Grenzschutz? Touristen aus 60 Ländern müssen sich künftig online registrieren
Die Aufregung in den sozialen Medien war groß wie immer. Die EU würde eine Art neue Visumspflicht etwa für US-Amerikaner einführen und damit den Incoming-Tourismus de facto umbringen, hieß es da unter anderem.
Mittlerweile hat sich die Empörung gelegt, denn die EU holt nur mit 15 Jahren Verspätung nach, was die USA schon Anfang 2009 mit ihrem ESTA-System eingeführt haben. Es kommt also kein neues Visum, sondern eine Art elektronische Reisevoranmeldung.
Konkret geht es um eine relativ simple Online-Registrierung vor dem Reiseantritt in die EU. Das Ganze gegen eine Gebühr von sieben Euro (statt der 21 Dollar beim US-System) und – im positiven Fall – der raschen Freigabe per eMail. Sie wird für drei Jahre und wiederholte Einreisen in die EU von bis zu 90 Tagen gelten. Außer das Reisedokument verliert vor Ablauf der drei Jahre seine Gültigkeit.
Dieses besagte europäische Reiseinformationssystem (abgekürzt: „ETIAS“) soll aber nicht nur für Amerikaner, sondern für alle Nicht-EU-Bürger, für die in der EU keine Visumpflicht besteht, gelten. Sie werden vor der Einreise in den Schengenraum überprüft. Erforderlichenfalls wird die Einreisegenehmigung auch verweigert.
Das bedeutet: Das neue System wird ab 2024 für alle Reisenden aus mehr als 60 visabefreiten Nicht-EU-Staaten gelten. Das sind insbesondere Reisende aus Nordamerika, Großbritannien, Japan, Australien sowie den visumfreien Ländern Südamerikas. In Summe geht es damit um rund 1,4 Milliarden Menschen, heißt es im Innenministerium.
Positive Auswirkungen soll ETIAS unter anderem auf die Bekämpfung des Terrorismus und anderer schwerer Straftaten haben – Hintergrund sind ja sicherheitsrelevante Überlegungen. Die bei der Einreise abgefragten Daten werden mit anderen Schengen-Datenbanken abgeglichen. Auch die USA haben ihr ESTA-System seinerzeit als eine von vielen Antworten auf die Anschläge vom 11. September 2001 eingeführt.
Entsprechend entspannt reagieren die heimischen Touristiker auf die Pläne der EU. Patrick Quatember, Generalsekretär des Vereins „Austrian Leading Sights“, der die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Österreichs vertritt, meint etwa im KURIER-Gespräch: „Zusätzliche Hürden sind für unsere Branche natürlich nie gut, aber gleichzeitig müssen internationale Sicherheitsstandards eingehalten werden.“
Die kleine Zusatzhürde für Reisende in die EU werde kaum jemanden davon abhalten, eine vielleicht länger geplante Europa-Reise auch anzutreten, heißt es in der Branche. „Im Zuge der Pandemie haben sich Touristinnen und Touristen weltweit daran gewöhnt, dass man sich auf eine Reise ein wenig besser vorbereitet. Daher erwarten wir hier keine größeren Probleme“, sagt auch Ulrike Rauch-Keschmann, Tourismus-Sektionschefin im Wirtschaftsministerium.
Kein fixer Starttermin
Beschlossen wurde ETIAS, das „European Travel Information und Authorization System“, übrigens bereits im April 2018, nachdem die Diskussion darüber in Folge der Migrationswelle von 2015 begonnen wurde. Voll einsatzbereit sollte das System spätestens 2021 sein. Nach vielen Verzögerungen kommt es nun wahrscheinlich ab Herbst 2024 zum Einsatz. Das genaue Datum steht freilich noch immer nicht fest.
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