Was die neuen Netzentgelte für Strom- und Gas-Kunden bedeuten

Die Netzentgelte werden 2026 nicht mehr so stark steigen wie zuletzt.
Der Strom- und Gasregulator E-Control hat die Höhe der Netzentgelte ab 2026 verkündet. Für die Deckung der Kosten des Gasnetzes zahlen Kunden künftig durchschnittlich 18,2 Prozent mehr, in Niederösterreich sogar um 30,6 Prozent. Bei Strom sind es 1,1 Prozent. Die genaue Höhe variiert je nach Wohnort. Bei Strom führt die E-Control außerdem den „Sonnenrabatt“ ein.
Wie wird die Höhe der Netzentgelte bestimmt?
Strom- und Gasnetzbetreiber melden die Kosten, die ihnen durch den Ausbau, die Instandhaltung oder den Rückbau von Netzen entstehen, an die E-Control. Sie müssen sich dabei an Rahmenbedingungen und Ziele halten. Die E-Control prüft die Einhaltung und die Fortschritte. Die Netzentgelthöhe wird an die Kosten der großen Netzbetreiber angepasst. Da es innerhalb der Bundesländer mehrere Netzbetreiber gibt, und die unterschiedliche Kosten aufweisen, müssen untereinander Ausgleichszahlungen geleistet werden.

Die Höhe der Stromnetzentgelte variiert 2026 sehr stark zwischen den Bundesländern und Landeshauptstädten.
Warum gibt es solche Unterschiede zwischen den Bundesländern?
In manchen Bundesländern findet mehr Netzausbau statt als in anderen, meist verursacht durch den Ausbau erneuerbarer Energie. "Aber auch die Entwicklung der Abgabemengen ist zu berücksichtigen", wie E-Control-Vorstand Alfons Haber erklärt. Dass gerade die Bundesländer, die Erneuerbare stark ausbauen, ihren Bürgern mehr Netzentgelte verrechnen müssen, ist ein großes Problem. "Ganz Österreich profitiert davon, dass etwa in Niederösterreich die Netze stark ausgebaut werden", sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbands PV Austria. Das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) könnte hier Verbesserungen bringen, zwischen den Bundesländern gibt es dazu aber große Auffassungsunterschiede.
Was ist der Sonnenrabatt und was soll er bringen?
Durch den starken Ausbau von Photovoltaik in den vergangenen Jahren entsteht in den wärmeren Monaten jeweils zur Mittagszeit – wenn die Sonneneinstrahlung am größten ist – regelmäßig ein Stromüberangebot. Um das zu nutzen und den Verbrauch stärker in diese Zeiten zu legen, werden künftig von April bis September, täglich von 10 bis 16 Uhr um 20 Prozent niedrigere Netzentgelte verrechnet. Die E-Control will mit dem Rabatt eine einfache Möglichkeit schaffen, von netzdienlichem Verhalten zu profitieren, sagt Haber. Auf der Stromrechnung wird künftig aufgeschlüsselt sein, für wie viel Strom man den Sonnenrabatt erhält.
Warum sind die Gasnetztarife so stark gestiegen?
Durch den zunehmenden Ausstieg aus fossiler Heizung und Warmwasseraufbereitung gibt es immer weniger Gaskunden. Die Größe des Netzes verringert sich aber kaum, gleichbleibende Kosten werden auf weniger Kunden verteilt. Dadurch zahlt der einzelne Kunde mehr. Bei den stark steigenden Gasnetzentgelten schlägt aber auch der Verbrauch 2024 durch, der aufgrund höherer Temperaturen niedriger ausfiel. 2025 wird wieder mehr Gas verbraucht, wodurch die Gasnetzentgelte 2027 weniger hoch ausfallen dürften.

Die Gasnetzentgelte steigen 2026 überall im Land.
Was können Gaskunden gegen die kommende Kostenerhöhung tun?
Für Menschen, die sich ihr Heizsystem nicht aussuchen können, etwa Mieter, ist die Netzgebührenerhöhung bei Gas ein herber Schlag. Sie können nur weniger verbrauchen oder ihren Anbieter wechseln. Haber: „Ein Haushalt in Wien wird 2026 im Schnitt um 77 Euro mehr für Gasnetzentgelte zahlen. Bei einem Anbieterwechsel sind aber Ersparnisse von 200 Euro und mehr möglich.“
Wie kann man Netzentgelte nachhaltig senken?
Dazu gibt es viele Ideen, etwa vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich. Ein staatlich gestützter Infrastrukturfonds oder staatliche Garantien für bessere Kreditkonditionen könnten Verbraucher entlasten. Durch schrittweise Erhöhung der Einspeiseleistung neuer Kraftwerke und eine Plattform für die Vermarktung von Flexibilitäten im Netz könnten dabei helfen, Ausbaukosten zu sparen. "Privatpersonen könnten damit profitieren, wenn sie ein E-Auto zu einem bestimmten Zeitpunkt laden", gibt Immitzer ein Beispiel.
Das Forschungsinstitut Oecolution schlägt weniger Eigenkapitalverzinsung für Netzbetreiber (derzeit 9,58 Prozent) sowie eine Zusammenlegung der Netzbetreiber (114 sind es derzeit bei Strom) vor. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer versichert, dass die Regierung an einer umfassenden Strommarktreform arbeite und Energiepreise dauerhaft senken will. Das ElWG soll ein Schlüssel dazu sein. Im Nationalrat wird es eine Zweitdrittelmehrheit zur Umsetzung brauchen.
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