geldeinsammeln bei Kleinanlegern (Crowdfunding) könnte für Unternehmen ein erster kleiner Schritt in Richtung Börse sein. Die dafür nötige Kommunikation mit den Anlegern und Bereitstellung von Informationen lasse sich - "wie in einer Art Kindergarten" - als Vorbereitung auf den Kapitalmarkt üben, sagte Angelika Sommer-Hemetsberger, Co-Vorstand der Kontrollbank (OeKB), am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Nachsatz: "Auch wenn dieser Weg dann noch ein sehr weiter ist".

Schuhrebell gründet neue Genossenschaft
Crowdfunding sei generell ein sehr interessantes Thema, mit dem sich auch die OeKB als Infrastruktur- und Datenanbieter für den Kapitalmarkt intensiv beschäftigt habe. Allerdings sieht Sommer-Hemetsberger in Österreich noch Wissensdefizite. Unter Crowdfunding würde sehr Unterschiedliches zusammengefasst: "Für den Investor muss das eine bewusste Anlageentscheidung sein, bei der von vornherein völlig klar ist: Handelt es sich um einen Gesellschaftsanteil, ein Nachrangdarlehen oder eine Spende?“

Österreich soll - wie berichtet - bis Herbst ein neues Gesetz für alternative Finanzierungsformen erhalten. Dieses sieht für die Unternehmen vereinfachte Publizitätsvorschriften vor. So würde ein abgespeckter Kapitalmarktprospekt erst ab einem Finanzierungsvolumen über 1,5 Millionen Euro notwendig, die volle Offenlegungspflicht würde erst ab 5 Millionen greifen. Vor einer Woche endete die Begutachtungsfrist.

Kommentare