Trotz Virus fährt Agrana weltweit im Vollbetrieb
Die Corona-Krise hält auch das weltweit tätige österreichische Frucht-, Zucker- und Stärkeunternehmen Agrana in Atem. Derzeit sind aber alle 57 Produktionsstandorte in Betrieb, berichtet Agrana-Chef Johann Marihart. Überall herrschen strengste Sicherheitsauflagen. Dazu zählen etwa Fieberkontrollen, Maskenpflicht, komplett getrennte Schicht-Teams; und alle Meetings finden nur noch digital statt. Von den insgesamt 9.300 Mitarbeitern rund um den Globus wurden bislang nur sieben Mitarbeiter positiv getestet, wobei vier davon schon wieder als geheilt gelten.
Die Versorgung der Kunden ist laut Marihart „trotz des schwierigen Produktionsumfeldes“ gewährleistet. Agrana ist in Österreich vor allem mit seiner Marke „Wiener Zucker“ bekannt. Das Unternehmen verarbeitet an seinen Standorten landwirtschaftliche Rohstoffe zu Lebensmitteln und zu Produkten für die industrielle Vorfertigung. Das Geschäfts- modell mit den drei Standbeinen sei „in diesen schwierigen Zeiten ein stabilisierender Faktor“, sagt Marihart. Kurzarbeit ist bei der Agrana bislang kein Thema.
Keine Prognose
Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2020/’21 mit allen wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Coronakrise ist derzeit für die Agrana nicht möglich. Das hätte nur „spekulativen Charakter“, sagt Marihart. Die Dividende soll von 1,0 auf 0,77 Euro je Aktie reduziert werden. Festhalten will die Agrana aber am Investitionsprogramm in der Höhe der schon vor der Krise geplanten 80 Millionen Euro, die unter anderem für einen Ausbau von Forschung und Entwicklung vorgesehen sind.
Wie der KURIER bereits am 16. April berichtete, ist die börsennotierte Agrana nun auch zum Hersteller von fix fertigem Desinfektionsmittel geworden. Erst kürzlich ist das erzeugte Bioethanol des Konzerns, das eigentlich der Spritbeimischung dient, für die Herstellung von Desinfektionsmitteln zugelassen worden.
Selbst hergestellt werden jetzt 80.000 bis 100.000 Liter Desinfektionsmittel pro Woche. Ein Teil der Produktion geht kostenlos an Sozialeinrichtungen. Produziert wird bei Austria Juice in Kröllendorf (Bezirk Amstetten), wo auch weiterhin Fruchtsaftkonzentrate im Joint Venture mit der Raiffeisen Ware Austria (RWA) hergestellt werden. Das vergangene Geschäftsjahr verlief in Summe gut.
Gutes VorjahrDurch eine gute Entwicklung im Segment Stärke und weniger Verlust im Segment Zucker erhöhte sich der Nettogewinn um 69 Prozent auf 51,3 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 1,5 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro. Im Fruchtgeschäft sei man „hinter den Erwartungen geblieben“ so Marihart.
Das Stärke-Segment habe wegen höherer Ethanolpreise jedoch mehr Gewinn abgeworfen und höhere Zuckerverkaufspreise hätten den Verlust im Zuckersegment verringert. Sorgen bereitet Marihart neben Corona die große Trockenheit, die sich negativ auf den Zuckerrübenanbau auswirke. Im Herbst will man außerdem die Rübenverarbeitung in Leopoldsdorf evaluieren, die bekanntlich wegen der Krise am Zuckermarkt auf dem Prüfstand steht.
Kommentare