Handel: Neue Debatte um Sonntagsöffnung

Verkaufsoffener Sonntag
Handelsverband und Shopping-Center wollen liberalere Sonntagsöffnungzeiten. Der Fachverband Handel in der WKO ist dagegen.

Der Handelsverband und der Verband der Shopping-Center wünschen sich liberalere Öffnungszeiten am Sonntag. Der Handelsverband wendet sich dabei vor allem gegen den "Bürokratiedschungel" mit rund 60 Ausnahmeregeln zur Sonntagsarbeit. Die Fachvereinigung für Einkaufszentren ACSC hofft auf mehr Ausgaben von Touristen und eine Aufwertung gegenüber dem Onlinehandel, heißt es in Aussendungen am Dienstag.

Traditionelle Geschäfte geraten gegenüber Onlinehändlern ins Hintertreffen und das werde durch die Regulierungsdichte in Österreich noch verstärkt, kritisiert der Handelsverband. Bei der Sonntagsöffnung gelte etwa, dass diese zwar grundsätzlich verboten sei, es gebe aber mehr als 60 Ausnahmeregelungen auf Bundes- und Länderebene. In Oberösterreich führe das dazu, dass in Gemeinden mit weniger als 3.500 Einwohnern an Sonn- und Feiertagen von 8.00 Uhr bis 12.00 Waren des täglichen Bedarfes verkauft werden dürfen - in größeren nicht, außer wiederum es sind Kurorte oder ein Fremdenverkehrsgebiet. Auch wenn in einem Ort eine Firmung stattfindet, dürfen Reise- und Ausflugsbedarfsartikel sowie Firmungsgeschenke verkauft werden. Das gilt allerdings nicht für Linz, Wels und Steyr.

Wien hingegen, die Gemeinde mit den meisten Gästen, erlaubt trotzdem keine Sonntagsöffnung. Zwar wolle man keine generelle, flächendeckende Sonntagsöffnung, aber man wolle verhindern, dass Besucher nach Bratislava oder Kleinhaugsdorf ausweichen, um am Sonntag einkaufen zu gehen, so Rainer Will vom Handelsverband.

Die ACSC wiederum argumentiert, dass in Österreich 450.000 Menschen regelmäßig am Sonntag arbeiten. "Warum dürfen das keine Beschäftigten im Handel sein? Was unterscheidet eine Kellnerin von einer Verkäuferin?", so die rhetorische Frage. Die Shoppingcenterbetreiber glauben durch eine begrenzte Zahl von Sonntagsöffnungen mehr Fairness, mehr Arbeitsplätze, mehr Wertschöpfung in Österreich und eine Attraktivierung der Stadt- und Ortskerne zu erreichen.

Gastronomie- und Freizeitangebote haben in letzter Zeit in Shopping Centern deutlich zugenommen, oft am Sonntag. Auch das "Shoppingerlebnis" werde immer mehr als Freizeitbeschäftigung verstanden und mit einem Restaurant-, Kino, Fitnesscenter-, Bowling-Besuch etc. kombiniert. Am Sonntag sei dies aber nicht möglich, kritisiert die ACSC.

Nein von WKO und Gewerkschaft

Der Fachverband Handel in der Wirtschaftskammer lehnt den Vorstoß zu liberaleren Öffnungszeiten ab. Branchenobmann Peter Buchmüller sagte gegenüber der Presseagentur APA: "Die Freigabe der Sonntagsöffnung ist nicht in unserem Sinne und nicht im Sinne der Unternehmen." Mehr als 90 Prozent der Unternehmen wollen die allgemeine Ausweitung der Sonntagsöffnung nicht, so Buchmüller. Einziger Wunsch wäre eine Tourismusregelung in Wien, wie es sie in vielen Gemeinden gibt. Denn hier gehe dem Land Kaufkraft der Touristen verloren. Auch dort wo es Öffnung in Tourismusgemeinden gibt "wehren wir uns ja nicht". Wenn dort Händler aufsperren wollen, "dann ist es auch in unserem Sinne".

Buchmüller selber hat vor einem Jahr einen Vorstoß gemacht, sechs fixe Sonntage im Jahr für den Handel freizugeben. Allerdings habe er dafür keine Mehrheit unter seinen Mitgliedsbetrieben und auch von der Politik habe es eine kategorische Ablehnung gegeben. Grundsätzlich "unfinanzierbar" wäre es, die Sonntage mit 100-prozentigem Zuschlag sowie einem freien Tag zu versüßen und dann auch noch auf Freiwilligkeit zu setzen.

Die Shopping-Center seien "eine Minderheitsveranstaltung", die sich zusätzliche Umsätze erhoffe. "Es sind ja nur Einzelne, die sich ein Geschäft erwarten", sagt Buchmüller zur heutigen Initiative. Gerade in kleinen Orten und an weniger frequentierten Standorten würden die Händler aber durch eine Sonntagsöffnung verlieren.

Gewerkschaft: Mitarbeiter haben freien Sonntag verdient

Ein klares Nein kommt auch von der Gewerkschaft. "Sechs Tage in der Woche ist das Einkaufen möglich. Die Beschäftigten haben sich einen fixen freien Tag in der Woche verdient", schreibt Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, in einer Aussendung. "Wenn es um die Vereinfachung von Regelungen geht, sind wir gesprächsbereit. Wenn es aber um die Ausweitung der Sonntagsöffnung in Österreich geht, sagen wir ganz klar Nein. Die Handelsangestellten wollen das nicht. Der freie Sonntag steht ihnen zu."

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