Griechenland will IWF-Rettungskredite im März komplett zurückzahlen

Financial support measures during the lockdown in Greece
Um zwei Jahre früher als vereinbart - 1,9 Mrd. Euro sind noch offen.

Griechenland will die letzten Raten der in der Schuldenkrise aufgenommenen Rettungskredite bereits nächsten Monat und damit um zwei Jahre früher als vereinbart an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. "Griechenland hat offiziell einen Antrag auf vollständige Rückzahlung des ausstehenden Saldos seiner IWF-Darlehen gestellt", sagte Finanzminister Christos Staikouras am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Frühzeitige Tilgung spart 50 Mio. Euro Zinszahlung

"Das entsprechende Verfahren wurde eingeleitet und wird voraussichtlich Ende März abgeschlossen sein", so der Minister weiter. Griechenland schuldet der in Washington ansässigen Organisation noch 1,9 Milliarden Euro, die eigentlich erst bis 2024 zurückgezahlt werden müssen. Durch die frühzeitige Tilgung kann der Staat etwa 50 Millionen Euro an Zinszahlungen sparen.

Das hochverschuldete Land hat während seiner akuten Finanzkrise mehr als 260 Milliarden Euro an Rettungskrediten von der Europäischen Union (EU) und dem IWF erhalten. Der Staat war darauf angewiesen, weil ihm private Investoren wegen des hohen Ausfallrisikos nur zu extrem hohen Zinsen Geld leihen wollten.

Seit 2018 deckt Griechenland seinen Finanzierungsbedarf ausschließlich wieder über die Anleihemärkte. Dabei hilft, dass die Europäische Zentralbank (EZB) eine Nullzinspolitik fährt und selbst als großer Käufer von Staatsanleihen auftritt. Zuletzt sind die Renditen griechischer Anleihen allerdings auf den höchsten Stand seit April 2020 gestiegen: 10-jährige Bonds rentieren nun mit rund 2,5 Prozent, verglichen mit 0,9 Prozent im September 2021. Für den Staat wird die Refinanzierung damit wieder deutlich teurer.

Staikouras sagte, dass der griechische Staatshaushalt trotz steigender Ausgaben im Kampf gegen die Coronapandemie ab 2023 wieder zu einem Primärüberschuss zurückkehren soll. Im sogenannten Primärhaushalt werden Zinszahlungen nicht berücksichtigt.

"Griechenland verfolgt eine umsichtige und verantwortungsvolle Finanzpolitik und eine kluge Strategie bei der Emission von Anleihen", sagte der Minister. Die Kreditwürdigkeit sei in den vergangenen Jahren von den Ratingagenturen zwar heraufgesetzt worden, erreiche aber noch nicht das Gütesiegel "Investment Grade". Griechenland ist vor Italien das am höchsten verschuldete Euroland. Die Staatsverschuldung soll heuer bei knapp 190 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen.

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