Erneuerbare produzieren weltweit erstmals mehr Strom als Kohle

Windkraftwerke in chinesischer Hügellandschaft.
Zusammenfassung
- Erneuerbare Energien haben im ersten Halbjahr 2025 weltweit erstmals mehr Strom produziert als Kohlekraftwerke, vor allem dank starkem Photovoltaik-Ausbau.
- Die Internationale Energieagentur prognostiziert eine Verdopplung der weltweiten Erzeugungskapazität erneuerbarer Energien bis 2030, wobei Photovoltaik 80 Prozent des Zuwachses ausmachen soll.
- Der massive Ausbau erneuerbarer Energien erhöht den Druck auf Stromnetze und Hersteller, während sinkende Gewinnmargen und Investitionen insbesondere China betreffen.
Bei der Stromerzeugung vollzieht sich ein gewaltiger Wandel, wie zwei neue Berichte zeigen. Die Internationale Energieagentur bescheinigt Wasser-, Wind-, Solar- und Biokraft in einer neuen Prognose ein enormes Wachstum in den kommenden fünf Jahren. Der britische Energiewende-Thinktank Ember stellt fest, dass erneuerbare Energien im ersten Halbjahr 2025 weltweit erstmals mehr Strom produziert haben als Kohlekraftwerke.
"Sehen entscheidenden Wendepunkt"
Vor allem durch einen starken Ausbau bei Photovoltaik hat die Stromproduktion durch Erneuerbare in der ersten Jahreshälfte um 363 Terawattstunden um 7,7 Prozent auf ingesamt 5.072 TWh zugelegt. Die Stromproduktion mit Kohle hat im selben Zeitraum um 31 TWh auf 4.896 TWh abgenommen. Der Anteil erneuerbarer Energie an der weltweiten Stromproduktion ist damit von 32,7 Prozent auf 34,3 Prozent gewachsen, jener von Kohle von 34,2 Prozent auf 33,1 Prozent gesunken.
"Wir sehen die ersten Zeichen eines entscheidenden Wendepunkts. Solar und Wind wachsen nun schnell genug, um den weltweit wachsenden Stromhunger zu stillen", sagt Ember-Analystin Malgorzata Wiatros-Motyka. Während der weltweite Energiebedarf im ersten Halbjahr 2025 um 2,6 Prozent um 369 TWh gestiegen ist, konnten Solar (plus 306 TWh) und Wind (plus 97 TWh) diesen Anstieg mehr als kompensieren.
Beim Solar-Ausbau wurde ein neuer Rekordwert aufgestellt. China ist dabei für 55 Prozent verantwortlich. Auf die USA entfallen 14 Prozent, auf die EU 12 Prozent.
Als würde man China, EU und Japan hinzufügen
Bei der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit wird sich die Erzeugungskapazität durch erneuerbare Energien bis 2030 verdoppeln, berichtet die Internationale Energieagentur (IEA). Der Leistungsanstieg in den kommenden fünf Jahren soll 4.600 Gigawatt betragen. Das ist so viel, als würde man dem globalen Energiemix alle Kraftwerke von China, der EU und Japan hinzufügen.
"Photovoltaik ist auf Kurs, um 80 Prozent zu diesem Anstieg beizutragen", sagt IEA-Direktor Fatih Birol. Abgesehen von bereits etablierten Wachstumsmärkten soll PV vor allem in Saudi-Arabien, Pakistan und mehreren südostasiatischen Ländern stark ansteigen. Gegenüber ihrer Prognose aus dem Vorjahr musste die IEA einige Anpassungen vornehmen. In Europa ist es eine Anpassung nach oben. Der Kontinent soll bis 2030 um 3 Prozent mehr erneuerbaren Strom erzeugen als zuletzt erwartet. In den USA hingegen werden es durch die Politik der neuen US-Regierung voraussichtlich um 45 Prozent weniger sein.
Druck auf Stromnetze und Hersteller erhöht
Der massive Ausbau erneuerbarer Energie erhöht laut IEA den Druck auf die Stromnetze. In immer mehr Märkten kommt es teilweise zu negativen Preisen und notwendigen Spitzenkappungen. Die Produktion neuer Komponenten für Solar- und Windkraft läuft auf Hochtouren. Die wirtschaftliche Lage für die Hersteller ist aber zunehmend schwieriger. Die Gewinnmargen der größten Unternehmen sind durch Preissenkungen um rund 10 Prozent geschrumpft.
Sinkende Gewinnaussichten haben auch Investitionen in den Photovoltaiksektor verringert. Davon betroffen ist vor allem China, das den Erneuerbaren-Bereich in mehrfacher Hinsicht dominiert. Bei der Gewinnung von seltenen Erden hat China einen Marktanteil von 60 Prozent, bei der Verarbeitung sind es 90 Prozent. 90 Prozent der Magneten, die man für Windturbinen benötigt, werden in China hergestellt.
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