E-Control: Trotz starkem Erneuerbaren-Ausbau sind Förderungen notwendig

Konstruktion einer Windkraftanlage auf einem Acker.
Laut Regulierer geht sich das Ziel von 100 Prozent Ökostrom bis 2030 aus. Immer mehr Anlagen kehren aber in das Fördersystem zurück.

Zusammenfassung

  • Österreich ist auf Kurs, bis 2030 bilanziell 100 Prozent Ökostrom zu erreichen, für den Erneuerbaren-Ausbau werden aber weiterhin Förderungen benötigt.
  • Photovoltaik-Ausbau liegt über Plan, bei Wind- und Wasserkraft wird ab 2026 eine Beschleunigung erwartet, während erneuerbare Gase kaum vorankommen.
  • Förderungen sollen überdacht, aber nicht gestrichen werden, da größere Kraftwerke weiterhin Investitionssicherheit benötigen.

Österreich befindet sich auf gutem Weg, um bis 2030 bilanziell 100 Prozent des Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu decken. Das geht aus dem EAG-Monitoringbericht hervor, den der Energiemarkt-Regulator E-Control am Dienstag präsentiert hat. Im wasserreichen Vorjahr ist das Land bereits auf 94 Prozent gekommen. Beim Ausbau der Erzeugungskapazität, wie sie das Erneuerbare Ausbau Gesetz (EAG) vorsieht, ist man bei Photovoltaik dem Zielpfad voraus, bei Wind- und Wasserkraft aber auch nicht schlecht unterwegs.

Ab 2026 Beschleunigung bei Windkraft erwartet

E-Control-Vorstand Alfons Haber spricht von einem "guten Jahr". 2.578 Megawatt Erzeugungsleistung aus erneuerbaren Energien wurden zugebaut. Der Großteil davon (2.130 Megawatt) entfällt auf Photovoltaik, 196 MW auf Windkraft, 120 MW auf Laufkraftwerke, 12 MW auf Biomasse, 3 MW auf Biogas. Der Bereich Erneuerbare Gase bleibt ein Sorgenkind. Ihr Anteil am Gasverbrauch ist von 0,14 auf 0,16 Prozent gestiegen. "Allerdings ist das nur darauf zurückzuführen, dass der Gasverbrauch gesunken ist. Hier ist also keine Bewegung ersichtlich", sagt E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Die Biogas-Branche warte sehnsüchtig auf das Erneuerbare-Gase-Gesetz.

2025 gehen große neue Pumpspeicherkraftwerke an das Netz, allerdings wird die Stromproduktion aus Wasserkraft wahrscheinlich wegen geringer Niederschläge zurückgehen. Bei der Windkraft werden für heuer keine großen Sprünge prophezeit. Ab 2026 sollten aber wieder mehr Windkraftwerke errichtet werden. Die im EAG anvisierte Leistungssteigerung um 27 Terawattstunden gegenüber 2020 sei möglich, so Haber.

Viele kehren in den sicheren Hafen zurück

Eine bemerkenswerte Entwicklung im Erneuerbaren-Bereich sei, dass 2024 wieder mehr Erzeugungsanlagen in das Förderregime der OeMAG eingetreten sind, nachdem es seit 2022 mehr Ausstiege gab. Die Abwicklungsstelle für Ökostrom fördert Kraftwerke auf unterschiedliche Arten. "Durch eine Änderung des Förderregimes hat das Ganze an Komplexität gewonnen", so Urbantschitsch. Einige Anlagen werden gemäß dem Ökostromgesetz gefördert, einige nach dem EAG. Für kleinere Anlagen unter 500 kW Leistung gibt es außerdem die Marktpreis-Bilanzgruppe.

Förderungen überdenken, aber nicht ganz streichen

Bei der Förderung versucht sich der Gesetzgeber dem Strommarkt anzupassen. Ganz gelingt das nicht. Photovoltaikanlagen können etwa an sonnigen Tagen immer noch mit voller Leistung einspeisen und erhalten dafür eine monatlich konstante Vergütung, während am Markt bereits Negativpreise herrschen. Im Grunde wäre es angebracht, bei Negativpreisen keine Vergütungen mehr zu bezahlen, so Urbantschitsch.

Förderungen ganz zu streichen, empfiehlt der E-Control-Vorstand nicht. "Bei kleinen PV-Anlagen wird eine Förderung zukünftig nicht mehr notwendig sein, oder wenn schon, dann nur in Kombination mit Speichern." Größere Kraftwerke jedoch benötigten Investitionssicherheit für Anlagenbetreiber und Investoren. Ihre Kosten stiegen durch Inflation und knapper werdende Flächen. Ohne Förderungen seien Geschäftsmodelle schwer umzusetzen.

Wie sich Entwicklungen auf Strompreise auswirken

Nachdem Stromkunden drei Jahre lang nicht direkt für die Erneuerbaren-Förderung bezahlen mussten, sind 2025 wieder dafür vorgesehene Netzentgeltanteile fällig. Ein durchschnittlicher Haushalt bezahlt etwa 60 Euro pro Jahr dafür. Langfristig soll der Erneuerbaren-Ausbau die Strompreise für Endkunden senken. Momentan könne man am ehesten von günstiger Erzeugung profitieren, wenn man dynamische Tarife (Floater) nutze und sein Verbrauchsverhalten auf günstige Zeiten ausrichte, so Urbantschitsch.

Bei Netzentgelten sparen kann man durch die Teilnahme an Erneuerbaren Energiegemeinschaften. Ihre Anzahl (derzeit über 3.800) steigt rasant.

Grafik zum Wachstum Erneuerbarer Energiegemeinschaften in Österreich.

Erneuerbare Energiegemeinschaften haben sich in den vergangenen zwei Jahren rasant vermehrt.

Basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit müssten nun die gesetzlichen Grundlagen für Energiegemeinschaften adaptiert und in anderen Bereichen klare Regelungen gefunden werden, sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Gerade für Energiegemeinschaften seien zeitnahe und korrekte Abrechnungsdaten wichtig. Doch obwohl die Smart-Meter-Abrechnung abgeschlossen sei, seien Daten nicht immer zu 100 Prozent verfügbar. "In diesem Bereich hätte die ElWG-Novelle entsprechende Klarstellungen liefern sollen", bedauert Urbantschitsch das noch immer fehlende Gesetz.

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