Steuertricks im Visier

Steuertricks im Visier
Amazon muss in Großbritannien vor einen Parlamentsausschuss. Apple-Chef Cook vor den US-Kongress.

Apple, Amazon, Google & Co.: In den USA wie in Europa hat die Debatte über Steuersparmodelle von Großkonzernen zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen. Hintergrund sind Schlupflöcher in der Steuergesetzgebung, mit denen sich die Unternehmen in ihrer Heimat arm rechnen können. Der Widerstand gegen diese Finanzgebaren wächst zunehmend - schließlich transportieren Unternehmen wie Amazon ihre Waren beispielsweise über Straßen, für die andere Steuern zahlen. Die OECD will in den nächsten Monaten einen Maßnahmenkatalog vorlegen, um die Steuertricks großer Konzerne zu erschweren. Wie aus einem Bericht der Organisation hervorgeht, zahlen große multinationale Konzerne lediglich fünf Prozent Steuern auf ihre Gewinne, während viele kleinere Firmen bis zu 30 Prozent zahlen würden.

Amazon vor Parlamentsausschuss

So muss sich der weltgrößte Internet-Versandhändler Amazon in Großbritannien nun auf unbequeme Fragen vor einem Parlamentsausschuss gefasst machen. "Wir müssen Amazon ganz dringend noch einmal vorladen und sie mit all dem konfrontieren, was Sie enthüllt haben", sagte die Vorsitzende des Ausschusses für Öffentliche Angelegenheiten im Unterhaus, Margaret Hodge, in Bezug auf die Reuters-Recherchen. Die Nachrichtenagentur hatte über die umfangreichen Finanztricks von Amazon berichtet. Demnach ist es Amazon.com gelungen, mit Hilfe seiner Luxemburger Firmen-Konstruktion rund 2 Mrd. Dollar steuerfrei beiseitezulegen.

In den vergangenen sechs Jahren hat Amazon in Großbritannien einen Umsatz von 23 Mrd. Dollar (17,8 Mrd. Euro) gemacht, dabei aber nur rund 9 Mio. Dollar (7 Mio. Euro) Steuern gezahlt. Amazon-Spitzenmanager Andrew Cecil erklärte bei einer ersten Anhörung im November, dass das britische Amazon-Geschäft nicht eigenständig sei und alle wichtigen Entscheidungen am Firmensitz in Luxemburg gefällt würden. Dies sei der Grund, weshalb Amazon vor allem dort Steuern abführe. In Luxemburg gelten deutlich niedrigere Steuersätze.

Aus Amazon-Mitteilungen, Stellenausschreibungen sowie Schilderungen ehemaliger Amazon-Mitarbeiter und Zulieferer geht jedoch hervor, dass die britische Sparte Amazon.co.uk Ltd. alles andere als eine virtuelle Zweigstelle des globalen Konzerns ist und über recht ähnliche Strukturen wie gewöhnliche Einzelhändler verfügt - nur mit dem Unterschied, dass diese deutlich mehr Steuern zahlen.

Apple-Chef vor Kongress

US-Politiker wollen in der Causa Apple-Chef Tim Cook vor einen Ausschuss zitieren. Das Unternehmen bestätigte am Donnerstag, dass Cook am Dienstag im Kongress zum Thema befragt werden solle. In einem Interview der Washington Post kündigte der Apple-Chef an, er wolle dem Senatsausschuss ein paar Kompromissvorschläge unterbreiten.

So bezeichnete Cook den gegenwärtigen Steuersatz von 35 Prozent für Erträge, die Unternehmen vom Ausland zurück in die USA überweisen, als sehr hoch. "Wir schlagen nicht vor, dass es null Prozent sein müssen", sagte Cook. Aber ein niedrigerer Steuersatz wäre in diesem Fall vernünftiger. Vor dem Ausschuss haben bereits Spitzenvertreter von Hewlett-Packard und Microsoft ausgesagt.

Apple hat im Geschäftsjahr 2011 auf den außerhalb der USA verbuchten Gewinn in Höhe von 36,8 Mrd. Dollar (28,64 Mrd. Euro) nur 1,9 Prozent Steuern gezahlt. Wie bei internationalen Konzernen üblich, werden Gewinne ganz legal in Länder mit niedrigen Steuersätzen verschoben.

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