Generell würden in der Industrie konjunkturbedingt Aufträge, Auslastung und Umsätze sinken, wobei laut Hagleitner seine Branche „noch vergleichsweise gut dasteht“. Vor allem von Deutschland abhängige Zulieferer seien mit massiven Umsatzeinbrüchen konfrontiert. „Die Firmen müssen sich mit aggressiven Preisen Aufträge sichern.“ Daher seien Preisanhebungen im internationalen Umfeld für viele Unternehmen nicht durchsetzbar.
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Das Angebot ist keine Provokation
Vor diesem Hintergrund steht Hagleitner zu der in der Metallbranche von den Arbeitgebern angebotenen 2,5 Prozent Lohnerhöhung plus 1050 Euro Einmalzahlung. Denn die Forderung der Gewerkschaft von 11,6 Prozent wären real 15 bis 16 Prozent. Hagleitner erklärt dies so: Die Abschaffung der kalten Progression bedeute bereits eine Erhöhung von 1,7 Prozent. Hinzu kämen die diversen Teuerungshilfen der Regierung. Und nicht zuletzt sei die Einmalzahlung steuer- und abgabenfrei.
Eine KV-Erhöhung von vier bis fünf Prozent wären daher angemessen. „Das Angebot kommt nicht aus heiterem Himmel und ist auch keine Provokation“, sagt der Firmenboss. Denn die aktuelle Lage sei keine Momentaufnahme. Auch 2024 werde laut Wirtschaftsforschern ein schwieriges Jahr in der Industrie. „Das ist keine Taktik, sondern eine Frage, die sich die Gewerkschaft selbst stellen muss, wie viel ihr an Arbeitsplätzen liegt.“ Diese agiere „in völliger Ignoranz“ der wirtschaftlichen Aussichten, nur der Klientelpolitik wegen und um neue Mitglieder zu gewinnen.
Hagleitner appelliert an die Gewerkschaft, ähnlich wie in der Pandemie, einen Schulterschluss zu finden. „Es geht darum die Teuerung abzufedern, aber nicht einseitig auf den Schultern der Unternehmen.“ Sonst wäre dies nur ein kurzfristiger Erfolg für die Gewerkschaft – mit einem Riesenkater in den nächsten Jahren. Aus Hagleitners Sicht wäre es nur wichtig, dass die unteren Einkommensgruppen vergleichsweise mehr erhalten, um die Branche für Berufseinsteiger attraktiv zu halten.
Sozialpartnerschaft wirkt wie ein Stagnationskartell
Heftige Kritik übt Hagleitner generell an der Sozialpartnerschaft. „Die sozialpartnerschaftlichen Treffen bringen uns nicht weiter, es sind immer dieselben anachronistischen Rituale. Die Sozialpartnerschaft wirkt wie ein Stagnationskartell, das die eigenen Pfründe verteidigt und mit hohen Reserven arbeitet. Wenn die Sozialpartnerschaft zur Standortpartnerschaft wird, bin ich gerne bereit, Zwangsmitgliedsbeiträge abzuliefern.“Verbesserungen seien nötig bei der „überbordenden Abgabenquote“, der Infrastruktur und der geringen Gründerdynamik.
Hagleitner geht auch mit der Regierung hart ins Gericht. „Sie hat sich gefreut über die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben an Corona-Hilfen und Teuerungsausgleichszahlungen.“ Mit der Gießkanne sei die Kaufkraft erhalten worden, damit aber auch die Inflation befeuert worden.
Wir sind Meister der Symptombekämpfung
„Wir sind wieder einmal Meister der Symptombekämpfung. Symptome, die die Regierung selbst verursacht hat.“ Austria Email selbst habe im vergangenen Jahr keine speziellen Förderungen erhalten.
Apropos Förderungen: Die Fördertöpfe für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen seien gefüllt, aber es fehle der rechtliche Rahmen. „Jetzt liegt es an der Regierung zu liefern. Das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz ist noch immer nicht verabschiedet.“ Das sei Gift für Investitions- und Planungssicherheit. Das Gesetz sehe einen vernünftigen stufenweisen Ausstieg aus Öl und Gas vor. „Den Öko-Fundamentalisten kann es nicht schnell genug gehen und die Fossilfraktion würde fossile Brennstoffe am liebsten unter Verfassungsschutz stellen“, sagt Hagleitner.
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Hagleitner spricht sich gegen prinzipiell Denkverbote und Tabus aus. Daher sollten als Brückentechnologien bis zum endgültigen Abschied von Öl und Gas Co2-Speicherung, modernes Fracking und moderne Nuklearreaktoren zum Einsatz kommen.
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