Ansturm auf Green Bonds: EU wird zum größten grünen Schuldner

Ansturm auf Green Bonds: EU wird zum größten grünen Schuldner
Mehr als zehnfache Überzeichnung bei der ersten Ausgabe von grünen Anleihen der EU-Kommission

Prinzipiell wäre es nicht unmöglich gewesen, sich als privater Geldgeber bei dieser Premiere unter die Käufer zu mischen und einige der allerersten „Grünen Anleihen“ der EU-Kommission zu ergattern. Nicht unmöglich – aber unwahrscheinlich.

Denn die professionellen Großinvestoren und Banken sicherten sich am Dienstag sofort das gesamte Angebot der ersten Anleihen-Tranche im Volumen von 12 Milliarden Euro.

Mehr noch: Der Ansturm auf die ersten „green bonds“ der Kommission in Brüssel fiel gewaltig aus. Die Anleihe war mehr als zehnfach überzeichnet. Auf 135 Milliarden Euro summierten sich die Gebote der Investoren. Die Papiere haben eine Laufzeit von 15 Jahren. Ihre Rendite wird sich schätzungsweise um die 0,44 Prozent bewegen.

Für die Platzierung hatte sich die Behörde Unterstützung bei der Deutschen Bank, Nomura, Credit Agricole, BofA Securities und TD Securities geholt.

„Das wird uns zum größten Emittenten grüner Anleihen der Welt machen“, sagte EU-Budgetkommissar Johannes Hahn bei der Präsentation der Ausgabepläne. Als weltgrößter grüner Schuldner tritt die EU damit in den Wettbewerb zu den grünen Anleihen ihrer Mitgliedsstaaten. Polen, die Niederlande, Frankreich und Deutschland – sie alle haben in jüngster Zeit schon grüne Staatsanleihen aufgelegt.

In Österreich soll es laut Plänen von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) in der ersten Hälfte 2022 erstmals so weit sein.

Die Idee dahinter

Die Idee hinter grünen Anleihen: Nachhaltig und mit gutem Gewissen soll viel Geld angelegt und damit der Umbau in eine klimaneutrale Wirtschaft in Europa finanziert werden.

Insgesamt will die EU-Kommission mit diesen grünen Schuldscheinen bis Ende 2026 rund 250 Milliarden Euro begeben. Sie werden ein Drittel des gewaltigen Corona-Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ finanzieren.

Der Schönheitsfehler

Einen Schönheitsfehler gibt es allerdings: Noch ist in der Europäischen Union nicht endgültig geklärt, wie viel Grün in den Green Bonds tatsächlich stecken wird. Investitionen für den Schutz für das Klima, Gewässer, Ökosysteme, Forschung, Energieeffizienz – all das ist kein Streitthema. Ganz anders aber sieht es etwa bei der Atomkraft oder bei Gas aus. Eine endgültige Definition davon, was ein klimaneutrales Investment in der EU sein soll, gibt es wegen der heftigen Differenzen unter den EU-Staaten noch immer nicht:

Ansturm auf Green Bonds: EU wird zum größten grünen Schuldner

So etwa besteht Frankreich darauf, dass elektrischer Strom aus Kernreaktoren in Europa als klimaneutral gelten muss. Dagegen legen sich Österreich, aber auch Deutschland und Luxemburg massiv quer. Ungelöst ist auch noch die Frage: Soll Gas zumindest als „Übergangstechnologie“ noch mit grünen Geldern gefördert werden?

Und es gibt noch eine Ungewissheit: In welche konkreten Projekte die Erlöse der grünen Bonds fließen, erfahren die Anleger erst später.

Kommentare