Spielt China heuer bei der Fußball-Europameisterschaft mit? Ein Blick auf die Sponsorenliste der UEFA EURO 2024 lässt diesen Eindruck durchaus zu. Gleich fünf der 13 offiziellen Top-Sponsoren des vom 14. Juni bis 14. Juli stattfindenden Fußball-Happenings in Deutschland sind chinesische Unternehmen.
Diese beweisen einen starken Zug zum gegnerischen Tor. Denn der Hauptsponsor ist auch heuer ein Autobauer, kommt aber nicht aus Wolfsburg, sondern aus Shenzhen: Der stark expansive Elektroautohersteller BYD („Build Your Dreams“) bremste zum Entsetzen vieler Deutscher Lokalmatador Volkswagen aus. Dass just im eigenen Land chinesischen Rivalen die Tribüne überlassen wurde, sorgte für breite Debatten.
Lesen Sie, welche China-Marken noch bei der EM vertreten sind, warum andere die Großveranstaltung lieber meiden und warum Nike gegen Adidas im Ausstatter-Duell die Nase vorne hat.
BYD ist also heuer der Hauptsponsor. Die deutschen Autobauer VW, BMW oder Mercedes hatten aber angeblich nicht einmal Angebote abgegeben. „Für den chinesischen Autobauer ist diese Werbeplattform im Kernland der europäischen Fahrzeugkonkurrenz und in einem der Kernländer des westlichen Lieblingssports Fußball natürlich ein Sechser im Lotto“, kommentierte die Süddeutsche Zeitung. TV-Präsenz in ganz Europa dürfte die noch niedrigen Absatzzahlen in Europa steil in die Höhe treiben.
Chinas eCommerce-Riese Alibaba ist gleich mit zwei Marken – Aliexpress und Alipay – präsent und nutzt Fußball-Star David Beckham als Markenbotschafter. Auch Hisense und Vivo sponsern die EM. Mit Adidas, Engelbert Strauss und Lidl nutzen nur drei deutsche Marken die weltweite Aufmerksamkeit.
Politisch heikle Zeit
Einer der Gründe für die Zurückhaltung ist laut Sponsoring-Experten die zunehmend heikle Verflechtung von Sport und Politik. So hätte schon die Austragung der Fußball-WM in Katar ein ethisch-moralisches Dilemma für die Sponsoren aufgezeigt, wenn sie plötzlich politische Haltung demonstrieren sollten.
Sportliche Großereignisse stellen bei den aktuell vielen Krisenherden und politischen Konflikten immer ein potenzielles Risiko für die Werber dar. Schon Kleinigkeiten können reichen, um eine Marke zu diskreditieren.
Davon weniger betroffen ist Langzeit-Sponsor Coca-Cola, der seit 1988 noch bei jeder EM-Endrunde als Sponsor dabei war. Der Getränkeriese macht gute Geschäfte: Der Sponsoringvertrag mit der UEFA umfasst neben den exklusiven Schankrechten für die zehn Stadien, Fanzonen und Fan Villages während des Turniers auch eine Präsenz auf den LED-Werbebanden und digitale Rechte.
Offizieller „Bierpartner“ in den deutschen Stadien ist dann doch ein nationaler Brand. Die deutsche Familienbrauerei Bitburger löste Heineken als UEFA-Euro-Partner ab. Nationale Sponsoren sind auch die Deutsche Bahn, die Deutsche Telekom, Ergo und Wiesenhof.
Nike vor Adidas
Bleibt noch das Match der Ausrüster. Dabei hat heuer der weltgrößte Sportkonzern Nike die bessere Aufstellung. Gleich neun der 24 EM-Teams laufen in Nike-Trikots auf, darunter Mit-Favoriten wie Kroatien, Frankreich und England. Das Eröffnungsspiel am 14. Juni in München wird mit Deutschland gegen Schottland ein reines Adidas-Duell. Überhaupt trifft die deutsche Elf in ihrer Gruppenphase auf keine Nike-Trikots.
Das entbehrt nicht einer skurrilen Note, denn schließlich ziehen sich die Deutschen ab 2027 selbst Nike-Shirts über. Der Ausstatter-Wechsel des Deutschen Fußballbundes (DFB) von Adidas zu Nike nach 70 Jahren sorgte für massive Kritik in der Öffentlichkeit. Laut Handelsblatt legt Nike bis zu 100 Mio. Euro dafür pro Jahr auf den Tisch – doppelt so viel wie Adidas. An der Börse konnte Nike vom Leiberltausch profitieren, während Adidas mit den deutschen EM-Trikots Spott und Häme erntete.
Einerseits gefiel das Auswärtstrikot in der Farbe Pink-lila nicht allen und dann sorgte die an Nazi-Symbolen erinnernde Rückennummer 44 für Wirbel. Das Shirt wurde zurückgezogen. Adidas muss nun als einer der Hauptsponsoren der EM auf ein erfolgreiches Turnier hoffen.
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