Die OMV Exploration & Production fördert in Norwegen rund 102,3 Milliarden Kubikfuß Erdgas (2021), das sind umgerechnet knapp drei Milliarden Kubikmeter. Das Gas wird an die Gas-Handelstochter der OMV verkauft, die einen Teil in Österreich weiter verkauft, großteils aber an Großabnehmer in ganz Europa liefert. Physisch wird das Norwegen-Gas in Deutschland ins europäische Netz eingespeist. Der Kreislauf funktioniert ähnlich wie beim Strom.
Zudem ist die OMV Gas-Tochter schon seit 2007 mit fünf Prozent am LNG-Terminal GATE („Gas Access to Europe“) in Rotterdam beteiligt und unterzeichnete langfristige Kapazitätsverträge. Man investiere auch in den Ausbau von LNG Kapazitäten, wurde 2011 von der OMV freudig verkündet, als das erste Flüssiggas-Schiff anlegte. Die OMV kann in Rotterdam bis zu drei Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich regasifizieren.
Zum Vergleich: Der gesamte Gasbedarf Österreichs liegt bei acht Milliarden Kubikmeter.
In einer parlamentarischen Anfrage an den in der Regierung für die OMV zuständigen ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner thematisieren die Neos den nationalen Versorgungsauftrag und wollen jetzt wissen, wie der Finanzminister als Eigentümervertreter vorgehen will. Ob er Maßnahmen ergreifen wolle, „um sich für die Diversifizierung der Gasversorgung bei der OMV einzusetzen“.
Ganz konkret wird gefragt, ob Maßnahmen geplant seien, um einen größeren Anteil des Norwegen-Gases der OMV dem österreichischen Markt zur Verfügung zu stellen und ob der GATE-Terminal verstärkt für Importe nach Österreich genutzt werde.
"Wozu eine Staatsbeteiligung"
„Ganz offensichtlich besteht über die OMV die Möglichkeit, auf eigenes Gas aus Norwegen oder auch über den LNG-Terminal zuzugreifen. Was hat die Regierung bereits unternommen?“, sagt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger gegenüber dem KURIER.
Wozu habe Österreich eigentlich eine Staatsbeteiligung an einem Energieversorger, „wenn nicht, um genau jetzt auch einzugreifen“. In den vergangenen Jahren hätten Regierungsmitglieder „massive strategische Fehler gemacht“, wodurch die Abhängigkeit von Russland überhaupt erst so massiv geworden sei. Umso mehr müsse jetzt aber aktiv gegengesteuert werden.
Bemerkenswert, dass eine der Wirtschaft nahe stehende Partei jetzt nach staatlichen Eingriffen in eine börsenotierte Aktiengesellschaft ruft. Fragt sich, ob und wie die Forderungen umsetzbar wären, ohne dass die OMV gegenüber ihren Kunden vertragsbrüchig würde. Man darf auf die Antwort gespannt sein.
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