Lockdown bringt täglich 140 Millionen Euro weniger Umsatz im Handel
„Wenn die Leute jetzt haltlos bei ausländischen Onlineanbietern einkaufen, ist ein Teil des stationären Handels nach Weihnachten tot“, sagt Handelsobmann Rainer Trefelik. Besonders jene Fachhändler, die im Lockdown versinken, während sich Onlinehändler pünktlich zum Aktionstag „Black Friday“ die Hände reiben.
Zur Größenordnung: Bis zu 140 Millionen Euro wird der Lockdown den stationären Handel an einem Dezember-Tag (November: 115 Mio.) kosten, rechnet die Johannes Kepler Universität vor. Handelsexperte Christoph Teller: „2020 hat der Lockdown zwei Adventsamstage aufgefressen. Heuer werden es wohl 3 von 4 plus der 8. Dezember sein. Das ist fatal.“
Interessant werde die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, in der Gutscheine eingelöst, Ware umgetauscht und Geldgeschenke auf den Putz gehaut werden. Sprich, in der traditionell Umsatzrekorde erzielt werden. Außer die Geschäfte sind – wie letztes Jahr – lockdownbedingt geschlossen.
Trefelik hofft, dass Konsumenten jetzt auf regionale Wertschöpfung achten. Sprich, bei heimischen Webshops kaufen und Click & Collect nutzen. Also die Möglichkeit, zuvor bestellte Ware direkt beim Geschäft abzuholen. Einziges Problem: Bestenfalls jeder zehnte Händler bietet Click & Collect an. Den meisten fehlt die technische Infrastruktur, hat der Handelsverband erhoben.
Ansichtssache
Erwartbar ist, dass viele in den kommenden Wochen Spielzeug und Elektronik bequem beim Lebensmitteleinkauf mit ins Wagerl legen. Zwar steht in der Verordnung, dass Lebensmittel- und Drogeriemärkte nur „übliche Sortimente“ anbieten dürfen. Aber darüber, was darunter zu verstehen ist, gehen die Meinungen auseinander.
Spar wird sein Sortiment jedenfalls nicht einschränken. Schließlich seien sogenannte Non-Food-Artikel seit mehr als 50 Jahren fixer Bestandteil des Angebots und gehörten damit zum „üblichen Sortiment“, richtet das Handelshaus aus. Und argumentiert, dass Händler, die Click & Collect anbieten, Hilfen vom Staat bekommen. „Wir bekommen natürlich und richtigerweise keinen Ersatz. Daher verkaufen wir die Produkte. Alles andere wäre eine Ungleichbehandlung“, so der Spar-Standpunkt.
Überhaupt stelle sich die Frage, wo Konsumenten kaufen würden, wenn es in den offenen Geschäften diverse Sortimente nicht gibt. Vermutlich bei Amazon, müssen selbst Fachhändler zerknirscht eingestehen. Womit auch schon klar ist, wer der eigentliche Gewinner des Lockdowns ist.
Währenddessen fordern Gewerkschafter, dass die Geschäfte im Lockdown spätestens um 19 Uhr schließen. Aus Sicherheitsgründen, so GPA-Vorsitzende Barbara Treiber: „Vor allem weibliche Handelsangestellte wollen nicht im Dunkeln durch menschenleere Gassen nach Hause gehen.“ Der Handelsverband winkt ab. Längere Öffnungszeiten würden „zu einer Entzerrung der Kundenströme führen, was aus epidemiologischer Sicht sinnvoll ist“.
Und Einkaufszentrenbetreiber Richard Lugner nutzt die Chance, um seine alte Forderung nach verkaufsoffenen Sonntagen aufzuwärmen: „So wie bei der Fußball-EM 2008 und am 8. 12. sollte man am Sonntag, den 19. 12. 2021, von 10–18 Uhr die Öffnungszeiten ausdehnen, damit alle die Möglichkeit haben, ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen.“
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