GameStop: Wie junge Menschen einen Großinvestor um Milliarden bringen

GameStop: Wie junge Menschen einen Großinvestor um Milliarden bringen
Melvin Capital setzte darauf, dass die Aktie des Videospiel-Händlers GameStop sinken würde. Tausende junge Menschen wollen das verhindern und kaufen seither wie verrückt.

An der US-Börse spielt sich seit knapp einer Woche ein unglaubliches Duell ab: Ein Hedgefonds mit knapp 12,5 Milliarden US-Dollar Verwaltungskapital gegen mehrere Tausend blutjunge Hobby-Anleger, die sich in einem Online-Forum versammeln. Beide Seiten kämpfen um den Börsenkurs des strauchelnden GameStop-Konzerns. Was wie ein ungleiches Duell wirken mag, hat etwas von David gegen Goliath: Denn der Großinvestor muss inzwischen um seine Milliarden bangen.

Was ist passiert?

Dem bekannten Videospielhändler GameStop geht es schlecht. Die internationale Kette mit mehr als 5.000 Shops und knapp 50.000 Angestellten ist vor allem auf den An- und Verkauf von gebrauchten Videospielen, Konsolen und Gaming-Zubehör spezialisiert. Deshalb litt sie schon länger darunter, dass Kunden heutzutage immer häufiger Onlinekäufe abschließen und ihre Spiele einfach herunterladen. Die Corona-Krise mit ihren weltweiten Lockdowns hat die negative Entwicklung aber nochmals beschleunigt.

Mehrere große Investoren haben deshalb sozusagen darauf gewettet, dass der Kurs der GameStop-Aktie in den nächsten Wochen noch weiter sinken wird. Man nennt diesen Vorgang Shortselling: Die Großanleger entdecken Aktien, die sie für überbewertet halten. Mithilfe von Leerverkäufen profitieren sie in weiterer Folge davon, wenn deren Kurs tatsächlich sinkt. In besonders großem Ausmaß hat sich der US-Hedgefonds Melvin Capital am Shortselling der GameStop-Aktie beteiligt. 

GameStop: Wie junge Menschen einen Großinvestor um Milliarden bringen

GameStop ist aber eine vor allem bei jungen Menschen sehr beliebte Firma (kein vergleichbar großer Händler kauft gebrauchtes Gaming-Zubehör). Zudem bringt das Internet vor allem während der Corona-Pandemie, wenn die Langeweile im Lockdown eintritt, ganz besondere Phänomene hervor. So kam es, dass im Verlauf der vergangenen Woche auf dem Online-Portal reddit in einem Forum für junge Hobby-Spekulanten namens r/wallstreetbets mehrere User dazu aufriefen, GameStop-Aktien zu kaufen - um den Kurs des angeschlagenen Konzerns zu retten und den Großinvestoren Verluste zu bescheren.

Von 20-Jährigen um Milliarden gebracht

Das gelang ausgesprochen gut. Seit Mitte Jänner sprang die sich auf Talfahrt befindende Aktie von 18 auf inzwischen mehr als 360 US-Dollar. Für Melvin Capital ist das ein gewaltiges Problem: Dort hat man infolge dieses Börsen-Duells innerhalb von weniger als zwei Wochen knapp drei Milliarden US-Dollar Verlust gemacht.

Der Trend scheint dabei kaum aufhaltbar zu sein: Die jungen Menschen sehen sich durch den steigenden Kurs und die damit einhergehende Berichterstattung bestärkt, immer mehr von ihnen schwärmen auf reddit, um sich Tipps abzuholen, zu investieren und anschließend an ihren Wertpapieren festzuhalten.

GameStop wird es freuen: Ihr Kurs steigt weiter und weiter, sodass am Dienstagabend sogar Tesla-Chef Elon Musk, seit kurzem immerhin der reichste Mann der Welt, auf Twitter den Link zu r/wallstreetbets teilte und den Ansturm damit nur noch verschärfte.

Für die jungen Anleger geht es inzwischen um mehr als nur die Rettung einer für sie nostalgisch wertvollen Firma. Die Menschen, die sich auf reddit versammeln, sind zu einem Großteil weit unter dreißig und betreiben das Spekulieren als Hobby, als Nebenerwerb. Nun spürt diese online-affine Generation zum ersten Mal, welche Macht sie auf den Markt ausüben kann, wenn sich nur genug von ihnen hinter einer Sache versammeln.

Das Spiel mit der GameStop-Aktie ist für sie inzwischen ein rebellischer Akt gegen das Wall-Street-Establishment geworden. Ihr Ziel ist es, wie aus mehreren Posts in dem Forum ersichtlich wird, Melvin Capital in den Ruin zu treiben. Sollte es gelingen, kann man davon ausgehen, dass das nicht der letzte Angriff auf die Börsen-Elite gewesen sein wird.

 

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