Handel: Warum das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr nicht glänzt

Handel: Warum das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr nicht glänzt
Das Weihnachtsgeschäft läuft schwach, auch für das Gesamtjahr rechnen die Händler mit einem deutlichen Umsatzminus gegenüber dem Vorjahr.

Der Streit um einen neuen Kollektivvertrag im Handel geht heute, Freitag, am Nachmittag in die sechste Runde. Auf das Angebot der Arbeitgeber für eine Erhöhung der Gehälter um 8 Prozent ohne soziale Staffelung hatte sich die Gewerkschaft zuletzt nicht einlassen wollen.

Es geht um die Gehälter von rund 430.000 Angestellten und Lehrlingen. Die Gewerkschaft pocht auf ein Plus von zumindest der Höhe der Jahresinflation. Das wären 9,2 Prozent. Dafür legten in den vergangenen Tagen zahlreiche Handelsangestellte stundenweise ihre Arbeit nieder. Warnstreiks fanden am Donnerstag unter anderem bei dm, Bipa, Lidl, Hofer und Eurospar statt.

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Und das alles während des für den Handel so wichtigen Weihnachtsgeschäfts. Nicht gerade optimal für ein ohnehin schwieriges Jahr in der Branche, konstatiert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Zwar seien die Umsätze davon bisher kaum beeinflusst worden, sagte Will. „Kaum heißt aber nicht gar nicht.“ Und angesichts der derzeitigen Lage im Handel sind weitere Umsatzrückgänge nur schwer zu verkraften.

Rückgang von Millionen

Der Handelsverband und das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) gehen in ihrer Prognose für das Weihnachtsgeschäft davon aus, dass heuer um fast 200 Millionen Euro weniger umgesetzt werden als im vergangenen Jahr. Rainer Will: „Wir müssen das Weihnachtsgeschäft heuer unter das Motto der Verlustbegrenzung stellen.“

Doch auch im Gesamtjahr dürften die Umsätze im Handel mit 75,3 Milliarden Euro bereinigt um die durchschnittlichen Preissteigerungen um 3,6 Prozent im Minus sein. „So etwas hat es kaum gegeben in der Dimension“, sagt Will. Die hohe Inflation hätte dazu geführt, dass die Menschen sich beim Einkaufen einschränken bzw. einschränken müssen.

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Handel: Warum das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr nicht glänzt

Betroffene Branchen

Einige Branchen haben das besonders stark gespürt. „Wir sehen, dass gerade Möbel- und Elektrohändler mit schwachen Umsätzen zu kämpfen haben. Aber auch der Bekleidungs- und Schuhhandel muss deutliche Einbußen einstecken“, resümiert der Handelsverbandssprecher.

Im Buchhandel funktioniere zwar das Weihnachtsgeschäft „super“, so Will, das gleiche aber die elf Monate davor, die schlecht gelaufen seien, auch nicht aus. Heuer mussten bereits vier Prozent der heimischen Buchhändler schließen. Laut der Prognose des Handelsverbands und des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) werden die Österreicherinnen und Österreicher heuer pro Kopf 360 Euro für Geschenke ausgeben. Das sind um 35 Euro weniger als im Vorjahr. 2021 waren es überhaupt noch 463 Euro. 

„Die Konsumentinnen und Konsumenten setzen aufgrund der nach wie vor hohen Teuerung kräftig den Sparstift an“, merkt Handelsverbandschef Will an. Jürgen Bierbaumer vom Wifo gibt aber auch einen Ausblick auf das kommende Jahr – und der ist durchaus optimistisch. Aufgrund der hohen Lohnabschlüsse würden die Haushaltseinkommen kräftig steigen. Das stärke wiederum die Ausgabebereitschaft, wovon auch der Handel profitieren werde, sagt Bierbaumer.

Aufeinander zugehen

Will stimmt für die KV-Verhandlungen einen versöhnlichen Ton an: „Der Konflikt muss von der Straße wieder zurück auf den Verhandlungstisch verlagert werden. Es braucht ein aufeinander Zugehen.“ Man müsse jetzt dringend einen Kompromiss erzielen und könne keine Massenkonkurse riskieren, warnte der Handelsverbandssprecher.

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