GPA fordert sechste Urlaubswoche und ungestörte Erholung
Die Gewerkschaft GPA fordert die sechste Urlaubswoche für alle und kritisiert die Erreichbarkeit im Urlaub für den Arbeitgeber. "Jetzt, nach 15 Monaten der Pandemie, brauchen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglichst normalen Urlaub, der den Namen Erholungsurlaub auch verdient", sagte GPA-Chefin Barbara Teiber am Montag. Laut einer IFES-Umfrage im Auftrag der GPA konnten vier von 10 Beschäftigten während der Pandemie die Urlaubszeit nicht für Erholung nutzen.
Vor allem bei Kindern unter 15 Jahren musste jeder zweite Beschäftigte während der Pandemie einen Teil des Urlaubs rein für Kinderbetreuung nutzen. 40 Prozent nutzten den Urlaub für Tätigkeiten im Haushalt oder Renovierungen. 7 Prozent hatten seit der Pandemie überhaupt noch gar keinen Urlaub. Die IFES-Umfrage wurde vom 7. bis zum 26. Mai durchgeführt.
Die sechste Urlaubswoche ist den unselbstständig Beschäftigten in Österreich laut Urlaubsgesetz erst nach 25-jähriger Beschäftigung beim selben Arbeitgeber vorbehalten, die Anrechnung von Vordienstzeiten ist laut GPA sehr restriktiv. Teiber forderte bei der Pressekonferenz eine Verbesserung, etwa dass - wie im öffentlichen Dienst - alle ab einer gewissen Altersgrenze (im öffentlichen Dienst ab 43 Jahren) Anspruch auf sechs Urlaubswochen haben, oder dass die Anrechnung der Vordienstzeiten deutlich ausgeweitet wird.
In der Umfrage sprechen sich 86 Prozent für eine sechste Urlaubswoche für alle aus. Von den insgesamt 800 Befragten gaben 76 Prozent an, einen Urlaubsanspruch von fünf Wochen pro Jahr zu haben, nur 17 Prozent hatten Anspruch auf sechs Wochen. Sogar bei den über 55-Jährigen musste sich knapp die Hälfte (48 Prozent) mit fünf Urlaubswochen begnügen, nur 38 Prozent haben Anspruch auf sechs Wochen Urlaub, 7 Prozent auf mehr.
Die GPA-Chefin führt mehrere Argumente an: Die Arbeitswelt werde immer flexibler, dass jemand 25 Jahre beim selben Arbeitgeber beschäftigt sei, werde dadurch immer seltener. Dadurch kämen immer weniger Beschäftigte in den Genuss der sechsten Urlaubswoche. Gleichzeitig sei aber in den vergangenen Jahrzehnten die Produktivität stark gestiegen, ohne dass es irgendwelche Arbeitszeitverkürzungen gegeben hätte. Die Gewerkschaft werde dies zum Thema der Lohnrunden machen, aber auch der Gesetzgeber sei gefordert, hier das Urlaubsgesetz zu ändern, sagte Teiber.
Für Teiber wäre gerade jetzt ein guter Zeitpunkt, den Urlaubsanspruch zu verlängern. Denn nach der Corona-Pandemie seien viele Beschäftigte erschöpft und würden längeren Urlaub brauchen. Laut der IFES-Umfrage gibt mehr als die Hälfte der Beschäftigten (56 Prozent) an, mindestens zwei Wochen Urlaub am Stück zu benötigen, um erholt zu sein. Hier zeigt sich ein Altersunterschied: Die Jüngern sind auch mit kürzeren Urlauben zufrieden, die Älteren wollen eher eine längere Erholung. Demgegenüber steht aber die tatsächlich Urlaubsplanung: Nur 12 Prozent planen einen Urlaub von drei Wochen oder länger für den Rest des Jahres ein.
Dass der Urlaub dann noch vom Arbeitgeber unterbrochen wird, der sich telefonisch beim Arbeitnehmer meldet, ist der GPA ein ganz besonderer Dorn im Auge. Denn grundsätzlich gelte, dass der Arbeitnehmer im Urlaub eben nicht für den Chef oder die Kollegen erreichbar sein müsse. Doch die Umfrage zeigt hier ein anderes Bild: 30 Prozent geben an, im Urlaub "jederzeit" telefonisch für den Arbeitgeber erreichbar zu sein, 38 Prozent sind "in Ausnahmefällen" erreichbar, und nur 30 Prozent sind im Urlaub gar nicht erreichbar. Besonders hoch ist der Anteil der "jederzeit Erreichbaren" mit einem Nettoeinkommen bis 1.500 Euro: Hier gaben sogar 36 Prozent an, für den Arbeitgeber auch im Urlaub jederzeit telefonisch erreichbar zu sein. Gibt es einen Betriebsrat im Betrieb, so sinkt der Anteil der "jederzeit Erreichbaren" auf 26 Prozent. Für Teiber zeigt dies, dass eben das Klischee, nur hochbezahlte Manager seien im Urlaub stets erreichbar, gar nicht stimme.
Das 13. und 14. Gehalt wird von der Hälfte der Befragten für Urlaubsreisen verwendet, 44 Prozent sparen es auch für spätere Anschaffungen oder für die Altersvorsorge. Immerhin 26 Prozent gaben an, das Geld für die Bestreitung der alltäglichen Ausgaben zu brauchen, 14 Prozent verwenden es zum Abdecken von Schulden und Kontoüberziehungen (Mehrfachnennungen möglich). Seit der Pandemie haben 28 Prozent der Befragten weniger Einkommen im Haushalt zur Verfügung, etwa wegen Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Verlust von Trinkgeldern. Hier sind besonders Frauen und Jüngere unter 25 Jahren vom Einkommensverlust betroffen. Dass das Urlaubs- und Weihnachtsgeld dem Kollektivvertrag zu verdanken ist und nicht einem Gesetz, das wissen immerhin 48 Prozent der Befragten.
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