Keine Angst um die Marke
Für die Zukunft der Gerstner Catering Betriebs GmbH sei die Bildung „strategischer Allianzen“ wichtig, erklärt Braun. Die weiteren Aktivitäten der Gerstner Hospitality und der Gerstner Hotels & Residences bleiben davon unberührt. Die Angst, dass die Marke nicht in seinem Sinne weitergeführt werde, weil die Vivatis-Gruppe bisher mit dem Luxussegment keine Erfahrung hat, hat er nicht. Gerade wegen der handelnden Personen Hackl und Schaller, die „keine Entscheidungen treffen, die eine kurzfristige Renditenorientierung haben.“
Auch dass die Pandemie am Kaufpreis, über den Stillschweigen vereinbart wurde, nichts verändert hat, zeige, dass „der neue Eigentümer weder kurzfristig denkend noch kurzfristig handelnd ist.“ Er selbst werde mit dem Closing des Deals die Geschäftsführung abgeben, aber gerne mit Rat und Tat bei der Weiterentwicklung zur Seite stehen. Die Idee zum Verkauf sei übrigens schon vor der Pandemie, vor rund 1,5 Jahren, entstanden, so Braun. Finanzielle Gründe habe der Verkauf jedenfalls nicht. Man hätte ein Eigenkapital von über einer Million Euro und sie bisher gut durch die Krise gekommen.
Dass die Stadthotellerie von der Corona-Pandemie sehr hart getroffen wurde, steht aber außer Frage. Ganz allgemein hätte er sich in der wirtschaftlichen Bekämpfung der Corona-Pandemie mehr differenzierte Betrachtung für alle Branchen und Regionen gewünscht und nicht, dass ein Modell wie etwa die Kurzarbeit auf alle Branchen angewendet wird. Dies formuliert er aber nicht in erster Linie in Richtung Politik, denn die Politik agiere ja „in der Regel Rahmenbedingungen schaffend“.
Aber: „Ich hätte mir da von der Wirtschaftskammer mehr erwartet.“ Denn sie sei das Instrument, diese Differenziertheit und die Rahmenbedingungen so weit mit den Sozialpartnern auszuarbeiten, dass die Regierung differenziertere Unterstützungen anbieten kann.
Er schätzt, dass sich die Stadthotellerie erst 2024 wieder vollständig von den Nachwehen der Pandemie erholt haben wird. Kommendes Jahr werde der Tourismus vielleicht auf 50 Prozent des Vor-Covid-Niveaus liegen, im Jahr darauf schätzt er, dass dieser Wert bei 70 Prozent liegen wird.
Und große Kongresse, die eine Kern-Einnahmequelle der Stadthotellerie ausmachen, bräuchten nun mal rund 1,5 Jahre Vorlaufzeit in der Planung – von der erst die Rede sein kann, wenn international ausreichend geimpft wurde.
An Ideen für neue Projekte für seine eigene Zukunft mangle es ihm jedenfalls nicht, betont Braun. „Ich habe so viele Ideen, dass mein Leben dafür gar nicht reichen wird.“ In der offiziellen Aussendung zum Verkauf waren bereits Akquisitionen angekündigt. Konkret habe er zwei Hotelprojekte in der Pipeline, die aber noch nicht unterschriftsreif sind. „Die beschränken sich aber nicht auf Wien oder Österreich.“ Auch ein Unternehmensprojekt sei in Verhandlungen.
Abgesehen davon wird das Hotel Alpha, das künftig anders heißen wird, aktuell fertig umgebaut, das Hotel de France wird generalrenoviert und im ersten Quartal 2024 wieder eröffnen.
In der Zukunft wolle er mit „100-prozentigem Fokus“ an seine Aufgaben herangehen und die Zeit auch nutzen, um öfter in die Oper und in Konzerte zu gehen. „Ich bin ein Musikaficionado.“
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