Heimische Regulierungswut macht Österreichs Versicherern Sorgen

Heimische Regulierungswut macht Österreichs Versicherern Sorgen
Laut Studie sind Österreichs Konzerne im weltweiten Vergleich besorgter, aber zugleich besser auf Probleme vorbereitet.

Heimische Versicherungen wie UNIQA, VIG oder Grawe sind auch in anderen Gebieten Europas tätig. Daher haben sie einen Überblick über die unterschiedlichen Anforderungen und Schwierigkeiten in den jeweiligen Ländern. Im Vergleich zu anderen Märkten scheint in Österreich ein Problem als besonders relevant zu sein – überbordende Regulierung.

Das zeigt die PwC-Studie „Insurance Banana Skins“, die seit 2007 alle zwei Jahre erhoben wird. Dafür wurden über 580 Versicherungsexperten aus 39 Ländern zu ihren Einschätzungen qualitativ befragt – darunter 11 aus Österreich.

Demnach ist die zunehmende Regulierung in Europa wie vor 2 und 4 Jahren die Hauptsorge der österreichischen Versicherer (weltweit: Platz 2).“ Die stärkere Regulierung geht für die Branche mit hohen bürokratischen Kosten einher und erschwert die Geschäftsbedingungen – insbesondere für kleinere Marktteilnehme“, sagt Thomas Windhager, Versicherungsexperte bei PwC Österreich. Neben diversen neuen Regularien würden hier auch ESG-Vorgaben hineinspielen. „In anderen Ländern fällt dies unter den Bereich Klimawandel“, sagt Windhager im KURIER-Gespräch.

Der Klimawandel zählt laut Umfrage auch heuer mit Platz 4 zu den Hauptsorgen der heimischen Versicherungsbranche (weltweit: Platz 3). Vermehrt auftretende Unwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Hagel und die damit verbundenen Schäden würden  sich auch für österreichische Versicherer spürbar auswirken.

Heimische Regulierungswut macht Österreichs Versicherern Sorgen

Thomas Windhager

Davor liegt auf Rang 2 Cyber-Kriminalität. Im Vergleich zur letzten Analyse 2021 (Platz 5) ist die Sorge bezüglich deutlich gewachsen. Die Versicherungsbranche sei durch die Menge an relevanten Daten ein verlockendes Ziel für Cyberangriffe, was über die Landesgrenzen hinaus als große Herausforderung gesehen werde (weltweit: Platz 1), so Windhager. „Die Cyberattacken werden immer mehr und erfolgreicher.“ Und auch die Schadenleistungen würden laufend zunehmen.

Die weiter voranschreitenden technologischen Entwicklungen liegen in Österreich auf Platz drei der größten Sorgen (weltweit: Platz 4). Dabei liege die Herausforderung für die Versicherer einerseits im schnellen Tempo der Entwicklungen und andererseits in den hohen Anschaffungskosten durch neue Systeme und modernere Geräte. „Ein gutes Drittel der heimischen Versicherungen plant Systeme zu tauschen, das dauert rund 5 Jahre“, sagt Windhager. Das binde Ressourcen. Zudem gebe es zu wenig qualifizierte IT-Mitarbeiter, die auch finanz- und versicherungsmathematisch gebildet seien. Zudem gelte die Versicherungsbranche als nicht so attraktiv, so dass die Konzerne überdurchschnittliche Gehälter zahlen müssten.

Hohe Inflation

Auf Platz fünf der größten Sorgen der heimischen Versicherungsbranche liegen makroökonomische Risiken (weltweit: Platz 6). Die geopolitischen Spannungen sowie die hohe Inflation könnten zu einem Rückgang der Nachfrage an Versicherungsprodukten führen und die Versicherer dadurch unter Preisdruck setzen, so die Sorge.

Auch Artifical Intelligence (AI) bereitet der Umfrage zufolge der globalen Versicherungsbranche zunehmend Sorge. So liegt AI im weltweiten Ranking auf Platz sieben, in Österreich sogar auf Platz sechs. „Die Versicherer sehen in AI zwar durchaus eine Chance, aber insbesondere auch Herausforderungen durch fehlende Regulierungen sowie Transparenz und Sicherheitsrisiken“, sagt Windhager.

Fazit der Erhebung: In kaum einem anderen Land ist die durchschnittliche Risikobewertung so hoch wie in Österreich (Platz 3 im Ranking hinter Südafrika und Nigeria). Gleichzeitig fühlt sich die Branche aber besser auf Risiken vorbereitet als ihre internationalen Mitbewerber (Platz 2 im Ranking hinter Spanien).

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