Das neue EU-Budget sieht Kürzungen im Agrarbereich vor. Gleichzeitig soll es laut EU-Kommission aber auch eine Ökologisierungsoffensive geben. Seit dem EU-Beitritt vor 25 Jahren gelten für die heimischen Bauern die Regeln des gemeinsamen Marktes der EU. Franz Sinabell, Forscher am vom Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo), hat sich die Konsequenz des EU-Beitritts für die Landwirtschaft angesehen.
„Da muss man zwischen Erwartungen und Befürchtungen unterscheiden“, so Sinabell. Erwartet wurde etwa, dass die Preise für landwirtschaftliche Produkte massiv sinken und sich die Bauern an ein neues und sehr komplexes System der Administration gewöhnen müssen. „Diese Erwartungen sind auch eingetreten“, betont der Wirtschaftsforscher.Tatsächlich ist der Anteil der Ausgaben der Haushalte für Lebensmittel heute deutlich geringer als vor 25 Jahren.
Die Bauern bekommen zur Abgeltung für den Einnahmenentfall Förderungen. Dass die Administration dieses Fördersystems komplex ist, zeigen die Probleme mit der Abrechnung der Subventionen für die Almwirtschaft sowie die in Österreich geltenden Vorgaben für die Biolandwirtschaft. In beiden Fällen war die EU mit der Umsetzung in Österreich nicht einverstanden und verlangte Nachbesserungen. Sinabell hält etwa administrative Vereinfachungen bei der Bürokratie für notwendig.
Es gab auch massive Befürchtungen: Die Lebensmittelregale werden voll sein mit billigen Importgütern, die nicht heimischen Standards entsprechen. Und in der Wertschöpfungskette werden viele Jobs verloren gehe. Sinabell: „Diese Befürchtungen sind nicht eingetreten.“
Billig-Importe
Probleme gibt es in Teilbereichen wie etwa bei der Zucht von Puten. Da in Österreich höhere Standards bei der Besatzdichte gelten als in anderen EU-Staaten, werden seit Jahren verstärkt Billig-Puten aus dem Ausland importiert.Zu Verwerfungen kommt es in der EU dann, wenn sich die Rahmenbedingungen der Agrarpolitik ändern, etwa nach der Aufhebung der Produktionsquoten für Milch und Zucker. Die zusätzliche Produktion hat zu einem Preisverfall geführt. Nach den Sanktionen gegen Russland wegen des Einmarsches in der Krim und den Gegensanktionen ist der Preis für Schweinefleisch in der EU eingebrochen.
Deutliche Kostensteigerungen gab es für die Landwirte bei den Vorleistungen. Gemeint sind die Kosten für Energie, Pflanzenschutz oder Futtermittel. Sinabell spricht daher von einer „höheren Kapitalintensität“ des Agrar-Sektors.Allerdings sind die Einkommen der bäuerlichen Betriebe in den vergangenen Jahren nicht oder kaum gestiegen. Der Wifo-Forscher verweist auf die kontinuierlich sinkenden Beschäftigungszahlen in der Landwirtschaft. Anders formuliert. Es können immer weniger Personen direkt von der Landwirtschaft leben.
Dabei ist die landwirtschaftliche Produktion deutlich gestiegen, was sich allerdings wegen des Verlusts an landwirtschaftlichen Flächen kaum auswirkt. Laut den Daten der Hagelversicherung gingen durch Bodenversiegelung in den vergangenen drei Jahren rund 4.000 Hektar Agrarflächen verloren. Auch wegen des Umstiegs auf Bioprodukte sinken die Erträge.
Sinabell rät den Bauern, Produkte zu entwickeln wie etwa Heumilch. Bei der silofreien Milch steigen seit Jahren die Umsätze. „Wenn man die Kunden über die Qualität informiert, erhöht sich die Zahlungsbereitschaft.“
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