Nike statt Adidas: Aufregung trotz Geldregens beim DFB
Was auch immer der Deutsche Fußball-Bund angreift, es scheint im Moment für Unruhe zu sorgen. Nach der verpatzten WM in Katar mit der Diskussion um die Regenbogen-Kapitänsbinde, einem Teamchef-Wechsel zu Julian Nagelsmann, der bisher von vier Partien nur eine gewinnen konnte, waren es zuletzt pinke Trikots für die Heim-EM, die bei Traditionalisten nicht gut ankamen.
Das neueste Kapitel allerdings scheint noch deutlich brisanter zu werden: Wie man am Donnerstagabend bekannt gab, trennt sich der DFB nach über 70 Jahren vom deutschen Ausrüster Adidas. Ab 2027 werden die deutschen Kicker in den Dressen von US-Gigant Nike auflaufen.
Ein schwerer Traditionsbruch mit einem heimischen Unternehmen. Bereits beim ersten WM-Titel 1954 hatte Adidas die Deutschen mit Schuhen ausgestattet. Allerdings: Sollten die Informationen des Handelsblatt stimmen, so war der Deal aus wirtschaftlicher Sicht alternativlos. Demnach überweisen die Amerikaner dem DFB 100 Millionen Euro pro Jahr.
Adidas zahlte die Hälfte an den größten Sportverband der Welt, der das Geld dringend braucht. Beim letzten Finanzbericht verzeichnete man ein Minus von 33,5 Mio. Euro. Das jeweils vorzeitige Aus bei den jüngsten Großereignissen sorgte für massive Einbußen bei der Vermarktung der Männer-Nationalmannschaft, der Cashcow des Verbandes. Dazu kommt die Errichtung einer neuen Verbandszentrale um 180 Millionen Euro sowie die kostspielige Trennung von Bundestrainer Hansi Flick im Vorjahr.
SPD: "Kommerz vernichtet eine Tradition und ein Stück Heimat"
Der Ausrüster-Wechsel hat dennoch hohe Wellen geschlagen. Vize-Kanzler Robert Habeck von den Grünen sagt: „Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht.“ Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) monierte: „Das halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet.“
Skurril wirkt der Vorstoß von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), der sagt: „Der Weltmeister trägt Adidas und nicht irgendeine amerikanische Fantasiemarke“. Sollte er mit dem Weltmeister Argentinien meinen, hat er natürlich Recht. Die „Fantasiemarke“ Nike meldete 2023 übrigens 51 Milliarden Dollar Jahresumsatz.
Die neuen Leiberl sind allerdings Zukunftsmusik. Bis inklusive 2026 trägt man noch die drei Streifen. Auch am Samstag beim ersten von vier EM-Tests in Lyon gegen Frankreich (21 Uhr, live Puls4). Dabei wird man erstmals im neuen traditionellen weißen Trikot von Adidas auflaufen. Mit Rückkehrer Toni Kroos von Real Madrid in der Startelf. Bei der „Equipe Tricolore“ verpasst Antoine Griezmann das erste Mal seit November 2016 und 84 Partien hintereinander wieder ein Länderspiel.
Am Dienstag werden die Deutschen dann in Frankfurt gegen die Niederlande erstmals das neue pinke Dress überstreifen.
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