Ganz grün ist der Stahl aber noch nicht. Zwar sollen die Elektrolichtbogenöfen mit grünem Strom statt Kohle betrieben werden. Aber der Eisenschwamm, der im Materialmix mit Schrott und flüssigem Roheisen, bei der Stahlproduktion zum Einsatz kommt, wird im früheren US-Werk des Stahlkonzerns in Texas noch mithilfe von Erdgas gewonnen.
Mit der Umrüstung ihrer Anlagen – 2050 sollen der letzte Hochofen ersetzt werden – befindet sich die voestalpine im Gleichschritt mit anderen europäischen Schwergewichten. Etwa die deutschen Konzerne Thyssen Krupp oder Salzgitter. Auch sie errichten Anlagen mit Elektrolichtbogenöfen.Thyssen Krupp will seine bereits 2026 in Betrieb nehmen.
Druck aus dem Markt
Aber wie sieht es mit der Nachfrage nach grünem Stahl aus? Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner geht davon aus, dass der grüne Stahl des Konzerns auch konkurrenzfähig sein wird. Zahlen zu Preisen wollte er nicht nennen. Der grüne Stahl werde in der Herstellung teurer als der in traditionellen Hochöfen produzierte, sagt Nicole Voigt, Partnerin bei der Boston Consulting Group (BCG) und Mitautorin einer Studie zu grünem Stahl. Je nach Energiepreis könnten sich 200 bis 300 Euro pro Tonne an Zusatzkosten ergeben.
Die Nachfrage sei aber durchaus gegeben. „Automobilisten, Haushaltsgerätehersteller, das Baugewerbe und viele weitere Industrien haben sich verpflichtet, grün zu werden. Sie brauchen grüne Materialien“, sagt die Expertin. Auf die Kosten könne auch noch ein „grünes Premium“ draufkommen. Voigt rechnet damit, dass die Nachfrage bis Mitte der 2030er-Jahre die Produktion übersteigt. Stahlkonzerne müssten jetzt beginnen, damit sie das Produkt 2027 oder 2028 herstellen können: „Aus dem Markt kommt Druck.“
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Dazu komme die EU-Regulatorik, die mit Klimaschutzinstrumenten wie dem Europäischen Emissionshandel und dem -Grenzausgleichssystem (CBAM, Carbon Border Adjustment Mechanism), grauen Stahl in den kommenden Jahren sukzessive teurer machen werden.
Der Energiebedarf bei der Herstellung von grünem Stahl ist enorm. Die Voestalpine bereitet sich bereits darauf vor. Zur Energieversorgung wurden bereits zwei Umspannwerke gebaut. Eine Grundvoraussetzung für den Betrieb sei die ausreichende Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Quellen zu wirtschaftlich darstellbaren Preisen, sagte voestalpine-Vorstand Hubert Zajicek.
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