Zahlreiche Auflagen, um Dominanz zu brechen
Das US-Justizministerium schlägt nun gemeinsam mit den Staatsanwaltschaften aus 14 US-Staaten vor, bei Googles Browser Chrome anzusetzen. Er soll nicht nur zwangsweise verkauft werden. Dem Konzern müsse auch für fünf Jahre der Wiedereintritt in den Browsermarkt verwehrt werden. Er dürfe außerdem andere Suchmaschinen-Betreiber, bestimmte Entwickler Künstlicher Intelligenz (KI) und Spezialisten für Onlinewerbung weder übernehmen noch sich an ihnen beteiligen. Verlage müssten die Möglichkeit erhalten, sich gegen eine Nutzung ihrer Inhalte für KI-Training zu entscheiden. Außerdem müssten Netzerdaten kostenlos mit Konkurrenten geteilt werden.
Ein vom Gericht eingesetztes und von Google finanziertes Komitee soll über die Einhaltung dieser Vorgaben wachen. Ihm müsse das Recht zur Einsicht in Firmenunterlagen und Programmcode gewährt werden. Außerdem solle es Beschäftigte befragen dürfen. Damit werde der Kreislauf durchbrochen, "der Google durch zusätzliche Nutzer, Daten und Werbeeinnahmen weiter stärkt", hieß es im Schriftsatz der Staatsanwaltschaft. Falls diese Maßnahmen nicht ausreichten, um den Wettbewerb wiederherzustellen, solle sich Google auch von Android trennen müssen.
KI bedeutet nicht automatisch gleiche Bedingungen
Die Ankläger werfen dem Unternehmen vor, mit Hilfe von Chrome und Android seine eigene Suchmaschine zulasten der Konkurrenten zu bevorzugen. Daher dürfe es Anbieter von Android-Smartphones künftig nicht mehr zwingen, ihre Produkte mit der Google-Suche oder der Google-KI zu verknüpfen.
Google lehnt diesen Vorschlag natürlich ab. Die Regierung betreibe hier Kahlschlag. Das könnte ungewollte Folgen haben und die US-amerikanische Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Der Vorschlag des Justizministeriums komme außerdem zu einer Zeit, in der der Wettbewerb ohnehin größer denn je sei - durch die Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz. Dieses Argument sei nur teilweise richtig, meint Astrid Mager, Forscherin am Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. "Ja, OpenAI ist ein aufstrebender neuer Akteur. Dessen KI ChatGPT ist ein plakatives Beispiel, aber KI steckt überall drinnen. Google verbessert auch seine Suchmaschine mit KI. Nutzer merken davon gar nichts."
Aufspaltung könnte Nutzer frustrieren
Würde Chrome von Google losgelöst werden, könnte das eine Fragmentierung von Google-Diensten nach sich ziehen. Nutzer von Gmail, Google Maps, Google Drive, YouTube etc. könnten dadurch nicht mehr so einfach wie gewohnt zwischen den Angeboten navigieren. Auf ihre nahtlose Integration würden sich viele Privatnutzer und Unternehmen aber verlassen, berichtet Bloomberg.
Wieviel Frust so etwas auslösen kann, konnte man in Europa zuletzt im Frühling erleben. Damals wurde aufgrund verschärfter EU-Gesetzgebung die direkte Verlinkung von Google Maps in den Ergebnissen der Google-Suchmaschine aufgehoben. Nutzer bekommen seitdem etwa bei der Suche nach einem bestimmten Restaurant die Adresse auf einer kleinen Kartenvorschau angezeigt, können aber nicht draufklicken und damit Google Maps öffnen. Auf Smartphones funktioniert die Verlinkung weiterhin, dennoch sorgte die Änderung für großen Wirbel.
Suchmaschinen für unterschiedliche Zwecke
Konkurrenten wie der Suchmaschinen-Betreiber DuckDuckGo begrüßen die vorgeschlagenen Maßnahmen gegen Google. Sie würden die Eintrittsbarrieren für Mitbewerber senken. Google kommt die Macht der Voreinstellung zugute, sagt Mager. "Was etwa auf einem Smartphone als Browser voreingestellt ist, ändern die meisten Nutzer nicht." Gerade die Suche nach Dingen im Internet könne man aus Nutzersicht aber leicht wechseln. Künftig könnten auch Suchmaschinen für unterschiedliche Bereiche entstehen. "Google hat uns erzogen, dass eine Lösung alles finden muss, von der akademischen Arbeit bis zum Pizzalieferdienst." Es könnte auch anders laufen.
Früher war es umgekehrt
Google hat bei der Entwicklung seines Chrome-Browsers selbst vom Aufbrechen eines dominanten Konkurrenten profitiert. Ende der 90er-Jahre kritisierten US-Wettbewerbshüter, dass Microsoft sein Windows-Betriebssystem mit dem Browser Internet Explorer verwoben hatte. Ein Vergleich führte dazu, dass Microsoft seine Plattform für Mitbewerber öffnen musste. Dadurch hatten andere Browser-Hersteller eine Chance sich gegen den damals übermächtigen Internet Explorer durchzusetzen.
Kommentare