Pro-Ge Chef Binder: "Das Angebot der Industrie ist eine Gemeinheit"
Die Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller sind heuer besonders schwierig. Gestern, Donnerstag, haben die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA 800 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland in St. Pölten zu einer Konferenz versammelt und dabei einstimmig Betriebsversammlungen beschlossen.
Denn das Angebot der Industrie für 2,5 Prozent mehr Lohn plus Einmalzahlungen von je 75 Euro pro Monat für 14 Monate findet bei den Personalvertretern gar keinen Anklang. Sie fordern eine Erhöhung um 11,6 Prozent, ein leichteres Erreichen der sechsten Urlaubswoche und die Wahlmöglichkeit für mehr Freizeit statt höherem Lohn. „Das Angebot der Industrie ist eine Gemeinheit und respektlos. Wir lehnen grundsätzlich Einmalzahlungen ab“, sagt Pro-Ge-Chef Reinhold Binder zum KURIER. „Einmalzahlungen können, wenn Verhandlungen erfolgreich durch sind, nur der Schnittlauch auf der Butter sein.“ Er geht davon aus, dass die nächsten Verhandlungen intensiv sein werden. Auch das Gespräch am vergangenen Montag habe fünf Stunden gedauert, weil die Gewerkschaften sehr viele Fragen gestellt haben.
„Zum einen, ob das Angebot wirklich ernst gemeint ist und zum anderen, ob die Industrie weiß, was sie eigentlich damit auslöst“, sagt der Pro-Ge-Chef. „So ein Angebot führt dazu, dass man weitere Schritte einleiten muss, da rede ich auch von Kampfmaßnahmen.“
Höherqualifizierung
Im Vordergrund stehen für die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA aber die weiteren Verhandlungstermine. So sind die Sparten Gießerei und die Nicht-Eisen Metalle nächste Woche dran.
„Die Verhandlungen mit dem Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI) am Freitag nächster Woche werden entscheidend sein“, sagt Binder. „Wenn das Angebot aufgebessert wird und es möglich ist, sich anzunähern, dann bin ich guter Dinge, dass wir zu einem Ergebnis kommen werden.“
Auch haben die Gewerkschaften ins Spiel gebracht, dass jene 30.000 Arbeitnehmer in der Metall-Industrie, die angelernt sind, zu Fachkräften höher qualifiziert werden. „Wenn wir 5.000 bis 10.000 Beschäftigte in den nächsten Jahren qualifizieren, dann ist ein wichtiger Punkt für den Industriestandort“, sagt der Pro-Ge-Chef. „Dazu führen wir gute Gespräche mit allen Fachverbänden. Jeder braucht qualifizierte Mitarbeiter.“
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